Die Kirche im Dorf lassen - Tauziehen um die Zukunft der Friedenskirche am Schiffshebewerk nimmt ein gutes Ende

Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde und des Fördervereins ziehen für den Erhalt der Friedenskirche gemeinsam an einem Strang. Foto: Petra Pospiech
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Das lange Tauziehen um die Zukunft der Friedenskirche am Schiffshebewerk nimmt voraussichtlich ein gutes Ende. Die Kirche bleibt Kirche, ab 2017 finden dort aber keine Gottesdienste mehr statt. Zu verdanken ist dieser Kompromiss dem Engagement der Freunde und Förderer des Schiffshebewerkes in kooperativer Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde Datteln.

Die kleine denkmalgeschützte Friedenskirche ist die älteste Kirche im Ostvest. Erbaut wurde sie vor mehr als 100 Jahren für die zumeist evangelischen Kanalbauarbeiter, die damals nach Datteln kamen. Bis zum heutigen Tage dient sie seit vielen Jahren zudem mit Schifferseelsorger Horst Borrieß als Anlaufstelle für alle Berufsschiffer, die auf den Gewässern des größten Kanalknotenpunktes Europas zuhause sind.
Ende Dezember geht Horst Borrieß nach 35 Jahren Schifferseelsorge in Datteln in den verdienten Ruhestand. Eine spezielle Schifferseelsorge wird es dann hier im Kreis nicht mehr geben. Der ausschlaggebende Punkt, der die Zukunft der Friedenskirche infrage stellt, ist jedoch ein ganz anderer.
„Bereits vor zehn Jahren entschied sich die Evangelische Kirchengemeinde Datteln gezwungenermaßen aus finanziellen Gründen für ein Zwei-Standorte-Modell“, erläutert Pfarrerin Elke Engel. „Das bedeutete, drei Gemeindezentren und eine Kirche mussten geschlossen werden. Die Gemeinde konzentriert sich seither auf zwei Kirchen, die Luther-Kirche und die Versöhnungskirche.“ Die Friedenkirche wurde damals als Kreiskirchliche Kirche und Schifferseelsorge vom Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen übernommen.

"Friedenskirche gehört zum Schiffshebewerk!"

„Zum 1. Januar 2017 gibt der Kirchenkreis jedoch die Friedenskirche wieder zurück an die Gemeinde Datteln“, so die Presbyteriums-Vorsitzende. „Eine Aufgabe, die finanziell und personell jedoch nicht zu wuppen ist. Vor zehn Jahren waren wir noch sechs Pfarrer und Horst Borrieß. Jetzt sind wir nur noch vier Pfarrer und 2017 ohne Horst Borrieß.“ Um die Friedenskirche nicht schließen zu müssen, muss also eine neue Lösung gefunden werden.
Zum großen Glück trat vor etwa einem Jahr der Förderverein „Freunde und Förderer der Schiffshebewerke und Schleusenparks Waltrop e.V.“ an die Evangelische Kirchengemeinde heran, um ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten. Der Verein setzt sich seit Jahren dafür ein, das Schiffshebewerk und sein Umfeld zum Unesco-Weltkulturerbe erklären zu lassen. Die Vorsitzenden Jochen Seifert, Rainer Büscher und Herberth Niewerth sind sich mit ihren Mitgliedern einig: „Die Friedenskirche gehört durch ihre Geschichte eindeutig zum Schiffshebewerk dazu.“
Unterstützung fanden sie sofort bei LWL-Museumsleiter Dr. Arnulf Siebeneicker, ebenfalls Vorsitzender des Fördervereins. Schon seit einigen Jahren verwandelte sich die Friedenskirche durch das Engagement von Horst Borrieß und vielen Ehrenamtlichen zu einer Kulturkirche. Die „NachtSchnittchen“, das Kirchencafé und zahlreiche Ausstellungen und Events sind aus der kleinen Kirche am Schiffshebewerk nicht mehr wegzudenken. Das soll nach dem Willen vom Förderverein auch so bleiben und möglichst auch ausgeweitet werden. Das Konzept: Mit den vom Förderverein erwirtschafteten Erlösen soll dann nach und nach die Evangelische Kirche entlastet werden.
Pfarrer Thomas Mämecke erklärt: „Nach eingehender externer Beratung können wir nun in Kürze mit dem Förderverein einen Nutzungsvertrag eingehen, der ab 1. Januar 2017 in Kraft tritt. Er beinhaltet eine vorläufige Laufzeit von vier Jahren und ist jeweils zum Jahresende beiderseitig kündbar.“

Nutzungsvertrag tritt am 1. Januar 2017 in Kraft

„Der Nutzungsvertrag sieht vor, dass die Kirchengemeinde im ersten Jahr die Betriebskosten übernimmt, die dann nach und nach vom Förderverein übernommen werden“, ergänzt Pfarrerin Engel. „So steht die Kirche weiterhin für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung und kann auch zu privaten Feiern vom Förderverein vermietet werden. Kasualien, das heißt Gottesdienste zu Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen finden hier nicht mehr statt.“
Die Mitglieder des Fördervereins und der Evangelischen Kirchengemeinde sind froh: „Durch gemeinsames Ziehen an einem Strang, bleibt die Kirche doch noch im Dorf.“

Autor:

Petra Pospiech aus Recklinghausen

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