RWO: Nix mit „Goldener Ananas“

RWO-Vorstandsboss Hajo Sommers im Gespräch mit Marc Keiterling (lokalkompass).
  • RWO-Vorstandsboss Hajo Sommers im Gespräch mit Marc Keiterling (lokalkompass).
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Drastisch ausgedrückt sieht es so aus: RW Oberhausen kickt in der Regionalliga West in den noch ausstehenden 13 Partien - und spielte in den vergangenen vier Spielen - um die „Goldene Ananas“. Weil RWO auf einen Lizenzantrag für die 3. Liga in dieser Spielzeit verzichtet hat. So berichteten es andere Medien im Anschluss an das Spiel vom letzten Wochenende bei RW Essen.

Oberhausen ist mit derzeit 39 Punkten aus 23 Spielen Tabellenachter. Aktuell souveräner Spitzenreiter ist Fortuna Köln (54 Punkte/24 Spiele). Es folgen Lotte (47/24) und Siegen (43/23). Oberhausens ausstehende Partie ist ein Heimspiel gegen den 1. FC Köln II. Ebenfalls nachgeholt werden muss das für Sonntag, 9. März, angesetzte Spiel gegen Lotte, es fällt dem maroden Flutlichtmast zum Opfer. Rot-Weiß hat noch die besagten 13 Begegnungen auszutragen, in denen maximal 45 Punkte zu erreichen sind. Die Aussichten, die Meisterschaft zu erreichen und damit die Relegation zur 3. Liga spielen zu können, ist gering. Auch ist es eine gesicherte Aussage, dass Fortuna Köln und Sportfreunde Lotte ihrerseits den Lizenzantrag gestellt haben.

Angesichts dieser Faktenlage kann Vorstandsboss Hajo Sommers mit der „Goldenen Ananas“ nichts anfangen, erklärt den Lizenzverzicht und schaut über den Tellerrand dieser Saison hinaus.

Sommers:

„Wir sind jetzt 15 Punkte hinter Fortuna Köln. Im Dezember war der Abstand noch größer. Das ist die Zeit, wo sich ein Verein entscheiden muss, ob er am Lizenzierungsverfahren teilnimmt. Zunächst braucht man eine Bankbürgschaft über zusätzliche 250.000 Euro. Der zusammenzustellende Ordner hat mehr als 250 Seiten. Ein vom DFB vorgeschlagener Wirtschaftsprüfer muss das Ding testieren. Es müssen verschiedene technische Voraussetzungen im Stadion geschaffen werden, die Auflagen werden auch in diesem Bereich immer strenger.

Paket hätte 50.000 Euro gekostet

Das gesamte Paket kostet etwa 50.000 Euro. Wohlgemerkt: Nur für einen Antrag. Kommt das nicht zum Tragen, weil wir nicht Meister werden oder der Antrag nicht anerkannt werden würde, ist das Geld weg. Geld, dass wir im übrigen nicht einfach vom Konto hätten abheben können. So etwas wollten wir zum Jahreswechsel nicht machen, weil die Aussichten einfach zu gering waren und sind.“

Also geht es seit Anfang 2014 sportlich angesichts des großen Abstands zu den Abstiegsplätzen praktisch um nichts mehr. Die „Goldene Ananas“.

Sommers:

„Sehe ich nicht so! Oder für alle Vereine zwischen Rang drei und elf. Fortuna Köln wird niemals so einbrechen, dass die von da oben noch wegzuholen sind. Es hat auch vor Bekanntwerden unseres Nicht-Antrags niemand allen Ernstes damit gerechnet, dass wir noch Meister werden. Unsere Ziele waren andere und bleiben andere: Die Mannschaft um einen stabilen Kern herum zu entwickeln und dann - sportlich und finanziell konsolidiert - unseren Dreijahresplan weiter zu verfolgen. Sprich: In der nächsten Saison die Meisterschaft anzupeilen.“

Zieht die Mannschaft da weiter mit?

Sommers:

„Davon bin ich total überzeugt. Zum einen, weil das eine charakterlich gute Truppe ist. Und zum anderen wären die Jungs ja schön bescheuert, sich nun hängen zu lassen. Da geht es nicht nur um Punktprämien, die wollen sich auch persönlich ins Schaufenster stellen.“

Stichwort Schaufenster: Viele Leistungsträger haben nur einen Vertrag bis zum Saisonende. Präsentieren sie sich weiterhin gut, locken finanzstärkere Vereine oder höhere Ligen. Dann ist auch die Weiterentwicklung der Mannschaft gefährdet.

