Vertellstöckskes und Gedechten

Beim Plattdeutschen Stammtisch lässt sich so einiges erfahren und er macht Laune. | Foto: Heike Cervellera
  • Beim Plattdeutschen Stammtisch lässt sich so einiges erfahren und er macht Laune.
  • Foto: Heike Cervellera
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Sprache ist Heimat sagte bereits der Philosoph und Schriftsteller Wilhelm von Humboldt. Auch hier am Niederrhein hat jedes Völkchen seine eigene Sprache.

Plattdeutsch. Ist das nicht eher in Norddeutschland zu finden? Oder was hat es eigentlich mit den Worten „Futtsack“ und „Malochen“ auf sich, die ich von zuhause kenne? Fallen die auch in diese Kategorie? Um all diesen Fragen auf die Spur zu gehen, begebe ich mich also zum Plattdeutschen Stammtisch des Heimat- und Verkehrsvereins Vluyn.

Circa 500 Mitglieder hat der Verein und 20 bis 25 treffen sich einmal monatlich zum so genannten ‚Mundartstammtisch‘.
Jürgen Mundta, Pressesprecher des Heimat- und Verkehrsvereins, begrüßt mich und erzählt mir etwas über die Historie des Vereins: „Den Verein gab es schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Während des Kriegs konnten aber keine Treffen stattfinden, da so etwas zu der Zeit nicht gerne gesehen wurde. Anfang der 50er Jahre wurde dann weitergemacht.“ Mundta selbst ist seit zehn Jahren Mitglied des Vereins: „Ich habe vor allem Interesse daran, dass das Plattdeutsche erhalten bleibt. Immer weniger Jugendliche sprechen es ja, weil es oftmals ländlich wirkt und dadurch vielleicht etwas altbacken.“

Aber beim Mundartstammtisch wird nicht nur ‚geschnackt‘ (geredet), sondern auch vorgetragen. Als erstes ein Stück vom Heimaterzähler „Dietrich Pannekoek“: „Ock hiehden et die Neischierigen trück de halden, die gern enen Bleck ower denn Tunn reskierden, wo et in de katholische Nobbergemeinden öm denn Fastentied hoch herging…“ Während um mich herum alle lachen, frage ich mich sprachlos, welche Sprache Heinz Marten, Vorstandsmitglied der Mundartpflege, dort spricht. Ich muss dazu sagen, dass ich hier geboren und aufgewachsen bin und trotzdem im ersten Moment gar nichts verstehe.

Als ein zweites Stück vorgetragen wird, gelingt es mir etwas besser, dem Gesagten zu folgen. Aber ich erfahre auch, dass jedes Dorf seine eigene Mundart hat. Was in Vluyn so ausgesprochen wird, kann in Schaephuysen schon wieder anders ausgesprochen werden. Ein Mitglied kommt aus Xanten und spricht Xantener-Platt. Die Mitglieder aus Vluyn sprechen Vluyner-Platt. Das Ziel des Stammtisches ist es für Marten, „die Sprache unserer Vorfahren weiter zu erhalten und zu sprechen.“ Die anderen Mitglieder stimmen ihm zu. Darum veranstalten sie auch Mundartabende, wo verschiedene Stücke vorgetragen werden. Der nächste Termin ist am 6. März um 15 Uhr im Gemeindezentrum Neukirchen-Vluyn.

Als ich im Anschluss nach Hause fahre, bin ich um einige Antworten reicher: Plattdeutsch, wird auch hier bei uns gesprochen und zwar in vielen verschiedenen Ausführungen. Es ist scheinbar nicht so beliebt, wie andere Dialekte, zum Beispiel Kölsch. Gerade deshalb versucht der Heimat- und Verkehrsverein Vluyn die Sprache aufrechtzuerhalten.

Und übrigens, was es mit Futtsack und Malochen auf sich hat, weiß ich jetzt auch. Diese Begriffe kommen in der Tat auch aus diesem Gebiet hier, sind aber durch den Bergbau geprägt. Denn, so erfahre ich beim Stammtisch, das Plattdeutsche wurde durch den Bergbau verändert beziehungsweise erweitert. Gut zu wissen, dann werde ich jetzt mal weiter malochen!

Autor:

Sarah Dickel aus Moers

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