Nach sechs Pfeilen sind sie infiziert!

Für Anfänger wie für Fortgeschrittene: Im Geschäft der Brüder Bücken finden Bogenschützen alles für ihr Hobby. | Foto: Heike Cervellera
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  • Für Anfänger wie für Fortgeschrittene: Im Geschäft der Brüder Bücken finden Bogenschützen alles für ihr Hobby.
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In Kamp-Lintfort viele Jahre für ein Bekleidungsgeschäft. Seit 2009 haben die Brüder Andreas und Olaf Bücken allerdings mit der elterlichen Tradition gebrochen und etwas ganz Neues ausprobiert.

Sie machten ihr Hobby zum Beruf und gestalteten das Geschäft zu einem Laden für Bogenbedarf um „Anfangs hatte ich da schon ziemliche Bauchschmerzen“, erklärt der jüngere der beiden Brüder, Andreas. Aber letzten Endes sei es das Richtige gewesen. Die beiden Brüder kennen sich nicht nur mit dem Bogensport aus, sondern haben zudem auch eine kaufmännische Ausbildung, und das sei ihr Vorteil, so Andreas Bücken.
„Viele Bogenvereine verkaufen auch Bogensportzubehör, doch ihnen fehlt der kaufmännische Ansatz, weshalb sie sich meistens nicht lange halten.“ Am Anfang sei es natürlich noch schwierig gewesen, sich zu etablieren. Auch wenn es kaum Läden für Bogenbedarf gibt und die Kunden deshalb auch weite Fahrtstrecken auf sich nehmen. Erst schickten Vereine ihre Neulinge mit genauen Angaben zu dem Bogenbedarf, den sie benötigten, doch nach und nach wurden die Angaben immer unkonkreter und es wurde sich immer mehr auf die Erfahrung der Brüder verlassen. Es sprach sich schnell herum, dass man bei den beiden freundlichen Brüdern gut und ehrlich behandelt wird. Im Geschäft herrscht eine familiäre Atmosphäre, die drei Familienhunde wuseln umher und lassen sich bereitwillig von der Kundschaft kraulen. Die gemütliche Stimmung liege aber auch an den Bogenschützen selbst. „Die sind nämlich tiefenentspannt und haben kein Problem damit, wenn sie mal zehn Minuten warten müssen.“ Da komme es dann auch schon mal vor, dass ein Weltmeister den Neueinsteiger berät, währenddessen die beiden Brüder andere Kundschaft betreuen.
Natürlich sei am Anfang bei vielen Leuten das Vorurteil vorhanden gewesen, dass Bogenschießen etwas Brutales sei. Dabei sei im Gesetz festgelegt, dass der Bogen keine Waffe ist, sondern ein Spiel- und Sportgerät. Es gehe also um den reinen Sportgedanken. Und dem gehen nicht nur Männer nach, sondern auch viele Frauen. Circa 45 Prozent der Bogenschützen seien Frauen, so Bücken, und insbesondere bei den Teenie-Mädchen sei der Sport seit der Verfilmung von Tribute von Panem sehr angesagt.
Geschossen wird in der Regel auf Tierattrappen. Ziel ist es, den so genannten „Killbereich“ zu treffen, denn das gibt am meisten Punkte. Bücken vergleicht das Schießen auf Tierattrappen mit dem Spielen von Computerspielen. Hierbei sei das Schießen auf die Attrappen mit der virtuellen Welt zu vergleichen. Außerdem darf, im Gegensatz zu Computerspielen, immer nur in Begleitung geschossen werden. „Zudem befindet man sich beim Bogenschießen in der freien Natur und dies führt letzten Endes auch zum meditativen Aspekt des Bogenschießens“, so Bücken.
Körper, Geist und Seele müssen beim Schießen im Einklang sein. Deshalb wird Bogenschießen auch gerne als Therapiemittel, insbesondere bei psychischen Erkrankungen, eingesetzt. Man hole die Leute raus aus ihrem stressigen Alltag. In der Vorbereitung auf den Schuss werden sämtliche Muskeln angespannt und die volle Konzentration liegt auf dem Schuss. Wird die Bogensehne dann losgelassen, weicht alle Anspannung aus dem Körper. Gerade in der heutigen schnellebigen Zeit suchen deshalb immer mehr Menschen das Bogengeschäft Bücken auf, um mit dem Bogensport anzufangen.
„Ein Einsteigerset liegt bei uns im Laden bei circa 160 Euro“, so Andreas Bücken. Natürlich kann vorher auch auf einer Zehn-Meter-Bahn im Laden Probe geschossen werden. Das ist auch gar nicht so kompliziert, wie manch einer sich es vielleicht vorstellt.
Andreas Bücken erklärt die wichtigsten Regeln: Seitwärts zum Ziel gerichtet, gerader Stand, den Zeige- und Mittelfinger oberhalb des Pfeils an die Bogensehne ansetzen und den Ringfinger darunter. Alle drei Finger müssen am dritten Fingerglied abgeknickt werden.
Der Griff wird mit der schwächeren Hand gefasst. Dies ist bei Rechtshändern die linke Hand und bei Linkshändern die rechte. Mit der „starken Hand“ wird dann die Bogensehne zurückgezogen, um anschließend losgelassen zu werden. „Spätestens nach sechs Pfeilen ist man infiziert“, so Bücken. Sein schönstes Erlebnis hatte Andreas Bücken mit einem circa 70-jährigen Ehepaar. Die Frau setzte ihren Mann im Laden ab, um ihn mit einem Starterset ausstatten zu lassen.
Einen Monat später kam der Mann erneut in das Bogengeschäft der Brüder Bücken. Er schaute Bücken verzweifelt an und sagte: „Wir haben einen Fehler gemacht: Wir haben meiner Frau keinen Bogen geholt!“.

Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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