Dem Tod von der Schippe gesprungen - Thomas Gehrke nahm über 200 Kilogramm ab

Thomas Gehrke mit Freundin Stephanie Bus - und einer Hose, die vor zwei Jahren noch passte.
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  • Thomas Gehrke mit Freundin Stephanie Bus - und einer Hose, die vor zwei Jahren noch passte.
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Na, auch gute Vorsätze fürs neue Jahr? Vielleicht in diesem Jahr mal endlich die lästigen Pfunde loswerden, die sich an den Feiertagen angesammelt haben? So vier, fünf Kilo abnehmen - wäre das nicht toll? Über derartige Ziele kann Thomas Gehrke nur schmunzeln. Denn der Bönener hat in den vergangen drei Jahren 200 Kilo abgenommen.

"Ich war schon immer dick, ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals ‚normal‘ war“, erinnert sich Thomas Gehrke. Schon mit 17 Jahren wog er 230 Kilo - damals arbeitete er als Metzgergehilfe. Eine Lehre zum Metzger konnte er nicht mehr beginnen - der Rücken machte nicht mehr mit.

Und dann begann für Thomas Gehrke der ewige Kampf mit Ärzten und Krankenkassen. „Da ich nicht akut krank war, wollten die Krankenkassen mir keine langfristigen Maßnahmen wir eine Kur bezahlen, und meine Ärzte ermahnten mich immer nur, ich solle Diät halten“, erzählt der mittlerweile 38-jährige.

Dabei probierte Gehrke so ziemlich jede Diät aus, die es gibt. „Ich habe sogar mal ein ganzes Jahr nur Salat mit einer selbstgemachten fettarmen Joghurtsoße gegessen“, so Gehrke. Doch die mühsam abgenommenen Kilos waren schnell wieder drauf - und dass doppelt. „Mein Stoffwechsel ist gestört, da wo andere zehn Kilo abnehmen, nehme ich nur die Hälfte ab, weil mein Körper sofort auf Sparflamme schaltet, wenn die Kalorien fehlen“, erklärt Gehrke.

Selbst im Rahmen einer Nulldiät, für die er stationär im Krankenhaus blieb, nahm er im Laufe von zwei Wochen nur zwei Kilo ab. „Trotzdem habe ich keinen Arzt gefunden, der mir tatsächlich helfen wollte oder konnte“, wundert sich Thomas Gehrke. Bis ihn ein Lieferant von Spezialbetten für Schwerstgewichtige auf das Adipositaszentrum im Knappschaftskrankenhaus in Recklinghausen aufmerksam machte.

„Und hier fand ich in Professor Martin Büsing endlich einen Arzt, der sich tatsächlich für mich interessierte - und mir tatsächlich helfen konnte“, ist Thomas Gehrke noch heute begeistert.

Es wurde auch höchste Zeit, denn inzwischen konnte Thomas Gehrke aufgrund einer nicht verheilenden Wunde am Oberschenkel nicht mehr gehen, wog geschätzte 350 Kilogramm und hatte einen mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt hinter sich. „Da war ich dem Tod schon mehrfach von der Schippe gesprungen“, erinnert sich der Frührentner. Mit der Magenverkleinerung in Recklinghausen begannen dann auch tatsächlich die Pfunde zu schmelzen - das war im Januar 2011. „Mein Schlauchmagen hat gerade Geburtstag gehabt“, lacht Thomas Gehrke. Inzwischen sind 200 Kilo runter - und die erste „Schönheits“-OP liegt hinter ihm. Denn 200 Kilo weniger Fett bedeutet eine Menge überschüssige Haut, die ebenfalls wieder zum Gesundheitsrisiko werden kann.

Immer an seiner Seite ist Freundin Stephanie Bus. Die gebürtige Pfälzerin lernte Gehrke 2007 kennen - im Internet. Dabei war das Gewicht nie ein Thema, erst im Chat, dann per Telefon unterhielten sich die beiden "ganz normal" - über Filme, Bücher, Politik. "Das er so stark übergewichtig ist, habe ich erst bei unserem ersten Treffen gesehen. Und da war mir das schon egal", schmunzelt die gelernte Finanzfachangestellte.

Mit den verlorenen Kilos hat sich auch Thomas Gehrkes Lebenswillen wieder eingestellt. "Tatsächlich habe ich vor der Schlauchmagen-OP schon hin und wieder gedacht, dass es ganz schön wäre, am nächsten Morgen nicht wieder aufzuwachen", gibt der 1,90-Meter-Mann freimütig zu. Der Kampf mit Ärzten und Krankenkassen hatte ihn zermürbt, doch nun schmiedet Gehrke wieder Pläne. "Das Team Fitness-Studio in Unna bietet mir ein kostenloses Training an - nächste Woche soll es losgehen", erzählt er. Und den Führerschein will er dann auch machen, schließlich passt er nun wieder hinters Steuer. "Und dann will ich mich zum Ernährungsberater und Motivator ausbilden lassen, damit ich anderen Menschen Mut machen kann", so Gehrke. Seine Freundin möchte ebenfalls beruflich einen neuen Weg gehen. "Als ich seine Wunde am Bauch versorgt habe, habe ich gemerkt, wie sehr mir eine solche Arbeit liegt. Nun will ich mich zur Wundmanagerin ausbilden lassen", erzählt Bus.

Und sonst? "2014 wird geheiratet, bis dahin werden hoffentlich unsere Finanzen so weit in Ordnung sein, dass wir uns eine richtig tolle Hochzeit leisten können", erzählen beide. Wir wünschen alles Gute!

Thomas Gehrke auf Facebook

Adipositaszentrum Recklinghausen

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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