Geschichts-AG des Westfalen-Kollegs erhält Heinrich-Schmitz-Preis

Für ihr ehrenamtliches soziales Engagement im Stadtbezirk Innenstadt-West wurde der Geschichts-AG des Westfalen-Kollegs am Freitag, dem 01.07.2016, der mit 1.000 Euro dotierte Heinrich-Schmitz-Preis verliehen.
Heinrich Schmitz, der Namensgeber für diesen Preis, war ein außergewöhnlicher Lehrer des 19. Jhds., der auch nicht davor zurückschreckte von der preußischen Obrigkeit eine konsequente Schulpolitik einzufordern. Zum fünften Mal fand die Verleihung dieser Auszeichnung im feierlichen Rahmen im Westfälischen Industrieklub statt. Die Reden des Bürgermeisters Manfred Sauer, des Bezirksbürgermeisters Friedrich Fuß und des Laudators Dr. Schlensker hoben die Notwendigkeit des ehrenamtlichen Engagements für das Funktionieren einer demokratischen Gemeinschaft hervor, aber auch das Gebot der Menschlichkeit und Empathie, das sowohl dem „Edlen Menschenfreund Heinrich Schmitz“, so seine Grabinschrift, gerecht werde als auch in der aktuellen Situation der Flüchtlingskrise das Gebot der Stunde sei. Ferner verwiesen alle Redner auf die Bedeutsamkeit einer Erinnerungskultur für eine funktionierende Demokratie.

Ausgezeichnet wurde neben zwei anderen Dortmunder Schulen die Geschichts-AG des Westfalen-Kollegs für ihr vielfältiges Engagement in der historischen Erinnerungsarbeit. So fanden z. B. Gespräche mit diversen ZeitzeugInnen statt – es sprachen Überlebende verschiedener KZs, aber auch eine Nachfahrin einer Teilnehmerin des Kindertransports, ein durch falsche NS-Identität Überlebender und ExilantInnen. Nach einem dieser Gespräche entstand bei Studierenden der Wunsch eine Studienfahrt nach Auschwitz durchzuführen, die 2013 stattfand. Im Rahmen der Vorbereitung dieser Fahrt fragte eine andere Studierende an, ob sich nicht jüdische MitbürgerInnen aus der unmittelbaren Nachbarschaft finden ließen, für die das Westfalen-Kolleg dann die persönliche Erinnerungsarbeit übernehmen könnte.
So kam es zum Stolpersteinprojekt an der Rheinischen Straße. Bisher hat die Geschichts-AG sechs Steine gelegt, weitere sind in Vorbereitung. Es handelt sich dabei um Mitglieder der Familien Jordan (Rheinische Straße 56) und Neugarten (Rheinische Straße 29). Im Schulgarten wurde ein sogenannter KZ3-Apfelbaum gepflanzt. Mit einer neben dem Baum angefertigten Installation hat eine weitere Studierende des Westfalen-Kollegs einen Ort für das Gedenken an diese Familien geschaffen.
Die Begegnungen, u. a. mit Nachfahren der Familie Jordan, zu denen es im Rahmen dieser Erinnerungsarbeit kam, waren für alle Beteiligten sehr bewegend. Diese Beschäftigung mit der Geschichte anhand persönlicher Schicksale einzelner von den Nationalsozialisten verfolgter, vertriebener und/oder ermordeter Dortmunder Bürger jüdischen Glaubens ist zugleich eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen Stadt und des Umfelds der Schule und soll in nächster Zeit weitergeführt werden, unter anderem mit einem Filmprojekt und durch die Erstellung von QR-Codes. So öffnet sich Stadteilgeschichte allen Interessierten. Es gibt noch viel zu erinnern in der Rheinischen Straße, die Geschichts-AG des Westfalen-Kollegs wird weiter aktiv an diesem Prozess teilhaben.

Das Abitur kann man übrigens am Westfalen-Kolleg zwei Mal im Jahr nachholen, zum Sommertermin (gemeinsam mit den Gymnasien) und zum Wintertermin, zu dem nur die Kollegs das Abitur abnehmen. Zum neuen Semesterbeginn am 24. August 2016 sind sowohl in den Bildungsgängen „Kolleg“ und „Abendgymnasium“ als auch in „Abitur-online“ noch Plätze frei. Informationen finden Sie unter: www.westfalenkolleg-dortmund.de oder 0231/13 90 50.

Autor:

Clemens Brust aus Dortmund-City

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