Über Schneeflocken, ein lustiges chinesisches Gedicht

一片兩片三四片
五六七八九十片
千片萬片無數片
飛入梅花都不見

Ein Flöckchen dann zwei Flöckchen nun
dann sind es drei und vier
Fünf, sechs, und sieben acht und neun
dann zehn Stück zähl ich mir
Dann tausend sind's, zehntausend dann
unendlich viele schier
Sie fliegen zu den Pflaumenblüt'
man sieht sie nicht mehr hier!

Der schon öfters von mir erwähnte Übersetzer Andrew W.F. Wong stellt einen ganz besonderen chinesischen Vierzeiler vor, den ich versuche auf Deutsch wiederzugeben. Von den 28 Zeichen (vier Zeilen von 7 Zeichen) sind zwölf Zahlwörter, sieben mal wird das gleiche Zeichen (das mehrdeutig „Flocke“, „Blütenblatt“, „dünnes Plättchen“ bedeutet) verwendet, dreimal sogar als Endreim (p'ien). Zusätzlich reimt das letzte Wort ("Sehen", chien) auf p'ien, eine unübliche Viererreihe gleichen Reimes. Ein klassisches Gedicht ist es daher nicht. Zheng Xie dichtete es im 18. Jahrhundert vermutlich in der Neujahrszeit (nach dem chinesischen Kalender), wenn Frühling den Winter ablöst und alles was passiert unter dem Aspekt des Lenzes betrachtet wird. Schneeflocken werden zu Pflaumenblüten. Ein erhabenes Spiel des Dichters, ein Gedankenspiel, woran man seinen Spaß haben kann.

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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