8. Symposium-Lunge - Wenn Viren, Bakterien oder Pilze die Atemwege befallen

8. Symposium-Lunge

Wie man Atemwegsinfektionen durch Viren, Pilze und Bakterien erkennt und behandeln kann, wird Prof. Dr. Susanne Lang, Chefärztin der Medizinischen Klinik II am SRH Wald-Klinikum Gera, in ihrem Vortrag auf dem 8. Symposium Lunge am 12. September 2015 schildern.

Durch Atemwegsinfekte kommt es bei COPD-Patienten zu einer plötzlichen Verschlechterung der Lungenfunktion und der Krankheitssymptome (Exazerbation). Für COPD-Patienten stellen akute Exazerbationen eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung dar, die mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden sind. Mittelschwere Krisen bedürfen der Krankenhausbehandlung und sehr schwere Exazerbationen sogar der Intensivtherapie. Nach Abklingen der akuten Exazerbation erreichen viele Patienten häufig nicht wieder ihren ursprünglichen Gesundheitszustand.

Etwa die Hälfte der akuten COPD Exazerbationen - nach Einschätzung einiger Experten auch mehr - ist infektionsbedingt, zumeist sind es virale Infektionen. Erfolgreiche Behandlungsstrategien sind die Impfung bei Virusinfekten, die antibiotische Behandlung bei Infekten durch Bakterien und moderne Pilzmittel bei Pilzinfektionen. Es kommt darauf an, die Ursache von Infektionen zu erkennen und Vorsorge zu treffen. Infekte mit Viren und Bakterien oder Pilzen kommen oft gemeinsam vor, das eine schließt also das andere nicht aus.

Viren

Viruserkrankungen der Atemwege sind derart häufig, dass eine Ansteckung schwer zu vermeiden ist. Infizierte Patienten verbreiten die Erreger durch Nießen und Husten über die Luft. Besonders in der kalten Jahreszeit steigt die Infektionsrate an, manchmal explosionsartig als Epidemie. Im Gegensatz zu Bakterien sind Viren nicht alleine lebensfähig, sondern befallen vorhandene Zellen, in denen sie sich vermehren. Es ist daher vergleichsweise schwierig, Medikamente gegen Viren zu entwickeln. Am erfolgreichsten sind Impfungen, die das Immunsystem gegen den jeweiligen Virustyp „scharf“ machen. Dadurch kommt es bei Kontakt mit dem Virus zu einer Immunreaktion, die die Krankheit verhindert, bevor sich das Virus in seiner Wirtszelle festsetzen kann.

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Viren sind meist Wegbereiter bakterieller Infektionen, da sie befallene Wirtszellen zerstören und damit den Weg für Bakterien freimachen. Auf den Virusinfekt folgt dann der bakterielle Infekt. Auch für Asthmatiker sind Virusinfekte problematisch, da sie durch die Entzündung der Atemwege Asthmaanfälle provozieren können.

Gegen Viruserkrankungen der Atemwege helfen am besten Impfungen und allgemeine Hygienemaßnahmen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Zudem kann das Immunsystem durch gesundheitsbewusstes Verhalten (Sauna, Wechselduschen, Bewegung im Freien, adäquate Kleidung) gestärkt werden. Inwieweit Nahrungsergänzungsmittel (Vitamin C, Selen) oder die Einnahme von Aspirin zur Infektvermeidung beitragen, ist strittig.

Bakterien

Für Patienten mit Atemwegserkrankungen spielen die klassischen Erreger der Lungenentzündung nach wie vor die Hauptrolle. Streptococcus pneumoniae ist der häufigste bakterielle Auslöser für eine Lungenentzündung. Zwar ist nur eine kleine Gruppe von Patienten von so genannten Problemkeimen betroffen, jedoch nehmen die bakteriellen Infektionen mit Krankenhauskeimen zu.

Die Diagnostik der Erreger erfolgt in erster Linie über die Untersuchung von Sputum. Für die Beurteilung ist jedoch die Zeit zwischen dem Abhusten des Schleims und der Untersuchung im Labor wesentlich. Sie sollte drei Stunden nicht überschreiten. Wenn die Sputumprobe länger gelagert wird, wuchern Bakterien, die für die Krankheit nicht verantwortlich sind und verdrängen die Krankheitskeime, die dann nicht mehr erkannt werden. Im Blut lassen sich Entzündungsmarker bestimmen, eine Lungenentzündung kann man im Röntgenbild erkennen. Klinisch sieht der Auswurf gelb oder grünlich aus und es kann Fieber auftreten.

Die Behandlung mit Antibiotika ist für bakterielle Infektionen die wesentliche Maßnahme. Kortison wird zur Abschwellung der Bronchialschleimhaut und somit Linderung der Atemnot bei COPD eingesetzt und sollte fünf Tage nicht überschreiten. In einzelnen Fällen kann eine Dauerantibiose über 6 Monate mit Azithromycin verordnet werden um häufige bakterielle Infekte zu vermeiden.

Pilze

Pilze sind äußert erfolgreiche Lebewesen, die die ganze Welt besiedeln - von der Antarktis bis zur Wüste Gobi konnten Pilze nachgewiesen werden. Nur wenige Pilze sind jedoch in der Lage, im menschlichen Körper Schaden anzurichten. Für gesunde Menschen sind Pilzsporen in der Regel harmlos.

Ein Nachweis von Pilzsporen in den Atemwegen bedeutet deshalb noch lange nicht, dass eine Pilzinfektion vorliegt. Pilze im Darm und auf der Haut gehören sogar zur normalen Keimbesiedlung.

Es gibt jedoch Erkrankungen, die das Eindringen von Pilzen - und damit eine Pilzinfektion - erst ermöglichen. Dazu gehören Krankheiten, die das Immunsystem schwächen wie z.B. Krebs, HIV oder angeborene Immundefekte. Auch Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen, wie die Cystische Fibrose (Mukoviszidose) oder Tuberkulose leiden unter Pilzinfektionen, weil der zähflüssige Schleim in ihren Bronchien nur schwer abtransportiert werden kann und daher einen guten Nährboden für Krankheitserreger darstellt, oder eine Höhle im Lungengewebe entsteht, in der ein Pilzball wachsen kann. Eine wichtige Rolle für die Entstehung von Pilzerkrankungen spielen auch Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken wie z.B. Kortison.

In ihrem Vortrag wird Prof. Lang auch noch detailliert erläutern, welche Krankheitsbilder und Beschwerden mit einer Infektion durch Hefepilze (Candida) sowie durch Schimmelpilze (Aspergillen) verbunden sind.

Quelle: Vortrag von Prof. Dr. med. Susanne Lang, Chefärztin der Medizinischen Klinik II am SRH Wald-Klinikum Gera, auf dem 8. Symposium Lunge am Samstag, den 12. September 2015 von 9:00-17:00 Uhr in Hattingen (NRW).

Anfragen bezüglich des Symposiums richten Sie bitte an:
Organisationsbüro Symposium-Lunge
Jens Lingemann
symposium-org@copd-deutschland.de 
Telefon: 02324 - 999 959

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Sämtliche Informationen zum 8. Symposium-Lunge erhalten Sie auf den
Webseiten des Patientenkongresses

Autor:

Jens Lingemann aus Hattingen

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