Kamen: Vor 50 Jahren Gastarbeiter auf der Zeche Monopol

Ein Bild aus dem Jahre 1975: Fevzullah Kilic war damals dem Monopol-Betriebsrat beigetreten. Foto: Jungvogel
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Fevzullah Kilic kam vor 50 Jahren aus der Türkei nach Bergkamen. Seine Heimat ist Deutschland - in die Türkei fährt er nur zum Urlaub. "Hier fühle ich mich wohl, hier lebt meine Familie", erklärt der 74-Jährige.

Eigentlich kann man nicht behaupten, dass Fevzullah Kilic in die deutsche Kultur voll integriert sei. Er spricht die Sprache nach 50 Jahren mehr schlecht als recht und fühlt mit dem Herzen eher türkisch. Trotzdem will er nicht zurück in die Heimat. "Was soll ich da, meine Heimat ist hier", erklärt er. Seine drei noch lebenden Kinder wohnen in der Region, zudem hat er neun Enkel.
Kamens stellvertretender Bürgermeister Manfred Wiedemann kennt Fevzullah gut. Der ehemalige Bergmann hat mit dem fleißigen Gastarbeiter jahrelang unter Tage auf der Zeche Monopol gearbeitet. Beide waren sie im Betriebsrat aktiv. „Ich habe ihn als guten Kumpel in Erinnerung, der sich damals besonders mit der Wohnungsproblematik beschäftigt hatte“, verrät Wiedemann. Privat sei Kilic eher ein Familienmensch gewesen. 1968 ist er aus dem Wohnheim Bergkamen in die eigene Wohnung nach Kamen umgezogen.
Kilic und Wiedemann hatten gemeinsam im Jahre 1964 auf der Zeche Monopol angefangen. Das Bergmannsleben und private Umstände haben die beiden Männer unterschiedlich geprägt.
Fevzullah Kilic hat über die Jahre seine neue Heimat lieben gelernt. „Es sind natürlich auch ein paar schlimme Dinge hier passiert“, erinnert er sich. Der Verlust zweier Kinder und seiner Frau, die vor ein paar Jahren gestorben sind, haben ihn tief getroffen. Seine Söhne und die Tochter geben ihm Halt. „Auch dass ich unter Tage zwei Kumpel bei einem Grubenunglück verloren hatte, war damals ein Schock. Das sind Dinge, die das Leben prägen.“
Fevzullah Kiliv will seinen Lebensabend in Kamen verbringen. Hier ist ihm alles vertraut. Er mag westfälisches Essen und war früher Stammgast in der kleinen Kneipe um die Ecke.
Wenn er auch in all den Jahren kein Deutscher geworden ist, ein richtiger Türke ist Fevzullah schon lange nicht mehr.

Autor:

Anja Jungvogel aus Unna

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