Australien Teil II: "Never stop breathing"

Foto: privat

Der Iserlohner Felix Esser schildert im zweiten Teil weitere Erlebnisse seines zehnmonatigen Australienaufenthaltes.

Nach mehr als einem ganzen Tag und einer Übernachtung auf einem Rastplatz, hatten wir diese Strecke gemeistert. In Mission Beach angekommen, buchte Max sofort seinen Fallschirmsprung für den nächsten Tag. $450 erschienen mir auch für einen Fallschirmsprung mit Beachlandung inklusive Video ein wenig viel, weshalb ich mich dazu entschied, die Springer von einer Palme am Strand aus zu beobachten. Dem Reiseführer wollte ich nicht so recht glauben schenken, als ich laß, dass der Strand einsam sein soll, wo Mission Beach als allgemein beliebtes Reiseziel gilt. Die Beschreibung war aber in jeder Hinsicht korrekt, denn der Strand ist nicht nur einsam, sondern auch für mich persönlich einer der schönsten in Australien. Einziges Manko: Aufgrund der hohen Temperaturen hatte die Quallensaison bereits begonnen und so konnten wir lediglich in einem ca. 50 x 50m großen Quallenschutznetz baden gehen. Über eine von Kasuarwarnschildern gesäumte Straße ging es nach zwei Tagen wieder Richtung Highway und weiter nach Cairns. Einen der seltenen Laufvögel selbst bekamen wir leider nicht zu sehen, dafür aber umso mehr Wallabies und graue Kängurus. Ein weiterer tierischer Begleiter auf unserer Reise war der einheimische, extrem hässliche Truthahn, den man so gut wie überall antrifft, sei es auf Parkplätzen am Strand oder mitten im Bush. Hässliche und nervige Vögel scheinen allgemein ein australisches Privileg zu sein, da auch die kleineren, flugfähigen Vögel zumeist lieber schreien als singen und besonders die Jungen dies häufig zu bestätigen versuchen. Natürlich gibt es in Australien aber auch die farbenfrohen, exotischen Vögel, die für einen gewissen Ausgleich sorgen.

Titel "australisches Lieblingstier

Unsere wohl treuesten und gleichzeitig nervigsten Begleiter waren jedoch zwei Vertreter aus der Klasse der Insekten. Wer das Rennen letztendlich gemacht hat, konnten wir irgendwie nicht so richtig entscheiden, denn beide Arten haben unterschiedliche Vorzüge. Zum einen hätten wir da die australische Stechmücke, welche besonders in den tropischen Regionen des Nordens, Campern liebend gerne, sowohl beim Abendessen als auch im Bett und sogar tagsüber Gesellschaft leistet. Irgendwann wussten wir ihre Liebkosungen so sehr zu schätzen, dass wir anfingen sie zu zählen, wobei wir beide bei einer Zahl im hohen zweistelligen Bereich landeten. Ihr ärgster Konkurrent im Kampf um den Titel „australisches Lieblingstier“ ist die sog. Arschlochfliege. Diese ist abgesehen vom Erscheinungsbild in keinster Art und Weise vergleichbar mit der europäischen Stubenfliege. Ich möchte nicht verneinen, dass auch unsere heimische Fliegenart die Fähigkeit besitzt, extrem zu nerven. Im Gegensatz zur Arschlochfliege allerdings, verzieht sich diese meist, nachdem man sie mit einer Handbewegung verscheucht. Nicht so die Arschlochfliege. Hat man sich ihrer das erste Mal entledigt, muss sie ihre Liebe unmittelbar danach erneut bekunden und erreicht dies in Form eines Sturzfluges bevorzugt auf oder auch einmal in die nächste Körperöffnung im Gesicht ihres Auserwählten. Angepustet zu werden mag diese Fliegenart scheinbar ganz besonders, denn wenn man versucht sich hierdurch kurz von ihrer Anwesenheit zu befreien, scheint sie stets ein mildes Lächeln aufzusetzen und an Ort und Stelle zu verharren. Die wohl beste Eigenschaft der Arschlochfliege, ist aber sicherlich ihre Kommunikations- und Teamfähigkeit. Denn wenn man einmal das Vergnügen mit einem Individuum dieser Art bekommt, kann man sich sicher sein, dass bald darauf weitere folgen werden, die auch ihre Liebe bekunden wollen. Aufgrund all dieser „positiven“ Attribute hat so mancher Reisende sie für immer ins Herz geschlossen.

