Enervie: SPD sammelt Unterschriften für Aktien-Kauf

Horst Wisotzki (v.l.), Mark Krippner, Werner König und Timo Schisanowski nehmen das Thema Enervie mit in den Straßenwahlkampf. Es werden Unterschriften für den Kauf der Aktien gesammelt. Bereits am Donnerstag sollen rund 250 Unterschriften zusammengekommen sein. Foto: SPD
  • Horst Wisotzki (v.l.), Mark Krippner, Werner König und Timo Schisanowski nehmen das Thema Enervie mit in den Straßenwahlkampf. Es werden Unterschriften für den Kauf der Aktien gesammelt. Bereits am Donnerstag sollen rund 250 Unterschriften zusammengekommen sein. Foto: SPD
  • hochgeladen von Anja Seeberg

Am 6. Mai muss der Rat der Stadt Hagen entscheiden: Nutzt die Stadt ihr Vorkaufsrecht an den RWE-Anteilen der Enervie? Das private Unternehmen Remondis hat für den Aktienanteil in Höhe von 19,6 Prozent 60 Millionen Euro geboten. Der heimische Energieversorger Enervie ist derzeit aufgrund der Energiewende in einer schwierigen Situation, die Kraftwerke haben Millionenverluste eingefahren. Wann das Unternehmen mit der derzeitigen Politik wieder Gewinne ausschütten könnte, das scheint der Blick in die Glaskugel zu sein, den sich keiner wagt.

Die kommunale Energieversorgung und die „Rekommunalisierung“, also das Unternehmen komplett wieder in städtischer Hand zu halten, ist auch Wahlkampfthema der SPD, die am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz keine wesentlichen Neuigkeiten oder Prognosen verkünden konnte. Dafür aber umsomehr Überzeugung, trotz aller Unwägbarkeiten am Kauf der Aktien festzuhalten zu wollen. „Wir sind uns sicher, dass diese Probleme überwunden werden und stehen zu diesem Unternehmen“, bekräftigte OB-Kandidat Horst Wisotzki und verurteilte scharf den aufgekommenen Vergleich des Aktien-Deals mit dem Derivate-Geschäft: Man sollte sein eigenes Unternehmen nicht schlecht reden, das ist doch kein Stil!“ Und: „Das ist doch an den Haaren herbeigezogen!“ Fakt ist aber, dass niemand zur Zeit mit Sicherheit sagen kann, wie sich die Situation der Enervie und damit auch der Wert der Aktien in den kommenden Jahren entwickeln wird.
„Das ist eine politische Grundsatzdiskussion“, erklärte Werner König, der für die SPD in entsprechenden Gremien und Ausschüssen sitzt und sich mit dem Thema beschäftigt. Das Argument für den Kauf ist vor allem die Sorge, ein privates Unternehmen könne irgendwann für den eigenen Gewinn an der Gebührenschraube drehen, Investitionen vermindern und somit eine bezahlbare Versorgungssicherheit gefährden. Außerdem, so SPD-Fraktionsvorsitzender Mark Krippner, wolle Remondis bei der Enervie „den Fuß in die Tür bekommen, um sich anschließend auch auf anderen Geschäftsfeldern wie der Wasserversorgung und der Müllentsorgung auszubreiten. Finanziert werden soll der Kauf mit Rücklagen der HVG, die aus dem Verkauf der Stadtwerke im Jahr 2002 stammen. Im Gegenzug sollen dann die Gewinnausschüttungen der Enervie wieder der HVG zugeführt werden. Aber wann kommt es wieder zur Gewinnausschüttung? Horst Wisotzki spricht von einer Durststrecke von zwei bis drei Jahren und stützt sich auf Aussagen der Unternehmensvorstände. Krippner betont, man kenne das Unternehmen ja schließlich, und auch Remondis wisse, warum es die Anteile erwerben wolle. Bekannt ist aber auch, dass das Unternehmen im Gegensatz zur Stadt Hagen in der Lage wäre, auch längere Zeit auf Gewinnausschüttungen verzichten zu können.
Mit dem Erwerb von 19,6 Prozent hätte Remondis noch keine sogenannte Sperrminorität, also die Möglichkeit, Einfluss auf Beschlüsse zu nehmen. Theoretisch denkbar wäre allerdings die Möglichkeit, dass Remonids auch von anderen Städten Anteile kauft - ob die Stadt Hagen dann noch die Möglichkeit hätte, auch diese Anteile zu kaufen, ist fraglich.
Ein Gutachten soll nun für mehr Sicherheit und die Berechnung eines reellen Kaufpreises sorgen. Wie sich das Unternehmen aber in den nächsten Jahren entwickeln wird, ist auch für die Wirtschaftsprüfer der berühmte Blick in die Glaskugel.

Autor:

Anja Seeberg aus Hagen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.