Eine außergewöhnliche Frau: Kerstin Hauwe ist Fleischermeisterin, Köchin und Landwirtin

Fleischermeisterin Kerstin Hauwe zerlegt, ausgerüstet mit Messer und Kettenhandschuh, frisch geschlachtete Bullenhälften in handelsübliche Mengen.
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  • Fleischermeisterin Kerstin Hauwe zerlegt, ausgerüstet mit Messer und Kettenhandschuh, frisch geschlachtete Bullenhälften in handelsübliche Mengen.
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Kerstin Hauwe ist nicht nur Fleischermeisterin, sie ist auch Landwirtin und ausgebildete Köchin in einer Person. In einer recht zierlichen Person, die optisch so gar nicht der landläufigen Vorstellung von einem Fleischermeister entspricht.

„Sie meinen, ein Fleischermeister müsste eher die Figur meines Vaters haben: groß, breitschultrig und kräftig?“, lacht die sympathische Dattelnerin und bestätigt: „Der Fleischerberuf ist körperlich wirklich sehr anstrengend. Jedoch kommt es bei der Ausübung nicht nur auf die körperliche Kraft, sondern auch auf die Technik an.“
Eigentlich wurde der heute 34-Jährigen der Beruf als Fleischerin regelrecht in die Wiege gelegt. Schon als sie Kind war, führten ihre Eltern einen kleinen Fleischereibetrieb. Kerstin Hauwe besucht die Realschule und anschließend das Wirtschaftsgymnasium in Datteln. Kurz vor ihrem Fachabitur stellt sich für ihre Eltern die Frage zu expandieren. Die erforderlichen Investitionen in den seit dem 17. Jahrhundert im Familienbesitz befindlichen Bauernhof lohnen sich aber nur, wenn eine ihrer Töchter Interesse an dem Betrieb hat.
„Für mich persönlich gab es schon damals nur zwei Berufsvorstellungen, Turnierreiterin oder Fleischerin. Wobei ich schon damals so realistisch war, das Reiten eher als Hobby zu sehen.“ Nach dem Fachabitur sucht die Dattelnerin daher eine Ausbildungsstelle zur Fleischerin. Überall erhält sie Absagen mit der Begründung, dass die Betriebe nicht auf weibliche Auszubildende eingestellt sind und so zum Beispiel entsprechende sanitäre Einrichtungen fehlten. So absolviert sie ihre Ausbildung im elterlichen Betrieb. Dazu gehört nicht nur die Arbeit in der Fleischerei, sondern auch in der angegliederten Landwirtschaft.
„Wir halten regelmäßig ungefähr 60 Bullen, die gefüttert und versorgt werden müssen“, erklärt die erfahrene Landwirtin. „Weitere Tiere werden hinzu gekauft, circa 300 Tiere im Jahr geschlachtet. Auch landwirtschaftliche Arbeiten, wie Trecker fahren, Pflügen und Heumachen, gehören dazu.“
Ihre Prüfung zur Fleischerin schafft sie sogar schon nach zwei statt nach drei Jahren. Darüber hinaus sammelt sie außerbetriebliche Erfahrungen in einer Wurstfabrik in Gladbeck und in überbetrieblichen Einrichtungen. „2005 habe ich meinen Meister gemacht - im Alter von 25 Jahren, genau 25 Jahre nach meinem Vater und an der gleichen Fachschule“, erzählt Kerstin Hauwe stolz.
Als eine von nur vier weiblichen Meisteranwärterinnen schließt sie unter 50 Meisterschülern als Drittbeste die Prüfung als Fleischereimeisterin an der Fleischerfachschule Heine in Frankfurt ab. Gleichzeitig wird ihre Ausbildung als Köchin beurkundet. Denn im elterlichen Betrieb wird nicht nur geschlachtet und eigene Hausmacherwurst hergestellt und verkauft. Zum Betrieb gehört ein großer Partyservice mit Showkochen.
Ihre Berufswahl hat Kerstin Hauwe nie bereut. Sie schwärmt vor allem von dem Abwechslungsreichtum ihrer Arbeit. Obwohl sie inzwischen sehr viel Zeit mit der Organisation des Fleischereibetriebes und des Partyservices am Schreibtisch verbringt, reicht ihr Arbeitsalltag vom Füttern der Bullen am frühen Morgen über das Schlachten und Wursten bis hin zu persönlichen Gesprächen mit Kunden, die den Partyservice buchen, oder zum eigenen Showkochen.
Der Beruf der Fleischermeisterin ist ihr Traumberuf. Doch auch das Turnierreiten hat die sportlich schlanke Allroundfrau nicht aufgegeben und schon viele Preise eingeheimst.

Autor:

Petra Pospiech aus Recklinghausen

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