Eltern bleiben die Experten für ihre (Heim-)Kinder

Das Foto zeigt die Mitstreiter des Arbeitskreises Detlef Meiering (Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth),  Matthias Hommel (Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung St. Josef), Magdalena Schley (Wohneinrichtung für Hörgeschädigte Ohrwerk), Thomas Lilienthal (Jugendschutzstelle Haus Grimberg), Gemke Salewsky (Haus Grimberg), Paul Rüther (St. Elisabeth), Nicole Utke (St. Elisabeth), Dagmar Rüther (KinderHaus Gelsenkirchen) und Jessica Swoboda (Wohngruppe für Kinder und Jugendliche ). Foto: Gerd Kaemper
  • Das Foto zeigt die Mitstreiter des Arbeitskreises Detlef Meiering (Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth), Matthias Hommel (Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung St. Josef), Magdalena Schley (Wohneinrichtung für Hörgeschädigte Ohrwerk), Thomas Lilienthal (Jugendschutzstelle Haus Grimberg), Gemke Salewsky (Haus Grimberg), Paul Rüther (St. Elisabeth), Nicole Utke (St. Elisabeth), Dagmar Rüther (KinderHaus Gelsenkirchen) und Jessica Swoboda (Wohngruppe für Kinder und Jugendliche ). Foto: Gerd Kaemper
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Sechs Einrichtungen, die mehr oder weniger unabhängig voneinander arbeiten, dafür aber alle mit Kindern, hatten anlässlich einer Fachtagung beim städtischen Jugendamt Gelsenkirchen ihre Gemeinsamkeiten entdeckt. Daraus entstand die Idee, gemeinsam einen Flyer auf den Weg zu bringen, der Eltern ans Herz gelegt wird und sie darüber aufklärt, dass ihre Mitarbeit gefragt ist, wenn ihr Kind in einer stationären Einrichtung der Jugendhilfe einzieht.

Kinderheime damals und heute

Wer an ein Kinderheim denkt, der hat auch heute noch Einrichtungen vor Augen, wie zu Zeiten von Charles Dickens „Oliver Twist“. Riesige Schlafsäle, strenge Erzieher, ein uniformiertes Leben. Doch die Zeiten haben sich geändert und zwar radikal, wie allein schon die Namensgebung der meisten Einrichtungen beweist. Denn aus Kinderheimen sind heute Jugendwohnheime, Kinder- und Jugendhäuser oder auch Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen geworden.

Eltern haben regen Anteil trotz Heimaufenthalt

Und so wie sich der Name gewandelt hat und die Modernisierung in sich trägt, so hat sich auch das Zusammenspiel der Einrichtungen mit den jungen Bewohnern und auch deren Eltern stark verändert.
„Die Eltern sind ein wichtiger Aspekt unserer Arbeit. Darum wollen wir nicht gegen, sondern mit ihnen arbeiten“, schildert Paul Rüther vom Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth. „Um das den Eltern deutlich zu machen, haben wir etwa neun Monate lang daran gearbeitet gemeinsame Standards zu entwickeln und Orientierungshilfen zu geben.“

Ein Flyer als Orientierungshilfe für Eltern

Nun ist der druckfrische Flyer heraus und soll den Eltern „die Angst nehmen, dass nur sie schuld sind, wenn ihr Kind in eine stationäre Einrichtung kommt“, wie Matthias Hommel von der Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung St. Josef erklärt. Direkt beim Erstkontakt mit einer der beteiligten Einrichtungen wird der Flyer nun ausgegeben und signalisiert so den Eltern die Bereitschaft der Einrichtung zur Einbeziehung der Eltern in das zukünftige Geschehen rund um ihr Kind.
Dabei hat die Zusammenarbeit im Arbeitskreis auch den Pädagogen einiges gebracht, wie Hommel erklärt: „Der Austausch hat auch den Blick auf die Elternarbeit geschärft. Denn die Eltern zu akzeptieren ist das Wichtigste. Und durch die Arbeitskreis-Teilnehmer wurden die Ergebnisse dann auch in die jeweilige Einrichtung getragen und sorgen dort dann wiederum für neue Anregungen.“
Dem kann sich Nicole Utke vom Kinder- und Jugendhaus St. Elisabeth nur anschließen, denn sie weiß, „Eltern sind die Experten für ihr Kind, weil sie es am längsten und besten kennen.“
„Selbst wenn es sich um eine Inkognito-Unterbringung handelt, bei der die Eltern bewusst nicht wissen, wo ihr Kind untergebracht ist, erhalten diese Kenntnis über den Entwicklungsstand des Kindes. Es werden auch Fotos des Kindes an die Eltern weitergegeben und mehr. Das dann aber über das Jugendamt“, erläutert Dagmar Rüther vom KinderHaus Gelsenkirchen eine besondere Problematik.
Manchmal ist es aber auch gerade die Trennung, die Eltern und Kind hilft wieder zueinander zu finden. Diese Erfahrung hat nicht nur Thomas Lilienthal vom Haus Grimberg gemacht.
„Wenn die Kinder mit 15 oder 16 Jahren zu uns kommen und nach einem Jahr wieder gehen, dann brauchen sie weiterhin Bezugspersonen und das können dann wieder die Eltern sein“, erinnert Matthias Hommel daran, dass mit einer zeitlich begrenzten Unterbringung in einer stationären Einrichtung nicht die Elternschaft endet.
„Die Eltern sind wichtig für die Biografie der Kinder. Wir hatten eine Vollwaise, die nicht wusste, wo ihr Vater beerdigt ist. Wir haben geholfen, das Grab zu finden, weil das wichtig ist für das Kind und sein weiteres Leben“, nennt Paul Rüther ein Beispiel für die Wichtigkeit der Eltern im Leben der Kinder.

Wie geht es weiter mit dem Arbeitskreis?

Nun ist der Flyer fertig und das Projekt des Arbeitskreises erledigt. War es das für die Kooperation, die so viele Berührungspunkte zwichen den Eirnichtungen offenbart hat?
„Nein, das glauben wir nicht. Der Leitfaden als erstes Projekt steht nun und ist abgeschlossen. Aber der Arbeitskreis wird weiter gehen, wenn ein neues Thema gefunden wird“, verspricht Paul Rüther.
„Es wird weitergehen, allein schon weil der Austausch viel gebracht hat. Und es gibt viele weitere Problematiken, die man gemeinsam angehen kann“, ist sich auch Thomas Lilienthal sicher.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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