Diakonie kümmert sich um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge - deren Alter sinkt

Beate Sander, Pädagogische Leiterin des Wichernhauses, in einem der Zimmer, in denen die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge untergebracht werden. | Foto: Michael Kaprol
  • Beate Sander, Pädagogische Leiterin des Wichernhauses, in einem der Zimmer, in denen die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge untergebracht werden.
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Sie kommen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan, und kaum einer von ihnen ist älter als 16 Jahre. Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge steigt. Rund 40 werden in den nächsten Wochen in Bottrop erwartet.

Nach deutschem Recht unterliegen diese Flüchtlingskinder dem deutschen Jugendschutzgesetz. Das bedeutet, dass sie nicht wie erwachsene Flüchtlinge untergebracht und betreut werden dürfen. Nach ihrer Ankunft werden diese Kinder daher in Obhut genommen und nach dem sogenannten „Königssteiner Schlüssel“ an die Städte in NRW verteilt.

Das Diakonische Werk wird in den nächsten Wochen bis zu 36 junge Flüchtlinge aufnehmen und betreuen. Anfang Dezember startet eine sogenannte „Clearing-Wohngruppe“ für bis zu zehn Jungen und Mädchen im Wichernhaus. Dabei geht es in erster Linie darum, ihren Gesundheitszustand zu klären sowie die familiären Anbindungen und den pädagogischen Bedarf. Um die Jugendlichen frühzeitig an die deutsche Sprache heranzuführen wird es möglichst schnell Sprachkurse geben, ebenso wie bei Bedarf eine psychologische Betreuung.

Ab Januar wird das Angebot noch um eine Wohngruppe für neun Kinder und Jugendliche sowie 15 Verselbständigungswohnplätze ergänzt.
Am Anfang aber steht die grundlegende Versorgung mit Kleidung, Essen, einem Bett. „Manche von ihnen schlafen erstmal tagelang fast nur“, weiß die Pädagogische Leiterin des Wichernhauses, Beate Sander. „Oder, wie wir von Kollegen aus anderen Städten hören, sie essen unglaublich viel. Sie sind einfach völlig erschöpft und müssen vieles nachholen.“

Diese Erschöpfung kommt nicht von ungefähr, denn die meisten dieser Kinder sind seit Wochen oder gar Monaten auf der Flucht. „Die Eltern kratzen ihr Geld zusammen, damit wenigstens die Kinder vor dem Krieg oder dem IS-Terror flüchten können“, weiß Roland Schulte, Einrichtungsleiter der Kinder- und Jugendhilfe der Diakonie.

Beate Sander erzählt von einem 16-jährigen Mädchen, das aus Eritrea stammt: „Sie war eineinhalb Jahre ganz allein unterwegs, hat teilweise unter sklavenartigen Bedingungen gearbeitet, weil sie kein Geld mehr hatte. Wenn diese Kinder dann hier sind, wollen sie etwas aus ihrem Leben machen.“

INFO:

Die Diakonie sucht ehrenamtliche Unterstützer, die zum Beispiel in der Begleitung der Sprachangebote, in regelmäßigen Spielrunden oder in Sportangeboten für die Jugendlichen tätig werden können.

Interessierte können sich unter der e-mail-Adresse beate.sander@diakonisches-werk.de melden.

Auch das professionelle Team muss aufgestockt werden. Gesucht werden vor allem Sprach- und Kulturmittler mit Migrationshintergrund und Sprachkenntnissen aus dem syrischen, afghanischen oder irakischen Sprachraum. Gute Deutschkenntnisse sind erforderlich. Auch sie können sich unter der e-mail-Adresse beate.sander@diakonisches-werk.de melden.

Autor:

Judith Schmitz aus Bottrop

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