Beim blauen Pool sah LEG ROT

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Kinderwasservergnügen endet in Tränen - Eil-Gerichtsbeschluss: Stöpsel raus – sonst 250000 Euro...

Sonntag, 21. Juli: Die Sonne knallt vom tiefblauen Himmel, 35 Grad im Schatten. Doch die Kinder in der Giesebrechtstraße 58-60 sind taufrisch. Ihr Paradies lockt seit Stunden vor der Tür, auf dem Hof: Der tintenblaue Pool - 3.66 m x 0,91 m. Gefüllt mit Wasser. Jubel, Jauchzen. Am Abend wird er abgedeckt. Nächsten Morgen: Schluss mit lustig. Anruf der LEG Wohnen GmbH bei Familie Fang: Pool muss weg! Bittere Kindertränen fließen. Herzlos? Im Gegenteil. Die LEG will schnell die Tränen trocknen…

Zur Vorgeschichte. Die LEG-Häuser grenzen einen Katzensprung am verrammelten Spaßbad Oase. Fatna Kockan zählt zu den ersten Mietern 1998. Das LEG-Motto lockt: Innovative Bauweise, Ökohäuser, energiesparend, familienfreundlich. Hier wohnen ca. 35 Mietparteien. Mit über 30 Kindern.

Die Gemeinschaft, der Zusammenhalt ist bilderbuchhaft. Grillen, Feiern, Helfen. „Wir machen vieles zusammen. Das klappt super. Deutsche, Türken, Afrikaner, Algerier, Italienern, Albaner, Portugiesen, Polen wohnen Tür an Tür. Sabrina und Mathias Fank, Markus Buszinsky, Heike Ringhoff fühlen sich echt wohl. Sonja Hansen zieht bald ein.

Wie Nachbarschaft funktioniert, zeigte sich vor Tagen. Gesammelt wurde für einen Quick-Pool, der mit allem Schnick und Schnack 140 Euro verschlingt.
Sonntag – alle Mann am und im Pool. Prächtige Party-Pool-Einweihungs
Montag, 7.30 Uhr: Das Telefon schrillt bei Familie Fank. „Die LEG rief an. Der Pool muss sofort weg. Ich sagte: Der Pool bleibt. Privateigentum der Mieter.“ Warum sollte er weg? „Wegen der Sicherheitsbestimmungen. Es könnte jemand darin ertrinken, sich verletzten…Dabei lassen wir die nie aus den Augen!“ Mathias Fank ist ärgerlich, sagte: „Nur über den Klageweg vor Gericht. Ob der Pool weg muss oder nicht.“

LEG handelte prompt. Kurz nach 14 Uhr überreichten die Herren Westermann, Vonderreck und eine Dame den Mietern persönlich das Schreiben vom Amtsgericht Essen, Beschluss in dem einstweiligen Verfügungsverfahren der LEG Wohnen GmbH… „Sie setzten uns eine Frist zum Wasserablassen bis ca. 17 Uhr…“
Schwarz auf weiß steht da:…Der Antragsgegner wird verpflichtet, den auf dem Spielplatz des Grundstücks Giesebrechtstraße 58/60 errichteten Swimmingpool vollständig abzubauen…Bei Zuwiderhandlung wird angedroht: die Festsetzung eines Ordnungsgeldes in Höhe von bis zu 250000 Euro ersatzweise für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, die Anordnung von Ordnungshaft bis zu 6 Monaten…

Weiter heißt es: Die Dringlichkeit ergibt sich daraus, dass für die Antragstellerin die Gefahren, die von dem Swimmingpool ausgehen nicht überschaubar und vor allem nicht zu verhindern sind. Der Spielplatz, auf dem der Swimmingpool errichtet wurde, ist nach Angaben der Antragtellerin für jedermann zugänglich. Jederzeit – auch nachts – können Personen den Swimmingpool benutzen. Dadurch ist eine permanente Gefahrenquelle eröffnet, für die die Antragstellerin als Eigentümerin grundsätzlich haftet. Sollten sich Kinder oder andere Personen durch den Swimmingpool verletzen, könnte die Antragstellerin im Wege des Regresses als Zustandsstörerin herangezogen werden…

UnterTränen lässt die Giesebrecht-Gemeinschaft dem Pool das Wasser ab. Bitterlich weint der sieben-jährige Fabian. „Das ist gemein!“ Der fünf-jährige Justin beteuert: „Ich will schwimmen. Ich kämpfe für den Pool.“ Traurig schaut Selin (8) ins leere Becken: „Ich habe Seepferdchen, Bronze. Das find ich doof.“

„Jetzt haben wir gar nichts“, klagen Markus Budzinsky und Heike Ringhoff. „Die Wippe nahm die LEG ebenfalls mit.“ Warum? „Weil sie plötzlich unsicher ist. Am Gullideckel nebenan könnten sich Kinder verletzen“, hakt Sabrina Fank. nach. „Die Metallwippe steht hier seit über 10 Jahren hier; wurde von der LEG aufgestellt. Innerhalb von Minuten wurde sie abgebaut, weggefahren. Es gibt nichts für Kinder - keine Rutsche, keine Schaukel.“

Nachbar Renè Ringhoff sieht jetzt zusätzliche Verletzungsgefahr, „im hochstehenden Wippe-Bügel mit hochragenden Hülsen sowie halb aus den Boden stehenden Autoreifen.“

Fakt ist, dass der öde Sandkasten eher einer zementfarbigen Riesenkiste gleicht. Für Kleinkinder kaum erkletterbar bei einer Höhe von fast 50 Zentimetern, mit sofort angrenzenden Steinplatten. Außerdem einer sehr schmalen Sitzfläche für Eltern.
Der Westanzeiger setzte sich daraufhin kurzfristig mit dem LEG Management GmbH in Verbindung. Unser Wunsch: Schlichten statt Schmutzschlacht.

Hier das vorläufige Ergebnis:
„Um die Verkehrssicherungsbestimmungen auf dem Grundstück der LEG zu erfüllen, müsste ein Pool professionell beaufsichtigt werden. Da dies nicht gewährleistet ist, und sich unter dem Pool unsere Zisternen befinden, auf denen mit der Errichtung des Pools ein Gewicht von 7 Tonnen liegt, haben wir die Mieter gebeten, den Pool wieder abzubauen.

Die Wippe wurde von unseren Fachmännern auch als zu gefährlich befunden, da sich direkt daneben ein Gullideckel befindet, der für Kinder ein Sicherheitsrisiko darstellt, falls sie darauf fallen. Aus diesem Grund haben wir die Wippe vorerst demontiert.

Herr Vonderreck (LEG-Kundencenterleiter Essen) und Herr Westermann (LEG-Hauswart) haben mit den Mietern einen Termin für eine Vorortbegehung ausgemacht. Am 29.7. treffen sich alle Interessierten auf dem Spielplatz und besprechen zusammen mit einem Fachmann der Firma Gegenbauer ihre Wünsche bezüglich der Freifläche.

Um den Kindern kurzfristig eine Alternative zu bieten, werden wir in dieser Woche eine Hüpfburg (inkl. Personal) zur Verfügung stellen, auf der sich die Kinder austoben können.“

Wir sind sicher, dass die LEG ein sehr großes Herz für Kinder zeigt…!

Autor:

Ingrid Schattberg aus Essen-West

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