Neue und weitere Belastungen für den Mülheimer Sport

Natürlich stand die Abarbeitung der Tagesordnung bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des MülheimerSportBundes (MSB) an erster Stelle. Den spannendsten, interessantesten, detailiertesten und aufschlussreichsten Beitrag lieferte jedoch Dr. Christop Niessen. Niessen ist Vorstandsmitglied im Landessportbund NRW. Ein Kämpfer für fairen Sport und ein Gegner des Dopings und der immer weiter um sich greifenden Kommerzialisierung im Sport. Er appellierte zum Schluss seiner Rede an die Vereinsvertreter: „Es ist Zeit zum umdenken und gegensteuern. Tun Sie das!“ Auch dem Vorsitzenden des MSB, Prof. Werner Giesen gefiel der Beitrag und er fragte nach dem Manuskript. Welches ihm selbstverständlich zugesagt wurde.

Zu Beginn der Versammlung richtete Bürgermeisterin Renate aus der Beek (in Vertretung der Oberbürgermeisterin) nicht nur ein Grußwort an die Delegierten, sie fand auch lobende Worte für die Erfolge der Mülheimer Sportler sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Bühne. Allen voran die beiden „Hockey-Goldjungs“ Jan-Philip Rabente und Thilo Stralkowski. Aber sie hatte auch Nachrichten parat, die dem Mülheimer Sport nicht schmecken werden. Kürzungen der Beihilfen für die Vereine und Gebühren für die Benutzung der städtischen Sportanlagen stehen im Raum. Bei den Bädern ist eine Lösung gefunden worden. Ein Zusammenschluss mehrerer Schwimmvereine wird den Betrieb der Bäder vorerst sicherstellen. Doch ob das auf Dauer klappt?

Denn auch Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sport Service, verkündete: „Wir mussten dem Rat der Stadt vorschlagen, dass die Betriebskostenbeihilfe an die Vereine für die Bewirtschaftung der übertragenen Sportanlagen ab dem Jahr 2013 um 20%! gekürzt werden sollen.“ Ob die Schwimmvereine die Bewirtschaftung wohl auch übernommen hätten, wenn dieser Vorschlag die Zustimmung des Rats findet. Er stimmt am 19. Dezember darüber ab. Und noch einen weiteren Sparvorschlag gab Martina Ellerwald bekannt. Ab dem Jahr 2013 sollen die Vereine Benutzungsgebühren für den gesamten Übungsbetrieb an die Stadt zahlen.

Dass diese Vorschläge natürlich nicht die Unterstützung der Delegierten fand, war wohl allen klar. Werner Oesterwind, von der DLRG und Mitglied für die CDU im Sportausschuss meinte: „Es kommen von der Verwaltung wieder die "ollen Kamellen" auf den Tisch. Wir von der Politik wollen das nicht und werden es auch nicht unterstützen.“ Ins gleiche Horn blies Jürgen Weinzierl, Vorsitzender des Verbandes Mülheimer Handball-Vereine: „Die Vereine sind am Limit, wir können unsere Aufgabe nicht mehr erfüllen.“ Und auch Heidi Brammer, vom TV Einigkeit 06 Dümpten führte aus: „Uns werden die Mitglieder davonrennen. Das reißt in die Vereinskassen noch größere Löcher.“

Der frühere Dezernent und heutige stellvertretende MSB-Vorsitzende Wilfried Cleven fand noch drastischere Worte: „Zu früheren Zeiten habe ich gesagt „Nur über meine Leiche“. Ich lebe immer noch, habe aber leider nicht mehr so viel Einfluss wie früher. Doch das ist nicht hinnehmbar. Der Sport in Mülheim hat in der Vergangenheit schon Millionen eingespart. Wir dürfen nicht am Sport sondern müssen mit dem Sport sparen. Die Schäden, die durch diese Kürzungen angerichtet werden, sind weit aus höher, als die Einsparungen, die hier vorgenommen werden sollen.“

Prof. Werner Giesen hat ein Schreiben an die Fraktionen im Rat der Stadt verschickt. Er macht insofern schwarz auf weiß deutlich, welche gravierenden Einschnitte dies für die Mülheimer Sportvereine haben wird. Unter anderem meint Giesen: "Mit diesen „Sparplänen“ werden bei vielen Vereinen die Grenzen der Belastbarkeit überschritten, die, wenn überhaupt, nur durch deutliche Erhöhungen von Mitgliedsbeiträgen kompensierbar sind oder in die Insolvenz führen. … und weiter: Die Folgen wären soziale Isolation und eine spürbare Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Mülheimer Bevölkerung, sowie eine zusätzliche finanzielle Belastung des Jugend-, Gesundheits- und Sozialetats mit ihren Pflichtaufgaben. Und zum Schluss: Die Einsparungen können nicht im Sinne einer verantwortlichen, vertrauensvollen Politik für die Mülheimer Bevölkerung sein."

So blieb es Sportwart Klaus Stockamp vorbehalten für den Lacher des Abends zu sorgen. Er meinte ihm wurde zugetragen, dass Kinder nach Stadtmeisterschaften mit Urkunden nach Hause kommen und nicht nur die Väter, nein auch die Opas würden sagen, davon haben wir auch schon welche.“

Autor:

Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr

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