Von der Sonne weggesaugt

Weiter im Text erwartete uns nördlich von Mission Beach die einzige große Stadt im Norden Queenslands, Cairns. Das mittlerweile schon gewohnt tropische Wetter wurde hier noch einmal etwas extremer als in Mission Beach und wir waren froh, nicht mehr im Auto sondern in Hostel schlafen zu können. Morgens waren es zumeist schon über 25 Grad Celsius bei dichter Wolkendecke, welche ab 8 Uhr von der Sonne weggesaugt wurde, was stets zu 35 Grad Celsius und einer extrem schwüle Hitze führte. Das Auto hatten wir etwas außerhalb geparkt, da in Cairns alles gut zu Fuß erreichbar ist und unser Hostel keinen Parkplatz anbot. So waren wir überrascht, als wir noch einmal zum Auto zurückgehen mussten, um unser Besteck und Teller zu holen, welche das Hostel nicht zur Verfügung stellte. Entschädigt wurden wir mit kostenlosem Abendessen, welches den ohnehin schon günstigen Hostelpreis von $20 noch einmal verbesserte. Im Hostel schlossen wir ein weiteres Mal Freundschaft mit zwei weiteren Deutschen aus München, mit welchen wir des Abends mehrere Male Beachvolleyball spielen gingen. Das ist in Cairns ziemlich cool, denn es gibt an der Esplanade drei Plätze direkt nebeneinander, die jeden Tag voll besetzt sind.
Nach ein paar entspannten und feierlastigen Tagen, entschieden wir uns einen Tauchkurs zu buchen und fanden uns so am 28.11. das erste Mal in einer Tauchschule wieder. Unser Theorielehrer war Kevin, ein gut gelaunter Niederländer mit dem wir viel Spaß hatten. Nach einer Erklärung erkundigte er sich stets in Form von „…, cool?“, ob wir auch alles verstanden hatten und keiner seiner Schüler wird wohl jemals vergessen, wie man einen Tauchpartner vor einem „fucking big shark“ warnt. In der Praxis unterrichtete uns der Österreicher Simon und wie nicht anders zu erwarten war auch unsere Gruppe von Schülern, abgesehen von einer Kanadierin, deutsch. Nach zwei Tagen Training im Pool, sowie anschließender Theorieprüfung, ging es am 30.11. früh morgens mit dem Tauchboot hinaus zum Riff. Drei Stunden dauerte die Fahrt bis zum ersten Tauchspot und dann ging es auch sofort das erste Mal auf offener See ins Wasser. Es ist schwierig, dass Great Barrier Reef in seiner ganzen Schönheit und Vielfalt mit Worten zu beschreiben, aber was man sieht ist auf jeden Fall eins: Atemberaubend.

"Never stop breathing"

