Pastor geschockt: "Jetzt kann man nicht zur Tagesordnung übergehen...!

Der süchtige Krippenpapst ist wieder da. Pastor Bernhard Alshut mit Porzellanfigur - und seine "Engel", die ihm bei der außergewöhnlichen Krippenvielfalt aus Europa beim Auspacken, Aufstellen in St. Elisabeth, Essen, helfen, v. li. Marliese Potztal, Alfred Koch, Heinz Potztal, Rita Koch. Fotos: Gohl
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  • Der süchtige Krippenpapst ist wieder da. Pastor Bernhard Alshut mit Porzellanfigur - und seine "Engel", die ihm bei der außergewöhnlichen Krippenvielfalt aus Europa beim Auspacken, Aufstellen in St. Elisabeth, Essen, helfen, v. li. Marliese Potztal, Alfred Koch, Heinz Potztal, Rita Koch. Fotos: Gohl
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Der schreckliche Terroranschlag. Krippe, Kreuz – Katastrophe…

Nie fehlen Pastor Bernhard Alshut die passenden Worte. Unvergessen ist sein Satz zum Tod von Helmut Rahn: „Er war mehr als ein Tor!“ Deutschlandweit zitiert. Als Krippenbaumeister ist er europaweit begehrt mit seinen über 600 Krippen, seinem Können, Wissen. Doch nach dem Terroranschlag in Berlin ist er total fassungslos. "Jetzt kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und all das Schreckliche außerachtlassen. All die Betroffenen werden Weihnachten anders oder überhaupt nicht mehr erleben. Oft schon bin ich mit Tod, Leid und Trauer beruflich konfrontiert worden. Aber in diesem Fall fehlen mir einfach Worte.“

Text für den Weihnachtsgottesdienst hatte Alshut schon fertig. Doch nach dem grausamen Anschlag in Berlin musste er den ändern. „Wir können nicht Weihnachten feiern und solch terroristische Katastrophe einfach hinnehmen.“

Aber wie wird man damit fertig? Alshut fächert auf: „In den letzten Wochen, als ich in meiner „Krippenhütte“ immer wieder Krippenfiguren ein- und auspackte, Figuren für diverse Ausstellungen zusammenstellte, wie oft waren Engel dabei, deren Arme vom ewigen Tragen des „Gloriaschildes“ eigentlich lahm geworden sein müssten. Sie können uns Menschen diese göttliche Botschaft vom „Frieden auf Erden“ nicht oft genug vor die Nase hinhalten. Diabolische „Diaballein“ wie das griechische Wort lautet, heißt ja „dazwischen werfen, auseinanderbringen“, - schaffen immer noch menschliche, irregeleitete Kräfte.
Dem halten die Krippenengel die göttliche Botschaft vom Frieden auf Erden entgegen.
Fangen wir doch bei uns selbst mit diesem Frieden an, Frieden mit uns selbst, mit unseren Familienangehörigen, unseren Freunden, unseren Mitarbeiterin, Mitbewohnern…Da fängt der Friede an!

„Ja, fangen wir an!“ Innige Bitte von Pastor Alshut. Übrigens, ein Stehaufmann. Er hing gesundheitlich mal so richtig am seidenen Faden. Stress tat ihm nicht gut. Doch jetzt geht’s ihm blendend – nach dem Wegzug von Essen! Er strahlt. „Im Januar konnte ich den Neubau und meine Wohnung in Witten Bommern beziehen. So schön habe ich noch nie gewohnt! Pfarrhäuser sind nicht die schlechtesten, aber man muss nehmen, was da ist. Jetzt habe ich Platz für alle noch vorhandenen Möbel, eine seniorengerechte Erdgeschosswohnung, für altersbedingte Notwendigkeiten vorgeplant und bin nicht allein im Haus. Ich bin unheimlich dankbar, dass ich das erleben darf.“

Doch jetzt nur auf dem Hocker hängen, liegt Alshut fern. „Darum mische ich auch pastoral in unserer Pfarrei, mit sechs Kirchen, in drei Städten, bei zwei Priestern und drei „Ruheständlern“ kräftig mit. Wenn es auch hin und wieder im Kalender sehr stressig aussieht, ich bin letztlich froh, dass ich das alles wieder schaffe.“
Und – der Krippenbaumeister schafft auch seine Ausstellung „Krippen der Länder Europas“ in St. Elisabeth, Essen, alljährlich, vom ersten Weihnachtstag bis 16. Januar 2017, täglich 15-17 zu besichtigen, Frohnhauser Straße 400; dann nach Bedarf.

Moment – so allein packt er es nicht! Bei seiner „Diasporaarbeit“ . Wie in den Vorjahren stehen ihm vier Engel zur Seite. Marliese und Heinz Potztal sowie Rita und Alfred Koch holen die heiligen Familien in Witten ab, anschließend bauen die filigranen Figuren die Frauen in der Essener Kirche mit viel Liebe auf. Na ja, die Männer helfen auch. So wedelt u. a. Heinz Potztal Staub aus den Tannenbäumchen, richtet die gequetschten Zweige wieder aufrecht – während Alfred Koch mit Licht die Kostbarkeiten ins rechte Licht bringt.

Wieder mal eine wertvolle Leihgabe nun in St. Elisabeth vom Pastor – über 50 Krippen. Aufbau über mehrere Tage. Denn jede einzelne Figur muss vorsichtig ausgepackt werden aus Seidenpapier, Watte, Luftpolsterfolien…Während Alshut eilig die berühmte 30-40-jährige „Hauskrippe“ aus Kevelaer richtig rückt. „Jetzt brauch ich noch Stroh“, fleht er. Flugs kramt er in einer Dose. Verstreut zärtlich die Krümel als Weg. „Lärchennadeln.“ Danach rieseln kleine Steinchen. „Kiesweg“, murmelt Alshut. „Jetzt wird es Kunst“, staunt Heinz Potztal.

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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