Schüler hören dem KZ-Überlebenden Rolf Abrahamsohn gebannt zu

„Man darf nicht vergessen. Denn nur, wer um die Vergangenheit weiß, vermag sich für eine gute Zukunft einzusetzen“, sagt der 90-jährige KZ-Überlebende Rolf Abrahamsohn. | Foto: GSW
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„Man darf nicht vergessen. Denn nur, wer um die Vergangenheit weiß, vermag sich für eine gute Zukunft einzusetzen“, sagt Rolf Abrahamsohn. Der 90-Jährige sprach im Forum der Gesamtschule Wulfen vor Schülern des 10. Jahrgangs. Er erzählte aus seinem Leben, sprach von Gewalterfahrungen in der NS-Zeit, von der Ermordung seiner Familie. „Rolf Abrahamsohn gehört zu den wenigen deutschen Juden, die noch selbst über die Erlebnisse in der Nazi-Zeit berichten können“, sagt Schulleiter Johannes Kratz.

Das spürten die Jugendlichen, denn sie wurden schnell still und hörten dem Mann gebannt zu. Die Schüler wollten mehr vom Leben des Juden aus Marl erfahren, der das Ghetto in Riga, das KZ Kaiserwald, das KZ Stutthoff, das KZ Buchenwald, das Außenkommando des KZ Buchenwald beim Bochumer Verein und das KZ Theresienstadt überlebt hatte. „Wulfen kannte ich schon als 6 Jähriger. Wir waren mit der Familie Moses befreundet und fuhren oft mit dem Fahrrad von Marl hierhin“, erinnerte sich Rolf Abrahamsohn. In der Reichspogrom-Nacht wurde er, gerade 14, gemeinsam mit zwei Brüdern verhaftet, und verbrachte eine Nacht im Gefängnis. „Als Kinder konnten wir uns damals nicht vorstellen, dass wir keine Menschen mehr sein sollten“, so Rolf Abrahamsohn weiter. Er berichtete auch von der Ermordung seiner Mutter in Riga, als sie nicht mehr arbeiten konnte. Da wollte auch er sterben. Doch Freunde und die Hoffnung, seinen Vater und seinen Bruder Hans, die nach der Pogromnacht nach Belgien geflüchtet waren, wiederzusehen, machten ihm Mut und er sagte sich immer wieder: „Du musst leben!“ „Erst viel später habe ich erfahren, dass mein Vater und mein Bruder 1942 in Auschwitz vergast worden waren“, ergänzte Rolf Abrahamsohn.

Kein Geschichtsdatum im 20. Jahrhundert markiert den Einbruch der Barbarei in die deutsche Gesellschaft stärker als die Novemberpogrome vor mehr als 70 Jahren: Auf Geheiß der NS-Führung wurden um den 9. November 1938 herum an die 400 Deutsche erschossen, erschlagen oder in den Tod getrieben, nur weil sie als Juden gebrandmarkt waren. Unbescholtene jüdische Mitmenschen, auch Frauen, Kinder, Greise, wurden gequält und gedemütigt, 30 000 Männer in Konzentrationslager verfrachtet - oft ohne Wiederkehr. Die staatlich angestifteten Täter verwüsteten 1.400 jüdische Gotteshäuser und setzten sie in Brand, demolierten und plünderten 7500 Geschäfte. Die Veranstaltung im Forum der Gesamtschule wurde musikalisch begleitet von Musiklehrer Thomas Klemme und Schülern der Bläserklassen 8.6 und 9.5 sowie 10.6.

Autor:

Olaf Hellenkamp aus Dorsten

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