Sorge um Ägypten

Ich habe mit einem Ingenieur aus dem Irak gesprochen, der seit 48 Jahren in Deutschland lebt.
„Nicht nur in Afrika, auch in der vorder-asiatischen Welt steht ein gewaltiger Umbruch bevor“, sagt Hassan Al-Saidi, der das Geschehen vor allem in Ägypten zurzeit sehr genau und mit Sorge beobachtet. „Man kann die Demonstranten in Kairo und vielen anderen Städten verstehen“, sagt er: „Sie wurden über Jahre und Jahrzehnte von ihren eigenen Leuten unterdrückt.“ Präsident Mubarak müsse sofort gehen, damit es eine schnelle und friedliche Lösung geben könne. Für eine Übergangszeit könnte Friedenspnobelpreisträger Mohammed el-Baradei für Ruhe sorgen.Dass zunächst einmal keine ausländischen Touristen nach Ägypten reisen sollen, hält Hassan Al-Saidi für richtig: „Zum einen wäre das in der jetzigen Situation viel zu gefährlich, zum anderen passt es einfach nicht, wenn Urlauber sich in Fünf-Sterne-Hotels sonnen und vor der Tür betteln die Kinder um Brot.“ Der Umbruch könnte sich in weiteren Staaten fortsetzen, meint der selbstständige Wirtschaftsberater: „Das Volk hat jetzt alles in der Hand, wenn sich das Militär ruhig verhält. Al-Saidi weiß, dass die Menschen vor 20 Jahren auch den Fall der Mauer zwischen den geteilten deutschen Staaten sehr genau registriert haben: „Sie wissen, was möglich ist.“ In Jordanien wurde die Regierung bereits nach Protesten entlassen, in Afrika könnten Unruhen in Algerien und Libyen bevorstehen - überall dort, wo den Verantwortlichen Korruption und staatsterroristisches Handeln vorgeworfen werden kann. „Das muss ein Ende haben“, sagt Hassan Al-Saidi, der natürlich auch den Untergang des Saddam-Hussein-Regimes in seinem Heimatland verfolgt hat.