Fußballsprüche der Hinserie 2010: Die Bundesliga ist die Reise nach Hawaii!

Die Worte unserer Kickerstars sind immer wieder herzerfrischend ehrlich wie abgrundtief komisch. Auch in der ersten Halbserie des internationalen Fußballgeschehens haben sich erneut einige Stilblüten angesammelt, die zu begeistern wissen. Wie wohl es anfangs erst einmal etwas trauriger zuging.

Denn der pummelige Derwisch und ehemalige Nationaltrainer Argentiniens, Diego Armando Maradona, kommentierte den Tod des heimlichen WM-Helden, Orakel-Krake Paul, nicht etwa in stiller Verneigung vor einer tierischen Legende, sondern trat wenig behutsam nach: »Ich bin froh, dass Du von uns gegangen bist. Es war Deine Schuld, dass wir die WM verloren haben«. Naja, schlechte Verlierer sind mir immer schon ein wenig suspekt gewesen!

Dabei sind Tiere doch die Freunde des Menschen – und hier und da auch sehr nützlich. So hätte der Nationaltrainer der Färöer, Brian Kerr, vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Italien einiges dafür gegeben, wenn sich ein paar heimische Wollknäuel das Übungsterrain in der Nähe von Florenz etwas genauer angesehen hätten. »Das Gras auf unserem Trainingsplatz ist so hoch, dass alle Schafe in unserer Heimat einen Monat bräuchten, um es aufzufressen«, lästerte er völlig zurecht.

Ein sicherer Sprüchelieferant ist seit Jahren die Kölner Frohnatur Lukas Podolski. Freudig stellte dieser nach der Inthronisierung seines neuen Coachs Frank Schaefer fest: »Damals, als er noch mein Trainer in der A-Jugend war, hatte er auch schon am selben Tag Geburtstag.« Schön, dass wenigstens manche Dinge im Leben beständig bleiben.

Denn beispielsweise der körperliche Verfall macht leider nur vor Ausnahmen halt. Einer dieser seltenen Fälle ist der Fußball-Lehrer des FC Bayern München, Louis van Gaal. Und geistig macht dem Mann sowieso niemand etwas vor. Oder ist das nicht überirdisch intelligent formuliert, wenn Louis van Gaal bitterernst sagt: »Ich habe einen Körper wie ein Gott, aber nicht wie Mario Gomez.« Vielleicht ganz gut, dass nicht mehr so viele Leute in Deutschland Kirchensteuer zahlen, sonst hätten neben Uli Hoeneß und Reiner Calmund wohl noch mehr Menschen etwas an dem »Ekelpaket« auszusetzen.

Gomez schaffte ja in dieser Halbserie tatsächlich eine Art Wiederauferstehung. Seit die 33 Bergleute in Chile – und vor allem sein Namensvetter – befreit wurden, spielt der Bayern-Stürmer wie neugeboren. Auf eine ganze Mannschaftsladung voll Neugeborener setzt übrigens auch der Alt-Internationale Michel Platini in seinem etwas seltsam anmutenden Appell für mehr körperliche Liebe: »Ich rufe die Franzosen hiermit auf, mehr Kinder zu zeugen. Dann werden wir in 20 Jahren auch wieder gute Spieler haben.«

In dieser Beziehung hat der Trainer der Mainzer Frühstarter - laut des Hoffenheimer Akteurs Christian Eichner – wohl schon einmal vorgelegt. Im falschen Land zwar, aber immerhin: »Ich glaube Thomas Tuchel könnte seine schwangere Frau spielen lassen, und sie würde zwei Tore schießen.« Und auch Tuchels verbaler Konter war gleich wieder ein Volltreffer: »Meine Frau ist heiß, die hat sich schon Fußballschuhe gekauft!«

Doch die absoluten Überflieger der ersten Saisonhälfte kamen aus Dortmund. Nicht zuletzt, weil dort auch jemand spielt, der seine Betriebstemperatur auf einer schwarz-gelben Skala misst. Laut seines Ex-Trainers bei Ahlen, Christian Wück, ist Kevin Großkreutz manchmal nur durch eine klare Ansage zu bremsen: »Kevin war so heiß auf die Südtribüne, dass er selbst abends vor unserem Spiel noch in den Signal-Iduna-Park wollte. Mir blieb keine Wahl. Ich musste ihm BVB-Verbot erteilen!«

Über Kevins heutigen Fußball-Lehrer weiß man viele Dinge, aber dass Jürgen Klopp einmal nicht nur ein Kettenhund sondern auch ein Kettenraucher war, verschweigt dieser gerne. Aber Gott sei Dank gibt es den »weißen Brasilianer« Ansgar Brinkmann. Der plauderte grinsend über seinen ehemaligen Mannschaftskameraden aus: »Er wurde beim Trainingsspiel immer als Erster gewählt - weil keiner gegen ihn spielen wollte. Und auf dem Zimmer hat er manchmal so viel geraucht, dass ich eigentlich eine Disco-Kugel hätte aufhängen müssen, um noch etwas zu sehen.«

Wahrscheinlich hat Jürgen Klopp auf diese Aussage ähnlich entspannt reagiert wie auf die Forderung von Journalisten, die Saisonziele etwas nach oben zu korrigieren: »Freunde der Südsee. Geht mir damit nicht auf den Sack«.

Richtung Sonne will im nächsten Jahr auch der Präsident von Erzgebirge Aue, Bernd Keller. Wir wünschen ihm aus den eisigen Winter-Gefilden auf jeden Fall alles erdenklich Gute für 2011, denn da ist Kellers Plan: »Die Bundesliga ist die Reise nach Hawaii. Im nächsten Jahr müssen wir gesund zurückkommen.«

Das war es mit der »Lokalkompass«-Kolumne für 2010. Ich wünsche Ihnen eine frohe Weihnacht und alles Gute für 2011. Bis dahin und Glück auf!

Autor:

Ben Redelings aus Bochum

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