Aufreger: Nur Luxuswohnungen am Waldrand?

Zum Teil stehen die Häuser auf dem Gelände schon lange leer, das ehemalige Stiftsgebäude wurde jedoch modernisiert und ist noch bewohnt.
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  • Zum Teil stehen die Häuser auf dem Gelände schon lange leer, das ehemalige Stiftsgebäude wurde jedoch modernisiert und ist noch bewohnt.
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Auf dem ehemaligen LVA-Gelände an der Ernst-Poensgen-Allee sollen Luxuswohnungen entstehen. Die rund 100 Menschen, die dort wohnen, wurden bisher jedoch nicht informiert. Der Standort würde sich aber auch gut für Familien eignen, denn in nächster Nähe liegen an der Graf-Recke-Straße drei Schulen. Dafür müsste aber der Mietpreis bezahlbar sein. Der Investor will dort aber keinen Sozialwohnungsbau.

CDU Grafenberg fordert Wohnungen in allen Preisklassen

Der Investor Grafental GmbH hat das Grundstück von der LVA-Rheinprovinz 2014 erworben und will auf dem Gelände Luxuswohnungen errichten. Rechtlich gesehen dürfen dort 34 Wohneinheiten gebaut werden, der Investor möchte jedoch 80 bis 190 Wohnungen im Luxussegment bauen.
Die CDU Grafenberg fordert dagegen bezahlbaren Wohnraum für Grafenberg. Der Vorsitzende der CDU Grafenberg, Hanno Bremer, sagt: "Wir fordern das Handlungskonzept Wohnen auch für Grafenberg ein. Bürgerinnen und Bürger mit einem normalen Durchschnittseinkommen sollen auch in Grafenberg ihre Heimat finden."
Das Handlungskonzept Wohnen sieht beispielsweise einen Anteil von 10 bis 20 Prozent preisgedämpften Wohnungsbau mit einer Nettokaltmiete von 9,60 Euro pro Quadratmeter (Basis 2016) vor. Es soll in Grafenberg jedoch keine Anwendung finden, sondern an eine andere Stelle außerhalb des Stadtbezirkes verlagert werden. "Das ist völlig unverhältnismäßig. Wir Grafenberger sprechen uns ausdrücklich gegen diesen Entwurf aus und fordern Wohnungen in allen Preisklassen. Bei uns sind alle willkommen", betont Hanno Bremer.

Der Investor wollte das Handlungskonzept scheinbar aushebeln, indem er den preiswerten Wohnraum ins Neubauviertel Grafental (liegt aber im Stadtteil Flingern) auslagert. Die Verwaltung hatte nichts dagegen (es wäre allerdings ein Ratsbeschluss erforderlich), die Bezirksvertretung schon: Mit knapper Mehrheit wurde am 28. Juni beschlossen, dass das Handlungskonzept Wohnen auch an der Ernst-Poensgen-Allee 3 umgesetzt werden muss. Dessen ungeachtet wurde das Bebauungsplanverfahren eingeleitet, wegen der vergleichsweise geringen Gesamtwohnfläche als "beschleunigtes Verfahren".
Da fragt sich doch mancher Bürger, ob die Erhöhung des Anteils an preiswertem Wohnraum im Neubaugebiet Grafental (durch die Politik entsprechend gefeiert) nicht durch ein stillschweigendes Einverständnis zur Genehmigung von Luxuswohnungen erkauft wurde? Die Wohnlage am Grafenberger Wald mit Blick auf die Stadt lässt sich natürlich bestens vermarkten. Nicht nur im Schwabenland hat das ein "Geschmäckle".

Mieter wurden bisher nicht informiert

Das Grundstück "Waldesheim" an der Ernst-Poensgen-Allee wurde der LVA-Rheinprovinz 1924 durch die "Fellingersche Stiftung" übertragen. Das Gelände wurde lange Zeit als Kinder- und Säuglingsheim genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Heilstätte vollständig zerstört. Danach wurden die Gebäude wieder aufgebaut und für die gesetzlichen Aufgaben der Rentenversicherung und deren Personal genutzt. Zurzeit wohnen dort meist ältere, ehemalige LVA-Mitarbeiter.
Nach dem Stiftungszweck solle das Grundstück an die Stadt Düsseldorf fallen, sobald die Gebäude nicht mehr für Aufgaben der gesetzlichen Rentenversicherung genutzt werden. Im Grundbuch gebe es aber keine entsprechenden Einträge. Die Mieter haben von den Plänen erst aus der Zeitung erfahren und sich in einem erbosten Brief an die Politiker der Bezirksvertretung gewandt. Der Investor setzt jetzt wohl auf eine systematische Entmietung. Bislang habe er die dortigen Mieter jedenfalls überhaupt nicht informiert, nach Todesfällen oder Auszügen würden die Wohnungen allerdings nicht mehr neu vermietet.

Zum Teil stehen die Häuser auf dem Gelände schon lange leer, das ehemalige Stiftsgebäude wurde jedoch modernisiert und ist noch bewohnt.
Ein Obelisk am Anfang der Privatstraße weist auf die Stiftung hin: "Zum Gedächtnis der Stifter von Waldesheim, Geschwister Otto und Henriette Fellinger".
Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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