Dresden . Lebensretter

Es ist 19 Uhr, als es bei Familie F. in Dresden an einem Freitagabend im Februar 2016 stürmisch an der Wohnungstür klingelt.
M.F. hat gerade mit seiner Frau und den zwei Kindern Abendbrot gegessen.

Schon oft ging es bei den Nachbarn eine Etage höher laut zu. Störende Geräusche zu später Stunde waren keine Seltenheit. Das Poltern an der Decke kurz vor dem Klingeln war diesmal anders.

Dem fünfzigjährigen Berufskraftfahrer ist sofort klar, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Als er die Tür öffnet steht vor ihm tränenüberströmt die Nachbarin. „Mein Kind lebt nicht mehr und ist ganz blau“, schreit sie F. an.

Der Dresdner rennt sofort mit ihr und seiner Frau nach oben. Dass die Nachbarn normalerweise nicht miteinander reden blendet er in diesem Moment völlig aus. Noch im Treppenhaus fragt er die Nachbarin, was genau passiert sei und geht die Maßnahmen im Kopf durch, die er vor einem halben Jahr bei den Maltesern im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hat.

Der Berufskraftfahrer ist seit dem 1. Juni 2014 im Behindertenfahrdienst der Hilfsorganisation tätig. Dort ist es Pflicht, einen Notfallkurs zu absolvieren.

Die anderthalbjährige Tochter der Nachbarn hat während des Abendessens plötzlich aufgehört zu atmen und sei blau angelaufen.

In der Wohnung angekommen nimmt F. dem hilflosen Vater das Kind ab, hält es kopfüber in die Luft. Schon bald hört er erste leise Atemgeräusche.

Er setzt sich mit dem Mädchen im Wohnzimmer hin. Er merkt Unregelmäßigkeiten im Herzschlag. Frau F. fordert den Vater, auf, den Rettungsdienst zu alarmieren. „Sagen Sie, dass es um ein Kind mit Atemnot und unregelmäßigem Herzschlag geht“, rät F. professionell.

Als das Mädchen erneut ihr Bewusstsein verliert setzt er zur Herzdruckmassage an. Die Zeit, bis der Rettungsdienst eintrifft erscheint dem Dresdner ewig. Obwohl die Sanitäter nur fünf Minuten bis zum Einsatz benötigten fühlte sich die Zeit für F. ewig an. Er übergibt den medizinischen Fachkräften das Kind.

Als er merkt, dass das Mädchen in sicheren Händen ist und das Gröbste überstanden hat, kann er zum ersten Mal aufatmen. „Sehr gute Arbeit, Sie haben dem Mädchen das Leben gerettet“, lobt der Notarzt. Später erfährt F., dass ein Fieberkrampf während des Essens die Atemnot hervorrief.

Im Interview berichtet der Malteser-Fahrer, dass er als Vater und aus beruflicher Verantwortung für seine Schüler den Inhalt des Erste-Hilfe-Lehrgangs in Gedanken regelmäßig wiederholt. Damit konnte er professionell reagieren.

Dass nicht jeder so gehandelt hätte will F. nicht hören. „Die Eltern standen unter Schock und konnten nicht reagieren. Jeder andere hätte das Gleiche getan.“
Seit dem Notfall ist das Verhältnis zwischen den Familien geglättet.

http://www.malteser-bottrop.de

Autor:

Petra Kräft aus Bottrop

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