Bücherkompass-Rezension: "Schlaflos in Essen" von Pamela Halling

Foto: Traumstunden-Verlag

Das Buch „Schlaflos in Essen - die zweite Pubertät" handelt von einer Geschlechtsumwandlung. Die Autorin Pamela Halling hat es in autobiografischer Form geschrieben, und weil ich diese Erzählform sehr anschaulich und ansprechend fand, habe ich Euch die Geschichte in Ich-Form zusammengefasst!

"Vor dem Spiegel betrachtete ich mich selbst als achtjähriger Junge in dem Shirt und einem Halstuch meiner Schwester. Es war nicht das erste Mal, dass ich die Sachen von meiner Schwester anhatte, aber das Gefühl passte nicht zur Wirklichkeit. Wir lebten und wohnten in einer kleinen, sehr strenggläubigen Kleinstadt. Es durfte keiner erfahren, dass ich diese Gedanken hatte. Diese Gedanken waren böse – und ich wollte nicht böse sein.

Eine Pubertät im falschen Körper

Ein Junge und die Natur, die von Gott geschaffen wurde, macht keine Fehler. So wurde es uns im Religionsunterricht beigebracht. Im Messdienerunterricht wurde uns immer gesagt, dass Gott uns Zeichen schicken würde. Irgendwann konnte ich den Sprüchen keinen Glauben mehr schenken. Meine Pubertät war ganz schlimm, es waren Jahre der inneren Zerrissenheit, die sich auch in meiner Lehre als Elektriker fortsetzte.

Bei der Bundeswehr war es nicht viel anders. Mit achtzehn Jahren dachte das erste Mal in meinem Leben über Suizid nach und nahm Schlaftabletten, welche ich bei meiner Mutter und Großmutter gesammelt hatte. Im Krankenhaus kam ich wieder zu mir. Meine Eltern und eine Ärztin waren an meinem Bett und rätselten, ob es ein Versehen war oder ich in die geschlossene Psychiatrie müsste. Ich schwor mir, mein Geheimnis für immer für mich zu behalten - und führte zwei weitere Jahrzehnte ein Leben, mit dem ich mich arrangieren konnte und musste. Es ist mein Geheimnis.

Das Outing vor Eltern, Frau und Kindern

Doch als ich eines Tages frohgelaunt nach Hause zu meiner Familie kam, warteten dort meine Frau Elke, mit der ich schon dreizehn Jahre verheiratet war, und unsere zwei kleine Kinder. Sie hatte meine Tasche entdeckt, in der ich meine Frauensachen verstaut hatte. Sie war fassungslos und ich versuchte zu erklären, dass ich keine Geliebte hatte. Als 36 jähriger, zweifacher Familienvater hatte ich meiner Frau gerade eröffnet, das ich heimlich Frauensachen trage. Von da an ging es ganz schnell, dass ich wieder bei meinen Eltern war, denen ich es ja auch noch beichten musste. Am Anfang war das für sie schwer zu verstehen. Auch meine Schwester war nicht so begeistert.

Nach einiger Zeit lernte ich eine neue Frau kennen, mit der die Chemie stimmte und die wusste, das ich gerne Frauenkleidung anzog. Sabine freute sich, die Frau kennenzulernen, die ich gerne war. Wir beschlossen, in Essen unsere neuen Zelte aufzuschlagen, aber bis ich zur Pamela wurde, musste wirklich noch ganz viel erledigt werden.

Der bürokratische Akt zum neuen Geschlecht

Die Krankenkasse und Medizinischer Dienst, Namensänderung bei Gericht... - man kann sich kaum vorstellen, was die alle von mir so wollten. Auch schrieb ich die ganze Zeit über einen Blog im Internet mit den Höhen und Tiefen, die einem das transsexuelle Leben nicht gerade einfach machen. Es mussten Gutachter entscheiden, Alltagstests wurden verlangt. Dann kam irgendwann der Tag der Vornamensänderung. Nun war ich Pamela. Welche Große Freude.

Sabine stand die ganze Zeit für mich wie ein Fels in der Brandung. Sie freute sich mit mir, sie weinte mit mir. Dann kam der Tag, der der schönste in meinem Leben war: Wir heirateten. Nur ein kleiner Kreis. Es kamen Anfragen für Interwievs, Videos und Zeitungen auf uns zu. Wir überlegten nicht lange und machten es. Im Nachhinein war es eine gute Entscheidung. Immer wieder Gutachten und fragen der Kostenübernahme. Dann kam auch der langersehnte Tag der 'geschlechtsangleichenden Operation'. Es war geschafft!!! Nun hatte ich nicht nur einen weiblichen Namen, nein: auch mein Körper war weiblich.

Nur ein großer Wehmutstropfen bleibt bis heute: Meine Eltern und meine Schwester haben vom Gericht eine einstweilige Verfügung beantragt, woraus hervorgeht, dass ich keine Briefe mehr schreiben und nie mehr anrufen darf. Meinem Elternhaus darf ich nicht näher als hundert Meter kommen, sonst würden es unglaubliche 250.000 Euro oder sechs Monate Haft fällig werden."

Mein Fazit zum Buch "Schlaflos in Essen"

Mir hat es gut gefallen. Auch sehr gut ge und beschrieben wie "Sie sich so gefühlt hat und so". Vor allem die Wege zur Krankenkasse und den Gutachtern - man kann es nicht glauben. Wenn sich jemand für dieses Thema interessiert: Sehr lesenswert.

Autor:

Beate Haack aus Emmerich am Rhein

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