Das Phänomen Peter Inhoven: Schöpfergeist, Schlagfertigkeit, Spürsinn

Metzgerei ist für Inhoven ein Stück Kulturgut. Foto Anké Hunscha
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Peter Inhoven ist ein Phänomen. Nicht nur, dass er dem ehrbaren Handwerk des Metzgers wieder ein positives Image verschafft hat, nein, er schaffte es sogar durch seine leidenschaftliche Kreativität an die Seite von Top- und Sterneköchen. Seine Shows sind ein einziges Wursten, Kochen und Genießen. Der Metzger mit dem unverkennbaren Aussehen. Der Zopf, seine Yves Saint Laurent Nerd-Brille und seine Jacke mit Litzen sind neben seinen Würsten die bedeutenden Markenzeichen.

Bei der Begrüßung packt der Peter Inhoven kräftig zu. Halt wie ein Handwerker, der immer robust zupacken muss. Seine sympathisch-charmante Art zieht einen in den Bann und wenn er so schelmisch sagt: „Bitte aber keinen investigativen Artikel“, dann ist klar, dass zwar aus dem Nähkästchen geplaudert, aber keine Geheimnisse preisgegeben werden. Der Metzgersohn in der dritten Generation ist ein wortgewandter, intelligenter jedoch ein wenig exzentrischer Typ. Doch was er so von sich gibt, nimmt man ihm ab. „Ich habe eine enge Verbundenheit zu meinem Viertel“, sagt er.

Ein Stück Kulturgut
„Ich lebte immer in einer heilen Welt, besuchte das Benrather Schlossgymnasium, beschnupperte in verschiedenen Betrieben „mein“ Handwerk, bis ich in Münster im Handwerksbildungszentrum meinen Meister absolvierte“, beschreibt er seinen Weg. Ihn zieht es immer wieder an den Tresen seiner Metzgerei in Düsseldorf-Wersten zurück. Für Inhoven sind die Atmosphäre und der Geruch der Metzgerei wie das Schnuppern von Stallgeruch. „Wenn ich von Reisen zurückkomme muss ich in meine Metzgerei, für mich ist es ein Stück Kulturgut, das mich geprägt hat“, meint der Wurstschöpfer.

Ehrbares Handwerk
Für Peter Inhoven war schnell klar, dass er nicht sein Leben lang in der Wurstküche oder am Tresen verbringen wird. Nach seiner Ausbildung bei der Metzgerei Dömkes, die er um ein Jahr verkürzt hat, nahm er die Arbeit im elterlichen Betrieb auf. Nach gut zwei Jahren übernahm er die Metzgerei auf der Werstener Dorfstraße. „Von da ab war ich auf der Suche nach tollen Inhalten, um das ehrbare Fleischerhandwerk nach vorne zu bringen“, erzählt er. Zu der Zeit war das Image der Metzger durch Skandale im Keller, Supermärkte und Discounter sorgten für den Rest. Seine Schwiegermutter stellte abfällig fest: „Der Metzger kommt gleich nach dem Tankwart!“ Inhoven begab sich an die Arbeit.

Shanghai-Tiger
Er experimentierte, er wollte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln das Berufsethos hochhalten. „Es sollte mit kreativen Alternativen das Gegenstück zur klassischen Tradition geboten werden. Für mich war es wichtig, die Qualität herauszuarbeiten, um somit das Handwerk zu stützen und zu fördern“, veranschaulicht der Kultmetzger sein Bestreben. Er stellte mit seiner Wurstkreationen alles bisher Dagewesene auf den Kopf. Es gab keine Grenzen, aus der Wurstmaschine lief Brät das neben bestem Fleisch, übrigens nur von ausgesuchten Lieferanten, auch Whiskey, Malzbier, Alt, Birne, Honig, Minze, Killepitsch, Chili, Rote Beete oder Fenchel enthielt. Und die Würste tragen Namen wie Shanghai-Tiger, Politbüro oder die Transsilvanische.

Der Fleischstylist
Sein Handwerk zu demonstrieren und zu praktizieren ist ihm gelungen. Mit den gut 150 Veranstaltungen im Jahr ist sein Kämpfen, das Image des Metzgerhandwerks zu verbessern aufgegangen. „Ich präsentiere die Wurstkreationen und auch die exzellenten Fleischstücke in einer regelrechten Show“, meint der Fleischstylist und ergänzt, „das Metzgerhandwerk muss nicht langweilig sein.“ Er ist stolz, zwischen all den Sterneköchen zu hantieren und er zeigt gerne, was Genuss ist. Seine Fachkenntnisse, sein Engagement und sein Bemühen nach mehr Qualität gibt er gerne an seine Auszubildenden weiter. Nicht ganz überraschend ist, dass diese jungen Leute überdurchschnittlich gut ihre Ausbildung abschließen. Seine beiden letzten sind sogar akademisch vorbelastet. Michael Theil (29) und Alexander Bohn (23) sagten der Uni ade und entschlossen sich eine Fleischerausbildung zu machen. Grundsätzlich ist ihm die Schulbildung egal. „Ich sehe den Leuten an, ob sie innerlich brennen“, sagt er. Er versichert, dass er den Weg aufzeigt, der schließlich den jungen Menschen die Möglichkeit verschafft, weltweit Arbeit zu finden.

Zertifikat für Nachwuchsförderung
Für seine außergewöhnlichen Dienste für das Handwerk und seine kontinuierlich gute Ausbildungsarbeit in über 30 Jahren ist Peter Inhoven mit dem "Zertifikat für Nachwuchsförderung der Bundesagentur für Arbeit" ausgezeichnet worden.
Peter Inhoven ist schöpferisch, schlagfertig und hat einen absoluten Spürsinn für Trends. Er ist schlichtweg ein Phänomen in dieser Branche. Wie sagt der Wurstschöpfer so schön: „Das ehrbare Handwerk muss Vorrang haben.“ Damit meint er das Fleischerhandwerk, dem er ein neues Image verpasst hat. „Und es zeigt ebenfalls“, so der Kult-Metzger, „dass der Beruf auf dem Weg ist, eleganter und exklusiver zu werden.“

Metzgerei ist für Inhoven ein Stück Kulturgut. Foto Anké Hunscha
Hält das ehrbare Fleischerhandwerk hoch: Peter Inhoven. Foto Anké Hunscha
Autor:

Peter Frank aus Düsseldorf

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