Laute Momente der Geschichte mal leise und prägnant: Worte von Antje Vollmer überzeugen mit Wechsel des Blickwinkels in St. Vinzentiuskirche

Die Erstunterzeichnerin des Aufrufs „Ökumene jetzt“, Antje Vollmer. | Foto: Kirchengemeinde Harpen
  • Die Erstunterzeichnerin des Aufrufs „Ökumene jetzt“, Antje Vollmer.
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„Jesus wollte und will die geschwisterliche Gemeinschaft, nicht die Trennung in verschiedene fromme oder erfolgreiche Eliten und den asozialen Rest. Er will die Gemeinschaft der Entlasteten, der Geheilten und Befreiten. Das hat er gelebt, einfach so, in der Tischgemeinschaft mit den Menschen.“

Diese Sätze von Prof. Nagel waren vielen Besuchern noch präsent beim Gottesdienst mit Dr. Antje Vollmer. Sie waren eine „Steilvorlage“ für ihre Predigt.
Die Erstunterzeichnerin des Aufrufs „Ökumene jetzt“, hat in der St. Vinzentius-Kirche Momente der Geschichte mit leisen und prägnanten Sätzen in Erinnerung gerufen. Das Thema „Ökumene im Schatten des 20. Juli 1944“, weckte großes Interesse, Neugier und bei den zahlreichen Besuchern Nachdenklichkeit. Sie betrachtete die Schatten der deutschen Vergangenheit aus einer ganz neuen Perspektive, die in der nachfolgenden Diskussion im Gemeindehaus auf den Punkt gebracht wurde.

Brücken zu ökumenischen Themen

Vollmer vernetzte die Geschichte von Jesus in Gethsemane mit den Ereignissen des Widerstandes gegen die Nazidiktatur und schlug Brücken zu den aktuellen ökumenischen Themen. Die Theologin bekannte, dass sie sich erst nach ihrer politischen Karriere mit der Zeit des Widerstands beschäftigt hat und warum sie förmlich über zwei Ereignisse stolperte: Zum einen über den jährlich wiederkehrenden ökumenischen Gottesdienst zum Gedenken an die ermordeten Widerstandskämpfer.
Dort wird nacheinander katholische Eucharistie und ein evangelisches Abendmahl gefeiert. Zum anderen die Hinrichtung der Geschwister Scholl und von Christoph Probst. Ein gemeinsames Abendmahl, das die Geschwister mit ihrem katholischen Freund Christoph Propst feiern wollten, verwehrten ihnen die Gefängnisgeistlichen. Immerhin konnten sie bei einer „letzten Zigarette“, die ihnen wohl das Gefängnispersonal aus einer menschlichen Rührung zugestand, voneinander Abschied nehmen.

"Scheiterin ist schwierig"

„Schafft Gemeinsamkeiten“, das waren die zentralen Botschaften von Jesus und den wenigen Märtyrern der Widerstandbewegung“, so Vollmer. Diese Märtyrer wollten „Gemeinsamkeiten in Kirchen, Gewerkschaften, gesellschaftlichen und politischen Gruppen und diese Energie hat abgenommen.“
Es verwundert nicht, dass das „viele Überlebende des Widerstandes depressiv gemacht hat.“ Prof. Brakelmann spitzte ihre Sicht noch zu, „…es waren keine Kirchenoberen, es waren Laien, die in der NS-Zeit umgekommen sind.“
„Scheitern ist schwierig“, folgerte Vollmer und „bei dem Gescheiterten bleiben“, das macht die Geschichte im Garten Gethsemane so aufregend.

Grenzüberschreitende Einladung

„Wir müssen uns für diese Menschen, die auch anders sind, mehr interessieren“, forderte sie und folgerte, das „jede Spaltung und Rechthaberei Argumente gegen das Christentum sind – das überzeugt die Welt nicht, das behindert den Dialog mit den anderen Religionen.“ Vollmer sieht die kulturelle Vielfalt der christlichen Kirchen positiv, an zentralen „Zeichen“ wie beim Abendmahl ist Vielfalt nach ihrer Meinung aber „dogmatischer Unsinn“.
„Jesus hat die Außenseiter gesucht und sich mit seinem Verräter an einen Tisch gesetzt – welch eine grenzüberschreitende Einladung zum gemeinsamen Abendmahl.“ Vollmer sieht in allen christlichen Kirchen eine große Sehnsucht nach Gemeinsamkeit und sieht viele Zeichen, die die „Selbstverständlichkeit des Getrennt-Seins“ aufbrechen. Starker Beifall bestätigte die Einschätzung der Predigerin.

Autor:

Andrea Schröder aus Bochum

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