Religiöse Beschneidung im Schatten der deutschen Geschichte

In wenigen Tagen wird sich der deutsche Ethikrat mit der religiösen Beschneidung beschäftigen. Im Vorfeld hatte dessen Vorsitzende, Christiane Woopen, vor einer überstürzten Neuregelung gewarnt. Die Bundesregierung hingegen möchte eine schnelle gesetzliche Regelung. Bundeskanzlerin Angela Merkel befürchtet, daß sich Deutschland im Falle eines Beschneidungsverbots zur" Komikernation" machen würde.
Bei der Lektüre der ausländischen Presse und der dazugehörigen Leserkommentare stellt man schnell fest, daß diese Ängste unbegründet sind.
Von Norwegen bis Israel scheint das Urteil eines Landgerichts, das die Beschneidung eines 4jährigen Jungen als Körperverletzung wertete, eine längst überfällige Diskussion angestoßen zu haben.
Aufgrund der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands und der daraus resultierenden Verbrechen, die insbesondere jüdische Mitbürger trafen, resultiert eine berechtigte Angst, daß heutige Gesetze oder Urteile, die u.a. diese Menschen betreffen, als " antisemitisch" empfunden werden könnten.
So richtig diese erhöhte Sensibilität ist, so sollte sie auch wegweisend für die Zukunft sein: In diesem Land dürfen die körperliche Unversehrtheit und Würde keines Menschen- unabhängig von seinem Alter, seinem Geschlecht oder seiner Herkunft- in Frage gestellt werden.
Insofern ist das Urteil eine zwingende Konsequenz aus unserer Geschichte- einer Geschichte in der die körperliche Integrität von Menschen kein garantierter Wert war, in der Menschen gefoltert, gequält und vernichtet wurden,in der sinnlose Operationen an Wehrlosen vorgenommen wurden und schrecklichste Eingriffe mit dem Nutzen für das Gemeinwohl begründet wurden.
Und so wird dieses Urteil auch vielfach im Ausland interpretiert: Deutschland ist ein Land, das aus seiner unheilvollen Geschichte gelernt hat.
Die Kinder der betroffenen Religionsgemeinschaften erfahren die Bestätigung, daß ihre Befindlichkeit wichtig ist- genauso wichtig, wie die aller anderen Kinder in diesem Land.
Die von den Befürwortern der Beschneidung geäußerte Befürchtung, daß nach einem Verbot " im Hinterhof" beschnitten werde, ist bei genauer Betrachtung eine Herabsetzung der jüdischen und muslimischen Menschen. Es heißt nichts anderes als" Ihr seid nicht nicht in der Lage, die Gesetze zu befolgen und Ihr seid zu dumm, um die Nachteile zu erkennen, die nach heutigem medizinischem Kenntnisstand durch die Beschneidung von Jungen entstehen können. Für Euch muß es eigene Gesetze geben." Gesetze für Juden und Moslems.....Hoffentlich niemals in Deutschland!

Autor:

Julia Dehl aus Düsseldorf

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