"Flüchtling": Rapper Collapz wirbt für Mitgefühl

"Flüchtling" heißt die neue Single von Collapz.
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  • hochgeladen von Henrik Stan

„Auf der Suche nach Ruhe oder einem Versteck, hat er nur im Kopf, dass ihn wohl bald der Feind entdeckt.“ Mit drastischen Bildern schildert der Rapper Collapz die Verzweiflung eines jungen Menschen. „Flüchtling“ heißt der neue Song des Hageners.

Auf einem mollgefärbten Musikbett erzählt er die Geschichte eines namenlosen Jungen, der um seine nackte Existenz fürchtet. „Auf Facebook liest man Hasstiraden über Menschen, die bei uns Schutz suchen. Und selbst bei Leuten, die ich kenne, ist eine negative Einstellung zu spüren. Dem wollte ich etwas entgegensetzen“, erklärt der 27-jährige, in dessen Personalausweis der Name Christopher Maibaum steht.
Als Collapz setzt er sich häufig mit politischen Themen auseinander, in Freestyle Battles, Improvisationswettbewerben für Reimkünstler, aber auch in aller Abgeschiedenheit mit einem Stift und einem seiner unzähligen Spiralringblöcke, denen er seit 13 Jahren täglich seine Ideen und Gedanken anvertraut. „Da steckt viel von meinem Leben drin, wie in einer Kartei.“
Mit Arbeitslosigkeit und Ressentiments gegen „Faulenzer“ hat er sich beschäftigt und mit dem üblen Gefühl, nirgendwo dazu zu gehören. Für „Flüchtling“ war es ihm wichtig, eine persönliche Haltung zu entwickeln, etwas in sich zu entdecken, dass ihm neben Empathie oder Mitleid eine weitere Identifikationsebene erschließt. „Da fiel mir ein, dass eigentlich jeder von uns fast ständig vor irgendetwas wegläuft“, stellt Collapz fest. „Das kann ein Zahnarzttermin sein oder eine unangenehme Wahrheit, die man nicht aussprechen möchte.“
Als ihm das klar wurde, floss der Text wie von selbst. Wohl auch, weil er ahnte, dass Hörer eine menschlichere Sicht entwickeln könnten. „Das Leben kennt keine Rücksicht, entweder bleibst du stehen oder fliehst“, heißt es im Refrain, der in diesem Musikgenre „Hookline“ genannt wird. Wie fast immer suchte sich der blonde Schlaks aus Boloh zuerst ein Instrumental von Kollegen aus, auf das er seinen Text rappen konnte. In dieser Phase verwandelt er sich von Christopher, dem gelernten Maler und Lackierer und Vater einer vierjährigen Tochter, in Collapz. „Ich stecke dann in einer Seifenblase und nehme nichts um mich herum mehr wahr. Schon gar keine Musik von anderen Künstlern.“ Auf die Produktion des Tracks im Studio folgte ein Video-Dreh. Der kurze Film zur Musik ist der elfte, den Collapz seit Herbst 2014 im monatlichen Rhythmus auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht. Die meisten werden überaus munter geklickt.
Dass er es auch live kann beweist er regelmäßig im „Kultopia“, wo er seit Jahren auftritt, das nächste Mal wohl Mitte Januar. Beim Projekt „No War“ ließ er sich in der Konzertmuschel feiern und als Botschafter Hagens gab er mit Andreas Wieczorek alias „Mois“ zwei Konzerte in der Partnerstadt Smolensk.
Collapz würde sich wünschen, dass sich mit und dank „Flüchtling“ etwas entwickelt. „Warum nicht mit Syrern rappen?“, fragt er wohl rhetorisch. „Am besten auf Deutsch und Arabisch beim nächsten Springefest!“

Video zu "Flüchtling".

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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