Bürgerinitiative (BI) Wichernschule darf nicht siegen

Zu den Aussagen der BI kann ich folgendes feststellen:

BI und andere Parteien im Stadtrat behaupten, hier bestehe die Gefahr, ein "funktionierendes Schulsystem" zu zerschlagen.
Dazu muss man wissen, dass die Wichernschule seit Jahren keine eigenständige Schule und damit nicht mehr ein funktionierendes Schulsystem mit eigener Schulleitung und Lehrerschaft ist Die Schule wurde mit einem einstimmigen Ratsbeschluss aufgelöst und als Zweigstelle der Augustaschule in Hervest-Dorsten, Halterner Straße, weitergeführt.

Der Hauptstandort Augustaschule und die Zweigstelle Wichernschule steuern inzwischen auf eine Einzügigkeit zu. Das ist bei Grundschulen in besonderen Lagen (z.B. Deuten, Östrich) durchaus hinnehmbar. In Stadtlagen wie hier ist ein solcher Verbund aus pädagogischen und organisatorischen Gründen nur mit erheblichem Mehraufwand für Schulleitung und Lehrerschaft zu bewältigen. Die Zusammenarbeit der Lehrer- und vor allem der Elternschaft wird bei zwei Standorten mehr als erschwert. Das trifft auch in besonderem Maße für die Schülerschaft zu.

Der Schulweg aus dem Marienviertel dürfte auch keine Rolle spielen. Die Augustaschule ist ohne Probleme zu Fuß für Grundschulkinder aus dem Marienviertel zu erreichen. Die Stadt erstellt bei Bedarf einen Schulweggrundplan, der den sicheren und ungefährlichen Schulweg zur Schule ausweist. Wird dabei eine Entfernung von 2 km (einfache Entfernung) überschritten, zahlt die Stadt den Eltern die notwendigen Schülerfahrtkosten.

Warum also will sich die BI von der Augustaschule separieren? Auch die BI weiss, dass bei einem (mindestens) zweizügigen Schulsystem an einem Standort alle Beteiligten nur profitieren können.
Während meiner beruflichen Tätigkeit im Bereich der Dorstener Schulen konnte ich immer wieder feststellen, dass (deutsche) Eltern Schulen in sog. sozialen Brennpunkten oder Schulen, die von Schüler/innen mit Migrationshintergrund besucht werden, meiden. Da die Augustaschule - die im übrigen hervorragende Integrationsarbeit leistet - nach Einschätzung vieler Eltern in dieses Schema passt, wird die Schule unter allen Umständen von bestimmten Eltern gemieden. Das geht so weit, dass schon heute viele Eltern aus dem Bereich Hervest-Dorsten ihre Kinder an der Augustaschule vorbei zu anderen Grundschulen fahren (soviel zum Thema kurze Beine- kurze Wege).
Das ist nach meiner Meinung für die BI ein ausschlaggebender Punkt, für den Erhalt der Zweigstelle Wichernschule zu kämpfen. Damit ihre Kinder nicht die Augustaschule besuchen müssen.

Für die Augustaschule selbst entsteht bei einer Festschreibung des Standortes Wichernschule eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Die Schule geht, wie gesagt, selbst auf die Einzügigkeit zu. Die Möglichkeit, dass diese Schule dann (zugunsten der Wichernschule?) aufgelöst wird, kann kein/e Bürger/in in Hervest-Dorsten und darüber hinaus wollen! Die Schule ist saniert und kann 3 volle Grundschulzüge aufnehmen!

Und noch etwas: Es wird suggeriert, bei einem Erhalt der Zweigstelle Wichernschule könnte ja mit einem Anbau der von-Ketterler-Schule geholfen werden. Wer glaubt denn bei dieser Finanzlage der Stadt, dass die Kommunalaufsich einen solchen Unsinn für rd. 150.000 €/Jahr (Zinsen und Tilgung), eingenommen über eine Erhöhung der Grundsteuer B, genehmigt? Oder soll der Betrag durch Einsparungen an anderer Stelle, etwa im Sportbereich, hereingeholt werden? Wobei nebenan ohne Probleme ein Schulgebäude leergezogen werden kann?
Es ist sehr schade, dass Bürgerinitiativen heute nicht mehr verpflichtet sind, mit einem Antrag auch gleichzeitig einen entsprechenden Finanzierungsvorschlag unterbreiten zu müssen. Nach dem äußerst hilfreichen Motto, wer bestellt, muss auch für die Finanzierung sorgen. Der Spuk wäre schnell vorbei.

Was sagen die Bürger in den Stadtteilen, die nicht direkt von der Zielsetzung der BI Wichernschule betroffen sind, z.B. also in Rhade, Lembeck, Wulfen, Altendorf-Ulfkotte, sehr wohl aber von einer Steuererhöhung oder Einsparungen an anderer Stelle? Wenn das hier Schule machen sollte, dann gute Nacht Dorsten. Eine echte demokratische Bürgerentscheidung liegt doch wohl nur dann vor, wenn über den Antrag einer Bürgerinitiative bei gleichzeitigem Finanzierungs- oder Einsparvorschlag von der gesamten Bürgerschaft entschieden werden kann.

Fazit: Bei einem positiven Ausgang der Wahl im Sinne der BI genießt diese Gruppe einen erheblichen Vorteil, während die Gesamtbürgerschaft (und hier vor allem Kinder an Schulen, die es auch sonst in unserer Gesellschaft schon schwer genug haben) für diesen Vorteil gerade stehen und eine Steuererhöhung oder Einsparungen an anderer Stelle in Kauf nehmen müssen.
Deshalb: Gehen Sie zur (Brief-) Wahl und stimmen Sie mit Nein!

Autor:

Josef Kemper aus Dorsten

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