„Dügida": Kleine Kundgebung mit großer Begleitmusik

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Die im Vorfeld medial groß aufgebauschte Veranstaltung unter der Überschrift „Düsseldorfer gegen die Islamisierung des Abendlandes"(Dügida)" und ihre beiden Gegendemonstrationen hatten weniger Teilnehmer, als erwartet und boten auch politisch nichts Überraschendes.

DKP-Flaggen, Che Guevara-Konterfeis und überhaupt ziemlich viele rote Fahnen – dieses Szenario schaffen um kurz vor 18 Uhr „Antifaschistinnen und Antifaschisten“ vor dem Eingang des Apollo-Theaters unter der Rheinkniebrücke. Die junge Dame am Mikro schwört ihre „Kameradinnen und Kameraden“ gegen die „rassistische Hetze“ ein, die sie bei dem für heute angemeldeten „Dügida-Spaziergang“ erwartet.

„Dügida“, selbsternannte „Düsseldorfer gegen die Islamisierung des Abendlandes“, gelten als neuer Ableger der sogenannten „Pegida“ (Patriotische Europäer…), die zeitgleich in Dresden über 10.000 Menschen mobilisieren. In Düsseldorf haben zunächst ihre Gegner das Wort. Und die „Antifa“-Leute lassen allein schon qua ihrer Lautstärke keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie gewillt sind, die Deutungshoheit zu übernehmen.

„Da trifft faschistischer Mob auf die bürgerliche Mitte“, heißt es in Richtung der „Dügida“-Kundgebung, deren Teilnehmer von hier aus freilich noch keiner gesehen hat. Sprechchöre wie „Nationalisten raus aus den Köpfen“ oder „Alerta Antifaschista“ werden angesungen, aber bleiben im Ansatz stecken.

Auch vom Standort her mag der moderne Revoluzzer auf ein Grundmaß an Bequemlichkeit offenbar nicht verzichten. Auf dem „attraktiven Vorteil, dass wir im Trockenen stehen“, ruht man sich jedoch nicht aus. „Freundinnen und Freunde haben die Gleise blockiert, das ist ziemlich klasse, das ist schon mal ein super Anfang“, heißt es über Mikro. Wie es weiter gehen könnte, hatte die „Antifa“ bereits im Vorfeld via Internet kommuniziert. Dort hatte es ohne Umschweife geheißen: „Spazierengehen? Ihr könnt im Rhein schwimmen!“

Ein paar Meter weiter wirken und klingen die Teilnehmer der anderen Gegen-Kundgebung deutlich moderater. Hier werden auf der Bühne auch „nachvollziehbare Ängste vor dem radikalen Islam“ eingeräumt. „Mit Freunden verschieden sein – friedlich und freudig“ lautet hier die Losung.

Ein breites Bündnis inklusive „Teilnehmern aller Düsseldorfer Fraktionen“ drückt eine „Willkommenskultur“ aus. Dabei wird aber auch verdeutlicht, dass es selbstverständlich sein müsse, dass religiöse Vorschriften nicht über das Grundgesetz gestellt würden. OB Thomas Geisel zeigt sich „stolz“ auf diesen Schulterschluss: „Hier ist kein Platz für das Schüren dumpfer Ängste. Wir stehen auf gegen diejenigen, die versuchen, Ressentiments zu verbreiten.“

Einige hundert Meter und mehrere Polizeikontrollen weiter verschafft sich die eigentliche Veranstaltung um 18.26 Uhr erstmalig Gehör. Quasi als Lautsprecherprobe wird „Wir sind das Volk“ intoniert. Im Vergleich zum Platz vor dem Apollo sieht man hier praktisch keine Transparente mit Parolen und keine Partei-Abzeichen oder Flaggen. Einziges von weithin sichtbares, dafür zahlreiches Utensil ist die schwarz-rot-goldene Deutschlandfahne.

Da der Hauptredner noch im Stau steht, gibt es neben organisatorischen Hinweisen nur ein paar Andeutungen: Von „Qualität von Einwanderung“ ist die Rede und von „Grenzen“, von denen eine die „Islamisierung“ sei. Diese Themen könne man freilich alle abhandeln, ohne zu sagen „Ausländer raus“.

Einige Fußball-Schals und der Stil der Anti-„Antifa“-Gesänge lassen zwar auf entsprechendes Klientel schließen, ansonsten überwiegt ein durchschnittliches, gemischtes Publikum. Es gibt auch viele ältere Teilnehmer, gesetzte Paare, reife Damen in schicker Garderobe. Sie wirken eher nachdenklich und besorgt, nicht aggressiv. Einen "faschistischen Mob" stellt man sich irgendwie anders vor.

Dafür, dass schließlich die Polizeimeldung lautet „Die drei angemeldeten Demonstrationen in der Landeshauptstadt verliefen ohne besondere Zwischenfälle“, sorgten mehr als 1.000 Beamte vor Ort, die am Abend ein Eindringen von circa 100 Personen in den Bereich der „Dügida“-Versammlung verhindern mussten.

Damit stellten die Polizisten auch die größte anwesende „Gruppe“, während die „Dügida“-Teilnehmer (rund 500) und die Gegendemonstranten (750) zahlenmäßig hinter den Erwartungen zurück blieben.

Autor:

Mark Zeller aus Duisburg

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