Olfener Funde im Halterner Römermuseum

Der römische Helm vom Montefortino-Typ wurde bereits 1890 in der Nähe von Olfen gefunden. Bisher hielt man ihn für einen Einzelfund.
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  • Der römische Helm vom Montefortino-Typ wurde bereits 1890 in der Nähe von Olfen gefunden. Bisher hielt man ihn für einen Einzelfund.
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Kraftvoll schlagen die Ruder ins unruhige Wasser der Lippe. Ein Soldat legt seinen Helm kurz auf die Seitenwand des hölzernen Schiffes, um sich den Schweiß abzuwischen. In diesem Moment hebt eine Welle den Bootskörper an. Der Helm kommt ins Rutschen, die Hand des Römers greift zu kurz. Still versinkt der Kopfschutz in den Tiefen des Flusses...

So oder ähnlich hatte man sich die Fundgeschichte des bronzenen Montefortino-Helmes vorgestellt, der schon vor über 110 Jahren in der Nähe von Olfen gefunden wurde. Trotz aller Suche blieb der Kopfschutz ein Einzelstück. Bis jetzt.

Die Entdeckung eines weiteren Römerlagers an der Lippe bei Olfen ist eine wissenschaftliche Sensation. Dennoch kam sie für das Archäologenteam um Dr. Rudolf Askamp nicht überraschend, wie die Museumspädagogin Marianne Gorissen erklärt: „Schaut man sich die Verteilung der Römerlager entlang der Lippe an, war klar, dass sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Lager befinden musste“. Tatsächlich reihten sich die römischen Stationen an die Lippe wie Perlen an einer Schnur. Da der Fluss aber im Laufe von zwei Jahrtausenden immer wieder sein Bett verändert hatte, waren die bisherigen Suchen nicht von Erfolg gekrönt. Zwar wurden immer wieder einzelne Münzen gefunden, der Standort des eigentlichen Lagers blieb den Altertumsforschern aber verschlossen. Nachdem in diesem Jahr aber römische Keramik ans Tageslicht kam, wurden die Archäologen noch einmal aktiv. Mit modernsten Methoden, die die Forscher teilweise auch vom Flugzeug aus anwendeten, konnte das Geheimnis um den genauen Standort nun endlich gelüftet werden.

Erste Grabungen brachten bereits eine ganze Reihe von Funden hervor. Kommen diese jetzt in ein staubiges Archiv und warten auf einen fernen Ausstellungstag?

Mitnichten – die Öffentlichkeit kann sie jetzt schon bewundern, und zwar im Halterner Römermuseum. Schon beim Eintritt in die Ausstellungsfläche wird der Besucher von dem berühmten und eingangs erwähnten Helm empfangen. In einer großen Sondervitrine sind dahinter Münzen und Keramikscherben, Teile von Parfümfläschchen und Gewandspangen zu sehen. Schweineknochen und Reste von Amphoren sowie Tellerscherben zeugen von der römischen Küche zu Augustus Zeiten. „Es ist schon eine gute Sache, die Funde so zeitnah zu zeigen“, freut sich Marianne Gorissen. Sie hofft, dass auch alle kommenden Ausgrabungsstücke Eingang in die Halterner Ausstellung finden.

Auch die Besucher sind begeistert. Viele haben von dem spektakulären Fund in der Zeitung gelesen und sind nun spontan ins Museum gekommen, um selbst einen Eindruck von den Zeugen einer untergegangenen Epoche zu erhalten. Ein kurzer, aber sehr informativer Film erzählt die Geschichte des Olfener Lagers, soweit man sie bis heute kennt. Noch bis Jahresende werden die ersten Exponate in Haltern zu sehen sein. Man kann aber davon ausgehen, dass die Olfener Erde in den kommenden Jahrzehnten noch viele weitere Überraschungen preisgeben wird.

Der römische Helm vom Montefortino-Typ wurde bereits 1890 in der Nähe von Olfen gefunden. Bisher hielt man ihn für einen Einzelfund.
Zahlreiche Münzen, Keramik- und Glasfragmente, Gewandspangen und Knochen von Nutztieren haben schon Eingang in die Ausstellung gefunden. Fotos: Ralf Pieper
Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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