Allerdings ist Tauchregel Nummer 1 „Never stop breathing“ und so bestaunten wir die vielen verschiedenen Korallen- und Fischarten ohne angehaltenen Atem. Im Laufe unserer neun Tauchgänge wurde uns ein Einblick in die wundervolle Welt des größten lebenden Organismus der Welt gewährt und mit unserer GoPro-Kamera konnten wir auch einige Momente festhalten. Wir beobachteten Schildkröten, Haie und echte „Nemos“ in ihrer Seeanemone. Im Kurs enthalten war auch ein geführter Nachttauchgang, von welchem wir ganz am Ende der Gruppe leider nicht allzu viel mitbekamen, was aber aufgrund der sonstigen Erfahrungen zu verschmerzen war. Alles in allem ein unglaublich toller Trip, den ich jedem empfehlen kann, sollte er planen in nächster Zeit nach Australien zu reisen.
Zurück an Land, verbrachten wir noch einen Tag in Cairns und reisten von dort aus zu unserem nahgelegenen nächsten Ziel, den Crystal Cascades, einem kleinen Fluss der über mehrere Kilometer Wasserfälle und kleine Badelöcher bildet. Wir verbrachten die Zeit also damit, immer weiter den Fluss hinauf zu klettern, zu baden und von Felsvorsprüngen ins Wasser zu springen. Anschließend ging es per Fähre über den Daintree River ganz in den Norden zum Cape Tribulation. Hier bekam man den tropischen Regenwald Australiens in seinem ganzen Ausmaß zu sehen. Nur eine schmale Straße, immer wieder unterbrochen von „Speedbumps“ um die Autofahrer vom Schnellfahren abzuhalten, führte uns durch den Wald Richtung Norden. Natürlich gab es genügend Abzweigungen um zu den wunderschönen Stränden zu gelangen, die das Cape Tribulation bietet. Baden ist aufgrund der Quallen und Salzwasserkrokodile allerdings auch hier nicht sonderlich empfehlenswert. Nach einigen Kilometern Fahrt Richtung Norden, verändert sich der Belag der beschriebenen Straße von
Asphalt zu Schotter und führt so weiter bis nach Cooktown. Wir entschlossen uns beim Anblick der ersten tiefen Furt, diesen Teil der Reise nicht anzutreten. So ging es nach fast zwei Monaten Reise Richtung Norden schließlich wieder in die andere Richtung. Nächstes Ziel war für uns die Skyrail in Kuranda nahe Cairns. Für den astronomischen Preis von $80 konnten wir auf der etwa 1 ½-stündigen Hin- und Rückfahrt, den Regenwald einmal von oben betrachten und eine Perspektive auf Wasserfälle, Schluchten und Pflanzen genießen, die man sonst nur aus dem Skilift kennt. Am Nachmittag schauten wir uns noch einen riesigen Curtain Fig Tree an, ein Baum, der aus drei großen, von einem Parasiten befallenen Bäumen besteht, die nun aussehen wie ein einzelner Baum.

Segeltour in den Whitsunday Islands

Am darauffolgenden Tag ging es im Eiltempo Richtung Süden, da wir unsere zunächst für die Hinfahrt geplanten Ausflüge entlang unserer Strecke nun so gelegt hatten, dass wir diese direkt hintereinander antreten konnten. Ein kurzer Schreckensmoment sollte uns während der Fahrt nicht erspart bleiben, als bei Tempo 100 hinter einer Kurve auf einmal ein etwa drei Meter langer Waran auf die Fahrbahn blockierte. Dieser floh glücklicherweise sehr schnell, sodass wir um einen Zusammenstoß grade noch so herumkamen. Unser erster Trip war eine Segeltour in den Whitsunday Islands von der kleinen, fast ausschließlich von Backpackern besiedelten Ortschaft Airlie Beach aus. Wir konnten unser Auto gegen eine geringe Gebühr, für den Zeitraum des Trips, auf dem Parkplatz eines der örtlichen Hostels abstellen und machten uns am Morgen des 07.12. zu Fuß auf zum Hafen. Im Dock wartete dort auf uns der Trimaran „Avatar“, ein früheres Rennboot. Im Laufe der nächsten beiden Tage, fanden wir Zeit ein wenig an Deck zu entspannen, die Inseln bei einigen Landgängen in Augenschein zu nehmen und einen weiteren Teil des Great Barrier Reef zu betrachten. Diesmal konnten wir das allerdings nur in Form von Schnorcheln und so waren wir uns schnell einig, dass wir diese beiden Trips besser in umgekehrter Reihenfolge absolviert hätten. Nichtsdestotrotz hatten wir eine sehr gute Zeit, lernten viele coole Leute kennen und konnten mehrere Stunden am Whitehaven Beach verbringen. Dieser ist mit einem Quarzgehalt von 99 Prozent einer der weißesten Strände der Welt und erscheint bei der Betrachtung fast irreal und einfach zu paradiesisch für diese Welt. (Weiterer Bericht folgt).

Autor:

Karola Schröter aus Hemer

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