Glücklich in den eigenen vier Wänden

Anke und Jerome Zakrezewski genießen ihr selbstbestimmtes und selbstständiges Leben
in den eigenen vier Wänden.
  • Anke und Jerome Zakrezewski genießen ihr selbstbestimmtes und selbstständiges Leben
    in den eigenen vier Wänden.
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Zakrezewskis leben seit zehn Jahren im Ambulant Betreuten Wohnen in Kamp-Lintfort

Anfangs hat’s ein paar Probleme gegeben. Mit Geld, Papierkram und so. Kennt jeder, der in die erste eigene Wohnung zieht und plötzlich auf eigenen Füßen steht. Anke und Jerome Zakrezewski sind da keine Ausnahme. „Aber das“, sagt Anke Zakrezewski, „ist lange her.“ Genau zehn Jahre. Damals zog das Paar aus dem LVR-HPH-Wohnverbund in Kamp-Lintfort in eine kleine Mietwohnung. Eine Entscheidung, die von Beiden Mut verlangt hat. Anke und Jerome Zakrezewski sind zwei Menschen mit Behinderung und leben im so genannten Ambulant Betreuten Wohnen. Also in ihrer eigenen Wohnung, aber mit Unterstützung durch Mitarbeitende des LVR-HPH-Netzes Niederrhein.

Wobei Unterstützung nur selten gebraucht wird, nach zehn Jahren und einem Umzug wegen schimmeliger Wände ist das Ehepaar in seinem selbstbestimmten Leben angekommen und meistert den Alltag fast ohne Hilfe. Der Tag ist durchgetaktet, bereits vor sechs klingelt der Wecker, um halb acht kommt der Bus, der die heute 51-jährige Anke und ihren Mann Jerome (38) zur Werkstatt nach Rheinhausen bringt.
Um halb fünf sind die beiden wieder daheim, dann muss vielleicht noch fürs Abendessen eingekauft werden, im Haushalt ist etwas zu erledigen. Wenn die Zakrezewskis nichts vorhaben, zieht sich Musikfan Jerome in sein Musikzimmer zurück. Das ist der kleine Raum, in dem er seine rund 800 CD’s untergebracht hat, viel Hip-Hop und Techno. Anke mag zwar Jeromes Musik, sie entspannt abends aber lieber vor dem Fernseher, zum Beispiel bei einer Kochsendung. Sie kocht sehr gerne, geht regelmäßig in einen Kochkurs zum Thema „gesunde Küche“ und ist zuhause für die Mahlzeiten zuständig. „Aber Jerome hilft.“
Das hat er erst lernen müssen, genau wie die Mitarbeit im Haushalt. Aber das ist Schnee von gestern, genau wie die Schwierigkeiten mit Geld und Papierkram. Beide haben ihr eigenes Konto und wissen genau, was sie sich leisten können. „Und wenn wir uns etwas wünschen, sparen wir dafür.“ Wie für den nächsten Urlaub. Das Ziel soll nicht ganz so weit weg sein, wie Bayern. „Da waren wir mal. Aber sechs Stunden im Zug sind zu viel.“
Der Terminkalender des Paares ist meistens gut gefüllt. „Wir sind Tante und Onkel geworden.“ Neal heißt der zweijährige Knirps von Jeromes Schwester, der seine Verwandtschaft in Atem hält. Außerdem gibt es im Hause Zakrezewski viel Besuch. „Kontakte zu anderen Menschen sind total wichtig“, sagt Jerome. Zu Freundinnen und Freunden, zu Kolleginnen und Kollegen, aber auch zur Nachbarschaft, die zum Grillen einlädt.

Zwischen vier und fünf Stunden pro Woche kommen die fürs Ambulant Betreute Wohnen zuständigen Mitarbeitenden des LVR-HPH-Netzes Niederrhein ins Haus. Da wird viel geredet, „zum Beispiel über das, was bei der Arbeit passiert.“ Anke, die Frau mit dem offenen und sympathischen Lächeln, wirkt nach außen hin burschikos, ist aber jemand mit einer sensiblen Seele. Gespräche helfen ihr, zum Beispiel dann, wenn’s mit den Kolleginnen und Kollegen nicht so rund läuft. Rund zwei Dutzend Menschen werden in Kamp-Lintfort und Moers zurzeit im Ambulant Betreuten Wohnen durch das LVR-HPH-Netz Niederrhein begleitet, sagt Stefan Schubert, der Bezugsbetreuer von Jerome. Wer neu dazu kommt, braucht ein wenig Geduld. Der Wohnungsmarkt sei ziemlich leer gefegt.

Seit zehn Jahren leben die Zakrezewskis in ihrer eigenen Wohnung. Ein weiter Weg, nach Heimen, Wohngemeinschaften und Wohnverbünden. Kennengelernt hatten sie sich in einer Wohngemeinschaft in Haltern, für Jerome war es Liebe auf den ersten Blick. Anke reagierte anfangs eher zurückhaltend. „Ich hatte viele Beziehungen, die schief gegangen sind, ich war mir anfangs nicht so sicher.“ Vor sieben Jahren aber hat Jerome seine Anke überzeugt. Wie es sich für einen Musikfan gehört, mit einem Lied. „Ich habe für Anke gerappt: So wie du bist.“ Wer kann da schon nein sagen?

Wer auch den Schritt in die eigenen vier Wände wagen möchte, kann sich gerne bei Kira Jahn, zuständig für das Ambulant Betreute Wohnen in Moers und Kamp-Lintfort, telefonisch unter 0152 09314598 oder per E-Mail an kira.jahn@lvr.de unverbindlich informieren.

Autor:

Yvonne de Mür aus Kleve

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