"Der Pastor mit dem Leichtmotorrad" - vor 80 Jahren verstarb Schmachtendorfs erster Pfarrer

Vor 80 Jahren starb Carl Schäfer, der erste Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Schmachtendorf

Die Vorzeichen waren nicht die besten, unter denen Carl Schäfer im Jahre 1901 die Pfarrstelle im Hiesfelder Gemeindeaußenbezirk Mittelbauerschaft antrat. Die Hiesfelder Kirche war weit entfernt, weshalb die Gottesdienste oft in der Schule im Waldhuck abgehalten wurden, um den Gläubigen den weiten Weg zu Fuß zu ersparen. Pfarrer Bernhard Rohkohl, für den sich das Presbyterium eigentlich entschieden hatte, erschoss sich "in geistiger Umnachtung". Und eine Kirche, geschweige denn ein Pfarrhaus, gab es für Schäfer auch nicht.

Seine Kirche bekam er fünf Jahre später und weitere zwei Jahre später wurde seine Hilfspredigerstelle in eine vollständige Pfarrstelle umgewandelt. Doch eine Heirat war für Schäfer ausgeschlossen, weil ihm noch immer kein repräsentativer Wohnsitz zur Verfügung stand. Solange wurde sein Haushalt von seiner Schwester geführt. Erst 1913 konnte der Pfarrer das neue Pfarrhaus an der heutigen Kempkenstraße beziehen.

Carl Schäfer war im Dorf beliebt, machte oft Hausbesuche und pflegte enge Beziehungen zu seiner Gemeinde, die es ihm dankte. Dies wurde einmal mehr anlässlich seines 25-jährigem Dienstjubiläums 1926 deutlich. Anlässlich dieses Jubiläums bekam die Kirche an der Kempkenstraße ihre Turmuhr, die bis dato noch fehlte.

Eigenständigkeit von Hiesfeld

Schäfer war es auch, der die Eigenständigkeit der Schmachtendorfer Gemeinde von Hiesfeld erwirkte, da Schmachtendorf nach der Zerschlagung Hiesfelds nunmehr zu Sterkrade gehörte, die Hiesfelder Muttergemeinde aber zum Kirchenkreis Dinslaken-Voerde.

Den Schmachtendorfern blieb Schäfer aber auch wegen einer Anekdote in Erinnerung, die heute längst zum Repertoire der Dorflegenden gehört und von Generation zu Generation weitererzählt wird: Aufgrund der flächenmäßigen Ausdehnung der Gemeinde wurde der Pfarrer frühzeitig Besitzer eines Leichtmotorrades, doch der Umgang mit diesem gestaltete sich am Anfang für ihn doch schwierig. So soll Schäfer zwar in den ersten Tagen mit dem Fahren vertraut gewesen sein, nicht aber mit dem Bremsen. Und so musste er immer und immer wieder durch die Siedlung rund um die Kirche fahren - solange, bis der Tank leer war.

Tod nach schwerem Unfall

Sein Leichtmotorrad war auch sein Schicksal. Ende Juli 1937 verunfallte er mit diesem so schwer, dass er am 31. Juli 1937 im Alter von 62 Jahren verstarb.

Autor:

Tobias Szczepanski aus Oberhausen

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