"Wir müssen auf unsere Stärken stolz sein"

Über Arbeit in den kommenden sechs Jahren wird sich Landrat Thomas Gemke (56) wahrlich nicht beklagen können. Zumal der verheiratete zweifache Familienvater auch einen hohen Anspruch an sein Amt stellt und diesen auch erfüllen möchte.

„Ich möchte ganz einfach, dass kreisangehörige Städte und Gemeinden sowie Kreise sich als eine engverwobene Interessensgemeinschaft erweisen und mit den Schuldzuweisungen aufhören.“
Warum das?
Thomas Gemke: „Nun, ich betrachte Städte, Gemeinden und Kreise als eine große kommunale Familie. Das häufige Schuldzuweisen auf die jeweils nächste Ebene hilft nicht weiter. Im Gegenteil. Dadurch verbessern sich unsere Finanzprobleme nicht. Das Land und der Bund sind die lachenden Dritten, weil wir gegeneinander ausgespielt werden.“

Beispiel Landesschlüsselzuweisungen

Als Beispiel nennt der sehr klar wiedergewählte Landrat aus Balve zwei Zahlen. „Bei den Landesschlüsselzuweisungen 2014 erhält der Märkische Kreis pro Einwohner 266 Euro, Dortmund hingegen 860 Euro.“ Gemkes Schlussfolgerung: „Das muss im Interesse aller Bürger in unserer Region korrigiert werden.“
Den Märkischen Kreis betrachtet der Jogger und Montainbiker „geradezu als prädestiniert für eine interkommunale Zusammenarbeit.“ Gemke: „Wir leisten beispielsweise für die 15 Städte und Gemeinden die Auszahlungen für Hartz-IV-Bezieher, das Erziehungsgeld, die Wohnungsbauförderung. Jeder zweite Bewohner in Pflegeeinrichtungen erhält Leistungen vom Märkischen Kreis, zusätzlich zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Das macht allein 40 Millionen Euro pro Jahr für den Kreishaushalt aus.“

Verwaltung muss weiter bürgerfreundlich arbeiten

Womit Thomas Gemke auch den Bogen zu seiner eigenen Kreisverwaltung schlägt. „Mir ist ganz wichtig, dass die Verwaltung weiter bürgerfreundlich arbeitet und dass wir unseren Sevice dort weiter ausbauen, wo es möglich ist. So bleiben die Samstags-Öffnungszeiten in den Straßenverkehrsämtern erhalten.“ Gemke weiter: „Diese Samstagszeit halten wir als einer der wenigen Kreise vor.“ Zudem möchte er auch, dass das Online-Angebot weiter ausgebaut wird. „Vorher müssen wir aber alle rechtlichen Rahmenbedingungen abklopfen.“
Er wünscht sich auch weiterhin einen leistungsstarken Öffentlichen Personennachverkehr (ÖPNV) mit der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG). Mit 13 Millionen gefahrenen Bus-Kilometern pro Jahr im Kreis liegt der Märkische Kreis deutlich höher als manch anderer Nachbarkreis. In Sachen ÖPNV hat er auch einen Zahlenvergleich zur Hand. „Das Defizit bei der MVG beträgt etwa über einen Euro pro Buskilometer. Im Vergleich zu anderen Regionen erfreulich niedrig. Im dichtbesiedelten Dortmund sind es drei Euro pro Kilometer. Wieso das andernorts so hoch ist, leuchtet mir nicht ein.“

Für die schulische Wahlfreiheit der Eltern

Was den Bildungsbereich betrifft, wird er alles daransetzen, „um die Ausstattungen unserer fünf Berufskollegs zu garantieren und um die Förderschul-Angebote zu sichern.“ Zudem outet sich Gemke als Verfechter der Wahlfreiheit der Eltern, auf welche Schule ihre Kinder gehen sollen. „Das gilt auch für die Inklusion.“
Ein weiterer Gemke-Wunsch betrifft das Selbstverständnis und das Selbstbewusstsein der Märker: „Wir sollten im Kreis viel bewusster und stolzer auftreten, weil wir nun einmal die Industrieregion Nummer 1 in NRW sind. Es gibt bei uns mehr Industriearbeitsplätze als im Ruhrgebiet. Der Wahrnehmungswandel ist erfreulicherweise auch bei den entscheidenden politi-schen Stellen festzustellen. Wir müssen aber eine Menge tun, damit dies so bleibt. Der demo-grafische Wandel macht auch uns zu schaffen. Wir müssen die Hochschulen stärken und die Werbung für das Duale System weiter intensivieren.“
Gleichwohl sieht er aber auch noch Entwicklungsbedarf: „Was die Familienfreundlichkeit betrifft, gibt es bei manchen Betrieben noch Potenzial.“
Gemke abschließend: „Ich glaube, dass wir im Märkischen Kreis insgesamt gut aufgestellt sind. Arbeiten und Leben ist bei uns auf einem hohen Niveau möglich. Das gilt es, gemeinsam zu pflegen.“

Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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