Quo vadis, Gesamtschule Süd?

Die Gesamtschule Süd hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Nachdem sie eigentlich auslaufen sollte, ist nun ein Neuanfang im Gespräch. Foto: -ck-
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"Totgesagte leben länger" - ähnlich verhält es sich mit der Gesamtschule Süd an der Frankenstraße, die eigentlich vollständig aufgelöst werden sollte, nun aber unter Umständen doch reanimiert wird. Stimmt der Rat im Dezember zu, soll 2020 mit neuem Konzept und neuer Mannschaft durchgestartet werden.

Viele Jahre litt die Schule in Stadtwald unter niedrigen Anmeldezahlen. Und schon als Stadtwald Gymnasium hatte sie nicht gerade den besten Ruf. Angesichts sinkender Schülerzahlen hat die beschlossene Abwicklung der Schule vor circa drei Jahren folgerichtig wenig bis gar keinen Protest ausgelöst.
Laut Schulentwicklungsplan hat sich die Sachlage nun allerdings geändert und es herrscht in Essen ein deutlicher Mangel an Gesamtschulplätzen. Schnelle Abhilfe sei vonnöten... Seither treibt die Debatte um einen geeigneten Gesamtschulstandort skurrile Blüten. So war auch im Gespräch, das Viktoria Gymnasium und die Hauptschule an der Wächtlerstraße zu einem Schulstandort zusammen zu legen und quasi Deutschlands erste Schule, die durch eine Autobahn getrennt wird, zu gründen. "Da hätte ich nicht die Verantwortung für übernehmen wollen", runzelt Hans Schippmann die Stirn, wenn er an die Brücke über die A 40 denkt. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister der BV II war lange Jahre Schulleiter des Gymnasiums im altehrwürdigen Gemäuer.
"Die noch laufende Gesamtschule hat darunter gelitten, dass die Schüler herangekarrt werden mussten. Stadtwälder, Rellinghauser und Heisinger schickten ihre Kinder auf Schulen in Bredeney und Rüttenscheid", so Schippmann.
"Die Schließung dieser Schule kam für mich nicht überraschend. Den Entschluss, die Schule wieder zu öffnen, nehme ich mit Erstaunen war. Ich glaube, es wird wieder zu dem gleichen Phänomen kommen. Dabei sollten doch die Schulen zu den Schülern kommen und nicht die Schüler zu den Schulen. Ich halte die Voraussetzungen in Stadtwald für denkbar ungünstig. Der Bedarf an Gesamtschulplätzen ist zudem am stärksten in Essen-Mitte, Nord und Ost", gibt der Bezirkspolitiker zu bedenken und fügt hinzu: "Man muss vorsichtig sein - wir gehen ja schließlich mit Kindern um."
Was für den Standort Stadtwald spricht, ist die Kostenlage. Es könnte quasi ohne große Ausgaben gestartet werden. "Die Gebäudesubstanz ist OK. Eine Gebäudeteil ist gut saniert und auch die Turnhalle ist in gutem Zustand", erklärt Regine Möllenbeck, Leiterin des Fachbereichs Schule bei der Stadt: "Was wir jetzt noch brauchen ist ein richtig gutes Kollegium und ein überzeugendes Schulprogramm. Dann muss man einmal durchfegen und die Mensa wiederherstellen."

Weiterer Standort wird gebraucht

Zum Thema bedarf im Stadtteil merkt Regine Möllenbeck an, dass die Leiter der Grundschulen signalisierten, dass nicht jedes Kind für ein Gymnasium geeignet wäre. "Wenn also ein attraktives Angebot da wäre ..."
Zum Thema Bedarf in anderen Stadtteilen Essens kommentiert Möllenbeck: "Wenn die Gesamtschule Süd realisiert wird, heißt das nicht, dass im Norden nicht noch ein weiterer Standort gebraucht wird.
Das sieht auch Walter Wandtke, Grüner Ratsherr aus Altenessen und schulpolitischer Sprecher der Grünen Ratsfraktion, ebenso. "Die Grüne Ratsfraktion unterstützt die geplante Entscheidung der Schulverwaltung, die Gesamtschule Süd an der Frankenstraße mit einem Neustart und modifiziertem pädagogischem Konzept wiederzubeleben. Künftig ist sicherlich auf die intensivere Verankerung mit den unmittelbar anliegenden Stadtteilen (...) und ihren Schulen zu achten ..."
Auch im Essener Süden sei das Gymnasium nicht für alle Schüler die geeignete Schulform, so Wandtke. Bereits vor vier Jahren hatten die Grünen den ihrer Meinung nach vorschnellen Abwicklungsbeschluss für die Gesamtschule Süd kritisiert. Zudem sieht der Grüne Ratsherr die Schulverwaltung in der Pflicht, in Essen noch einen weiteren geeigneten Standort für eine Gesamtschule zu finden. "Hier erwartet die Grüne Ratsfraktion kurzfristige Lösungsvorschläge."
Inwiefern eine neue Gesamtschule am alten Standort an der Frankenstraße - sofern der Rat sich am 14. 12. dafür ausspricht - letzendlich wirklich akzeptiert wird, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohl kaum vorhersehbar. Bleibt zu hoffen, dass sich die Schülerstatistik bis dahin nicht noch einmal verändert hat.

Autor:

Petra de Lanck aus Essen-Süd

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