"Playing Lawrence on the other side": Neue Ausstellung lockt ins Preußen-Museum Wesel

Eine Fotopostkarte zeigt einen deutschen und einen osmanischen Marinesoldat im Winterhalbjahr 1916/1917. | Foto: Preußen-Museum Wesel
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  • Eine Fotopostkarte zeigt einen deutschen und einen osmanischen Marinesoldat im Winterhalbjahr 1916/1917.
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Ob militärische Kämpfe an der Front, persönliche Berichte aus dem Krieg oder der gesellschaftliche Wandel – wer 2014 in Ausstellungen an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnert, richtet den Blick dabei zumeist auf Europa. Die Perspektive, die nun das Preußen-Museum Nordrhein-Westfalen einnimmt, geht weit darüber hinaus. Unter dem Titel „Playing Lawrence On The Other Side.

Die Expedition Klein und das deutsch-osmanische Bündnis“ wird in Wesel ab dem 26. Oktober der fast in Vergessenheit geratene Krieg im Osmanischen Reich und seinen
Nachbarstaaten in den Mittelpunkt gerückt. Die Ausstellung, die bis zum 25. Januar 2015 zu sehen ist, ist Teil des in Deutschland einzigartigen Verbundprojektes „1914 – Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg“, mit dem der Landschaftsverband Rheinland (LVR) noch bis Mitte 2015 an den Beginn des Ersten Weltkriegs vor rund 100 Jahren erinnert.

„Die Ausstellung verdeutlicht wachsenden Beziehungen zweier unterschiedlicher Kulturen, die gemeinsam in den Krieg ziehen. Darin spiegelt sich die Spannung zwischen Avantgarde und Aggression, der rote Faden, der sich durch das gesamte Verbundprojekt zieht“, sagt Prof. Dr. Thomas Schleper, Leiter des LVR-Verbundprojektes.
Hintergrund ist die Tatsache, dass Deutschland und das Osmanische Reiche vier Jahre lang zusammen als Verbündete kämpften. Dabei ist fast völlig aus dem Bewusstsein geraten, dass die türkische Seite dabei mindestens ein Viertel ihrer eingesetzten Soldaten verlor und dadurch mit die höchsten Verluste des Ersten Weltkriegs zu beklagen hatte.

Die Ausstellung beginnt mit der deutschen Orientpolitik in der
Vorkriegszeit, den sprunghaft steigenden deutschen Wirtschaftsbeziehungen
zum Osmanischen Reich und zu Persien und den deutschen Militärmissionen –
und setzt sich fort mit der Zeit um den Ersten Weltkrieg. In den Mittelpunkt rücken dann das deutsch-türkische Bündnis und die vielfältigen Erfahrungen, die mehr als 25.000 deutsche Soldaten auf den orientalischen Kriegsschauplätzen und mit fremden Kulturen machten.

Wie der legendäre „Lawrence von Arabien

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht dabei ein Aspekt der deutschen Orientpolitik, der in historischer Betrachtung bisher nur eine geringe Rolle spielte: Die Expedition Klein. „Damit stellt die Ausstellung ein bisher unbekanntes Kapitel des Ersten Weltkriegs vor, das der Öffentlichkeit nun erstmals durch die Auswertung umfangreicher Quellen zugänglich gemacht wird. Diese Expedition war zur damaligen Zeit die vielseitigste deutsche Orientexpedition“, erklärt Dr. Veit Veltzke,
Direktor des Preußen-Museums NRW.
Die Geschichte der Expedition Klein brachte ihr aus einer jüdischen Familie stammender Adjutant Edgar Stern-Rubarth 1936 in seinem Londoner Exil auf eine Formel, die der Ausstellung in Wesel ihren Namen gab: „Playing Lawrence On The Other Side“. Wie der legendäre „Lawrence von Arabien“ agierte die Gruppe Klein
mit hoher interkultureller Kompetenz im Bündnis mit arabischen Stämmen.

Viele Exponate erstmals für Öffentlichkeit zugänglich

Welche Eindrücke Klein sammelte, ist in Wesel zu sehen. Auf insgesamt 700 Quadratmetern werden rund 500 Exponate ausgestellt. Viele davon sind erstmals überhaupt für die Öffentlichkeit zugänglich.
Dazu gehören beispielsweise der Fotoschatz der Expedition Klein mit Bildern aus dem Irak und Westpersien vor 100 Jahren, islamische Handschriften seit dem 10. Jahrhundert aus dem Besitz Max von Oppenheims, ein Morgenrock Kaiser Wilhelms II. im orientalischen Stil, eine Uniform seines Reichskanzlers von Bülow, das Fotoalbum zur Völkervielfalt des Osmanischen Reiches vom bedeutendsten osmanischen Fotografen Pascal Sébah und der Ordensnachlass des Begründers der osmanischen Luftwaffe, Major Serno. Ausgestellt sind zudem berührende persönliche Zeugnisse, die interkulturelle Beziehungen zwischen Deutschen, Türken und Arabern belegen.

Eine Fotopostkarte zeigt einen deutschen und einen osmanischen Marinesoldat im Winterhalbjahr 1916/1917. | Foto: Preußen-Museum Wesel
Zeugnis kultureller Vielfalt: Dr. Veit Veltzke, Direktor des Preußen-
Museums NRW (links), und Prof. Dr. Thomas Schleper, Leiter des LVR-Verbundprojektes, sehen sich den Fotoschatz des osmanischen Fotografen Pascal Sébah an. | Foto: LVR
Autor:

Lokalkompass Kreis Wesel aus Wesel

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