Insolvenz: Verein "Freunde der AWo" ist pleite

Sind menschlich sehr enttäuscht: v.l. der aktuelle Vorstand Sarah Zettel, Hans-Georg Harms und Wolfgang Zimmermann
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Es sind bekannte Gesich­ter, die den Container ausräumen: Unter anderem Landtagsabgeordneter Rainer Bovermann, der Welperaner Dieter Oxfort und natürlich der neue Vorstand der „Freunde der AWo“ mit Sarah Zettel, Wolfgang Zimmermann und Hans-Georg Harms sind gekommen. Der Verein musste Insolvenz anmelden und nun wird Insolvenzmasse aus einem Container in eine Bauruine geschafft, weil die Kosten für den Container nicht mehr bezahlbar sind. Verursacht haben soll diese ganze Misere der ehemalige Vorsitzende Detlef Perner, der sich angeblich selbst vom Baukonto 126.000 Euro genehmigte, so der Verein.

Der Verein „Freunde der Awo“ in Welper wurde 1965 durch Emmy Kruppke, Willi Michels und August Zimmermann (Vater von Wolfgang Zimmermann) gegründet. Die Welperaner Urgesteine wollten das Gemeinschaftsgefühl im Ortsteil stärken. Der Verein ist Eigentümer des Grundstückes an der Marxstraße 41.
Seit den sechziger Jahren hat der Verein das Grundstück von etwa 1600 Quadratmetern zum Zwecke der Bebauung im Wege des Erbbaurechtes einer Familie überlassen, die vertragsgemäß dort ein Wohn- und Geschäftshaus errichtete. Ebenfalls vertragsgemäß hat sich der Verein ein Nutzungsrecht an Räumlichkeiten im Souterrain übertragen lassen, wo der Verein eine Begegnungsstätte errichtete und diese über viele Jahrzehnte betrieb.
Im Laufe der Jahre kam es immer wieder vor allem wegen Reparaturen zwischen der Hauseigentümerin und dem Verein zu Problemen. Als ein Familienmitglied von ihr in das Haus einzog, eskalierte die Situation. Mehrfach wurde die Polizei gerufen, um den angeblichen Lärm aus der Begegnungsstätte zu unterbinden.
Im März 2010 wählte der Verein den Welperaner Detlef Perner zum neuen Vorsitzenden. Man kannte sich und der Bauingenieur hatte die Idee, den Veranstaltungsraum schall- und wärmeisoliert umzubauen, gleichzeitig auch behindertengerecht zu gestalten. Perner beantragte Fördermittel bei der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und der Stiftung Deutsches Hilfswerk für die Sanierung und erhielt den Zuschlag für 150.000 Euro. Der Verein richtete neben seinem Vereinskonto ein Baugeldkonto bei der Sparkasse Hattingen ein und nahm einen Kredit von 24.000 Euro auf, um Eigenkapital einzubringen. Mit dieser Summe wurde das Grundstück des Vereins zur Absicherung belastet.
Die Bauarbeiten begannen im Juni 2011 unter der Aufsicht von Detlef Perner. Obwohl die Stiftungen in einem Brief auf den Interessenskonflikt zwischen seinem Vorsitz und seiner baulichen Tätigkeit hinwiesen, argumentierte dieser damit, dass er bald eine Firma beauftragen würde, die die Bauarbeiten übernähme.

126.000 Euro sind weg

„Das aber ist nie geschehen“, so Wolfgang Zimmermann im Gespräch mit der STADTSPIEGEL-Redaktion. „Stattdessen hat Detlef Perner mit sich selbst Verträge abgeschlossen und sich regelmäßig von dem Baukonto dafür Geld auf sein Konto überwiesen. Obwohl wir in unserer Satzung stehen haben, dass der Vorsitzende bei Summen über 500 Euro in Rechtsgeschäften nicht allein unterschriftsberechtigt ist, hat die Sparkasse Hattingen im Rahmen des Online-Banking alle Überweisungen von Perner akzeptiert und ausgeführt. So konnte er insgesamt 126.000 Euro auf sein Konto überweisen lassen.“
Auf den Jahreshauptversammlungen 2011 und 2012 wurde vom Verein nach Aussage des neuen Vorstandes aber nur das Vereinskonto geprüft und das war in Ordnung. Die Unregelmäßigkeiten auf dem Baukonto blieben dadurch unentdeckt.
Aufgrund eines Streites zwischen der Hauseigentümerin und dem Verein ruhte die Baustelle dann ab Februar 2012.
Irgendwann Ende 2012 muss Kassiererin Monika Bregenstroth, die damals mit Sylvia Zettel und Silvia Zimmermann im Vorstand saß, aufgefallen sein, dass da irgendetwas nicht stimmen konnte. „Wir haben nachgeforscht und dann wurden die Unregelmäßigkeiten entdeckt. Natürlich haben wir mit Detlef Perner gesprochen. Wir haben ihm sogar noch das Angebot gemacht, für seine tatsächlich erbrachten Leistungen 26.000 Euro zu behalten. Doch die 100.000 Euro sollte er uns zurückzahlen. Das aber konnte er nicht und so haben wir im April 2013 Strafanzeige gestellt“, so Zimmermann. Die wurde zurückgestellt, weil gegen Perner noch andere Anzeigen anhängig seien. Hier solle es um Steuerhinterziehung gehen.
Im Mai 2013 wurde Perner offiziell abgewählt und der neue Vorstand gewählt. „Wir sind vor allem menschlich sehr enttäuscht. Man kannte sich und ich kann es einfach nicht begreifen“, so Wolfgang Zimmermann, dem die Insolvenz des Vereines im Jahr des 50. Bestehens sehr nahe geht. Man habe sich vertraut und diese Enttäuschung wiege schwer. Bis jetzt versuchte der Verein, die Insolvenz abzuwenden. „Doch eine neue Forderung an uns hat diesen Schritt nötig gemacht. Wie es jetzt weitergeht, entscheidet der Insolvenzverwalter.“
Ob der Verein selbst überhaupt eine Zukunft hat, ist offen. Schließlich droht auch die Rückzahlung der Fördermittel. Doch der Verein könnte diesen Posten gar nicht bedienen. „Das Baukonto ist leer und auf dem Vereinskonto haben wir etwa 2.000 Euro. Das ist alles.“
Ungeklärt sind auch Fragen der Haftung des damaligen Vorstandes, der zwar entlastet wurde, aber eben nicht das Baukonto rechtzeitig und regelmäßig prüfte. Alles in allem sieht der neue Vorstand in der ganzen Angelegenheit eine menschliche Tragödie.
„Detlef Perner hat in seiner Familie selbst behinderte Menschen und wir können nicht begreifen, wie man ein solches Projekt und vor allem unser Vertrauen so vor die Wand fahren kann. Wir kannten und verstanden uns doch alle richtig gut.“
Die Sparkasse Hattingen sagt zu der ganzen Misere nur: „Wir haben auf der Basis gültiger Verträge und Vereinbarungen gehandelt.“

Vertrauen ist gut....

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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