Eiffelturm entsteht mit dem Skalpell - Essenerin erstellt Modelle aus Karton

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Es gibt eine Sache, die jeder besitzt: Ein Hobby. Das ist, im Gegensatz zur Arbeit, eine Tätigkeit, der man sich nicht aus Notwendigkeit, sondern freiwillig und aus Interesse, Faszination oder Leidenschaft widmet. Und es ist individuell und nur von einer bestimmten Person abhängig.
Gängige Hobbies sind eine bestimmte Sportart treiben, sich mit Pflanzen beschäftigen, Briefmarken sammeln und zahlreiche mehr. Das Steckenpferd von Karla Feldkirchner aber hat damit nichts zu tun. Sie fasziniert sich für Gedäude wie den Petersdom, den Eiffelturm oder das Schloss Neuschwanstein. Aber nur dann, wenn sie in ihrem Wohnzimmer stehen und sie selbst am Erbauungsprozess beteiligt sein kann. Karla Feldkirchens Hobby ist der Kartonmodellbau.

Mühevolle Handarbeit

Hierbei entstehen nur aus Karton Miniaturnachbildungen berühmter Gebäude in mühevoller Handarbeit. „Alles hat schon während meiner Dienstzeit als Lehrerin angefangen. Da ich es nicht kann, ohne etwas zu tun zu Hause zu sitzen, habe ich mir meine Abende, anstelle vor dem Fernseher zu sitzen, damit verbracht, Puzzels zu bauen. Aber nicht die einfachen, je schwerer sie waren, desto interessanter fand ich sie.
Irgendwann später habe ich auf der Essener Messe einen Stand entdeckt, der Kartonmodellbauten ausgestellt hatte. Ich was sofort davon fasziniert, dass man besagte Gedäude so genau aus Karton nachbauen kann. Das einzige was mich an den Ausstellungsstücken gestört hat war, dass einige sehr schlampig gemacht waren, etwa, dass der Klebestreifen an vielen Stellen sichtbar war. Das war der Punkt, an dem ich mir gedacht habe, dass ich das besser machen könnte und dass mir das sicher Spass machen würde“, erzählt Feldkirchner von den Anfängen. Gedacht, getan. Kurze Zeit später hat sie sich erkundigt, wo es Vorlagen zu erwerben gibt und welche Utensilien noch benötigt werden. Was ganz leicht war, denn Skalpell, Kleber und Maßband, gute Augen, eine sehr ruhige Hand und viel Geduld sind alles.

Das erste Modell war Kloster Maria Laach

Das erste Gebäude, das dann entstanden ist, war das Kloster Maria Laach. „Das Schöne ist, dass es keine Anleitung gibt. Man fängt einfach an. Dieses Kloster habe ich genommen, weil ich es schon einmal gesehen habe. Und ich wollte von Anfang an Gebäude machen, die ich kenne. Ebenso wie den Eiffelturm. Schon als ich in Paris war, hat er mich fasziniert. Und dann hat er es in mein Wohnzimmer geschafft“, schmunzelt Feldkirchner.
Aber wie entsteht so ein Modell? Feldkirchner demonstriert es anhand des Petersdoms: „Natürlich gibt es Vorlagen. Das sind so genannte Schreiberbögen, auf denen die ganzen Einzelte aufgedruckt sind und nummeriert. Diese muss ich dann ausschneiden und richtig zusammenkleben. Dabei ist aber absolute Vorsicht geboten, denn es gibt kein Teil doppelt, sprich einmal etwas verloren, fehlt es, weil man Einzelteile auch nicht nachbestellen kann. Und da ich nur Interesse an anspruchsvollen Modellen habe, sitze ich schon meine zwei bis drei Monate an einem Gebäude. Am längsten hat der Petersdom gedauert.“

Dafür hat sich Feldkirchner zuerst eine Holzplatte als Unterlage gekauft. Dann hat sie mit der Kuppel angefangen und sich nach und nach vorgearbeitet. „Mich kann bei dieser Beschäftigung wirklich keiner als nervösen Menschen bezeichnen. Schon allein das Biegen und Kleben der 382 Säulen erfordert eine extreme Konzentration, vor allem, wenn eine Säule um einiges kleiner als der kleine Finger ist. Ganz knifflig war die Kuppel, weil sie keine gerade Strecke ist, sondern mehr oder weniger ein Kreis. Aber auch dieses Problem konnte gelöst werden“, so die Bastlerin.

"Nur ich und der Modell"

Wenn man Feldkirchner so zuhört, steht ihr der Spass an ihrem Hobby buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Die Freude, aus nichts etwas zu erschaffen und sich über Monate intensiv einer einzigen Sache zu widmen, bis sie erledigt ist. Fast beschleicht einen ein Bild vor dem geistigen Auge, wie sie an ihrem Wohnzimmertisch sitzt, nur mit ihrem Modell beschäftigt und konzentriert den nächsten Schritt vorbereitet. „Das ist auch so“, bestätigt Feldkirchner. „ In diesen Momenten gibt es nichts außer mir und meinem Modell. Dann kommt es schon mal vor, dass die Stunden verrinnen und ich das gar nicht merke, weil mir dabei einfach nie langweilig wird. Als ich mir die Gebäude damals in echt angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass ich so die Architektur und den Baustil nicht verinnerlicht habe. Ich habe sie zwar gesehen, aber auch wieder nicht. Erst wenn man selber etwas macht, erinnert man sich daran. Selbst als ich hier am basteln war, habe ich mich häufig gewundert, wie die alten Baumeister das hinbekommen haben, dass so ein großes Gebäude steht. Und das Wissen um so ein Können fasziniert mich immer wieder“, eklärt Feldkirchner.
Wer das ürigens selbst gerne einmal ausprobieren möchte, kann das ohne Probleme tun. Das Werkzeug hat man für gewöhnlich schon zu Hause und die Vorlagen sind preiswert. Natürlich gibt es auch andere Modelle, wie Flugzeuge, Autos oder Schiffe. „Mir ist auch einmal etwas lustiges passiert und zwar in der Apotheke. Ich habe gemerkt, dass sich, um die extrem kleinen Teile sauber ausgeschnitten zu bekommen, ein Skalpell besser eignet, als eine Schere. Daraufhin bin ich in die Apotheke gegangen, um mir ein solches zu besorgen. Leider sind die nicht so langlebig wie ich gedacht hatte und ich musste mir öfter welche besorgen. In der Apotheke haben sie mich dann schon etwas komisch angekuckt und gefragt, was ich denn mache, weil ich so viele Skalpelle gekauft habe“, erinnert sich die Essenerin.
Nachdem jetzt schon der Petersdom, der Eiffelturm, das Kloster Maria Laach, der Kölner und der Berliner Dom, sowie das Schloss Neuschwanstein stehen, will sich Feldkirchner nun einem neuen Projekt zuwenden, der Titanic.
Und was passiert dann mit den fertigen Modellen? Feldkirchner überlegt kurz und gesteht dann: „Nicht viel. Aus Platzmangel müssen sie in den Keller umziehen. Aber das ist nicht so schlimm, weil, wenn sie einmal fertig sind, ich kein Interesse daran habe, sie mir nur anzuschauen. Das einzige, was mich daran fasziniert ist der Entstehungsprozess und das Gefühl etwas zu erschaffen und geschafft zu haben.“

Autor:

Kathrin Hinterschwepfinger aus Essen-West

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