Sommers:

„Ich mache mir da keine Illusionen - es werden nicht alle bleiben. Nur mal hypothetisch: Wenn Sandhausen sagt, den Kühn wollen wir im Sommer für 150.000 Euro verkaufen oder wieder bei uns als Ersatztorwart hinsetzen, sind wir raus. Wenn der Bauder ein Angebot eines Drittligisten kriegt, ist er weg. Normal, da kann man auch niemandem böse sein. Trotzdem werden wir ein Gerüst halten. Das ist unser Anspruch.“

Zum RWO-Gefüge gehört es auch, junge Spieler nach oben zu ziehen. Nun steht die A-Jugend vor dem Abstieg aus der Bundesliga, die B-Jugend ging letztes Jahr schon runter. Stockt der Zufluss frischen Blutes für die erste Mannschaft nun?

Sommers:

„Es ist für uns Scheiße, keine Frage. Die Qualität einer Bundesliga ist naturgemäß immens größer, die Nachwuchsspieler gehen da durch eine harte Schule und bringen infolge dessen viel mit. Sollte es zum Abstieg kommen, lautet das Ziel in der nächsten Saison Wiederaufstieg.“

Dritte Liga - Schuldenliga

Nochmal zurück zu einer Rückkehr in die dritte Liga. Selbst wenn RWO irgendwann einmal die Relegation erreicht und sich dort durchsetzt: Kann diese Spielklasse unter den jetzigen Bedingungen überhaupt gestemmt werden?

Sommers:

„So wie die dritte Liga aktuell daherkommt, ist dort kein Geld zu verdienen. Das ist eine Schuldenliga! Das Fernsehen überweist 750.000 Euro. Aber: Die Personalkosten steigen deutlich, weil Gehälter steigen und mehr Personal auf der Geschäftsstelle gefordert ist. Die Reisekosten explodieren im Vergleich zur Regionalliga geradezu. Wir schleppen noch Schulden in einer Größenordnung von ebenfalls rund 750.000 Euro mit uns herum. Das wäre ein tödliches Unternehmen. Um in der dritten Liga mithalten zu können, braucht ein Verein ein total stabiles, finanzielles Fundament. Da sind etwa langfristige, ordentlich dotierte Sponsorenverträge von Nöten.“

Klingt nicht so, als könnte RWO das jemals hinkriegen, ohne sich rettungslos zu verschulden. Sollte der Verein überhaupt noch derartige Ambitionen verfolgen oder einfach ein Amateurverein bleiben?

Sommers:

„Der Anspruch für RWO sollte es sicher - trotz einiger flapsiger Bemerkungen meinerseits in der Vergangenheit - nicht sein, dauerhaft in der vierten Liga zu spielen. Wenn wir als Drittligist stets 6.000 Zuschauer hätten, könnte es hinhauen. Oder wenn es außerdem gelänge, neben unseren treuen Sponsoren weitere Partner zu finden, die ´ne ordentliche Mark in das Kleeblatt investieren. Stand heute aber ist die dritte Liga ein absolutes Wagnis. Am besten, man marschiert direkt durch. Soll ja auch ein ´Underdog´schon mal geschafft haben...“

Sanierung des Stadions notwendig

Abschließende Frage zum Stadion. Ist der kaputte Flutlichtmast nur die Spitze des Eisbergs?

Sommers:

„Ich finde dieses Stadion einfach geil! Und ich bleibe auch dabei, dass das Ding das Zeug zu einer Kultstätte hat, in Anbetracht der ganzen seelenlosen Neubauten. Aber die Stadt muss schon sehen, dass uns da nicht alles auseinanderbricht. Nur ein Beispiel: Die Stufen der Kurven liegen nicht auf einem Erdwall, sondern sind gemauerte Bauwerke, unter denen sich Räume befinden. Die anderen drei Masten weisen ebenfalls Mängel auf. Der kaputte Mast sollte als Signal dienen, dass was getan werden muss. Demontage des Flutlichts im Stadion Niederrhein

Ein langfristiger Sanierungsplan ist notwendig. Und wer das Stadion als Oberhausener für Oberhausen erhalten will, sollte eine Abstimmung mit den Füßen durchführen. Bei einem Besuch eines Fußballspiels etwa...“ (keite)

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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