Totempfähle statt Stadtbäume - Eine Entscheidung der Hemeraner Baumkommission und ihre Folgen

"Schön ist anders": Auch viele der Kugelahorne am Bräuckerweg haben die radikalen "Pflegemaßnahmen" offenbar nicht überlebt.
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"Die Maßnahme hat einen rein architektonischen, formalen Charakter", beschrieb Hartmut Sonderhüsken, Betriebsleiter des Stadtbetriebs Iserlohn-Hemer, im Frühjahr 2013 den Hintergrund einer Baumpflege-Aktion, deren verheerenden Folgen die Hemeraner Bürger inzwischen an vielen Stellen des Innenstadtbereiches erleben (müssen).

Dabei war der SIH ja nur das ausführende Organ, das einen Beschluss der Hemeraner Baumkommission umsetzte. Dieses mit Baumexperten besetzte Gremium mit Vertretern aus Politik, Umwelt- und Planungsamt, dem Stadtförster und eben Hartmut Sonderhüsken als Vertreter des SIH hatte zuvor beschlossen, testweise fünf Linden im Bereich vom Stadttor bis zur Stephanstraße sowie Kugelahorne entlang des Mühlackerweges "zurückzuschneiden". Dabei wurde die gesamte Krone gekappt und die Seitenäste fast bis zum Stamm zurückgeschnitten. "Anschließend treibt der Baum wieder aus. In der Folge werden die Neuaustriebe etwa alle zwei bis drei Jahre zurückgeschnitten, um die Form zu erhalten", erläuterte der SIH-Experte 2013.
Dieser "städtebauliche Akzent" muss dann offensichtlich und nach Auskunft des Stadtbetriebes so gut verlaufen sein, dass die Baumkommission im Januar 2015 prompt beschloss, auch die rund 30 Jahre alten Linden im weiteren Verlauf der Hauptstraße bis zum Bereich Poggel "in Form zu bringen". Das vernichtende Resultat kann man zurzeit bestaunen oder vielmehr mit ziemlicher Bestürzung zur Kenntnis nehmen.
Hans Georg Humpert, der 2013 als Mitglied der Baumkommission noch die Testphase befürwortete, zeigt sich inzwischen "geläutert": "Diese Gerippe haben in der Tat eher etwas von Totempfählen oder überdimensionalen Stricknadeln, aber kaum noch etwas mit Bäumen zu tun." Zwar sieht das ehemalige GAH-Ratsmitglied nach wie vor die Problematik der ausufernden Linden-Kronen ("Da hat man vor 30 Jahren einfach die falschen Bäume am falschen Platz gepflanzt"). Gleichzeitig fordert der ausgewiesene Natur-Fachmann von den entscheidenden Stellen beim SIH, der Verwaltung und der Politik dann aber soviel Ehrlichkeit, dies auch zuzugeben und die Bäume komplett zu fällen und gleichzeitig geeignetere, standortgerechte Neupflanzungen vorzunehmen. "Denn diese irgendwann zu Tode verstümmelten Baumreste schaden auf Dauer ganz sicher dem Stadtbild."

"Schön ist anders": Auch viele der Kugelahorne am Bräuckerweg haben die radikalen "Pflegemaßnahmen" offenbar nicht überlebt.
Bieten ein erschreckendes Bild: die gekappten Linden im Bereich der Hauptstraße.
Autor:

Christoph Schulte aus Hemer

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