Marina und die alten grauen Männer (BÜCHERKOMPASS-Rezension)

Foto: Klett-Cotta

"Wenn Sie mit allem in der Politik zufrieden sind, können Sie die Änderungsvorschläge getrost ignorieren. Aber ich glaube nicht, dass die meisten zurzeit zufrieden sind. Was hindert uns also daran, mal etwas Neues auszuprobieren?" Mit diesen Worten endet Marina Weisbands Buch und mit diesem Zitat beginne ich meine Rezension.

Warum hat es mich interessiert?

Der rasche Aufstieg und der ebenso schnelle Absturz der Piraten hat meine Neugierde geweckt. Sie wurde gestillt, ich verstehe nun etwas besser, worum es den Piraten geht. Außerdem hatte mich die Person Marina Weisband interessiert: jemand der sehr plötzlich die politische Bühne betritt, ebenso schnell wieder verschwindet und offenbar eine künstlerische Ader hat: ihre Webseite hat den lyrischen Namen Marinas Lied und es gibt dort u. a. ihre Zeichnungen zu sehen.

Was hat mir gefallen?

Der Schreibstil: über weite Strecken ist das Buch gut und flüssig lesbar. Der autobiographische Teil am Anfang ist ebenfalls gut und wichtig wenn man sich bisher nicht allzu intensiv mit der ehemaligen politischen Geschäftsführerin beschäftigt hat. Einige Abläufe bei den Piraten werden besser verständlich, zum Beispiel was sich hinter dem Begriff Liquid Democracy verbirgt.

Was hat mir nicht gefallen?

Die Querelen, die es bei den Piraten gab, finden keine Erwähnung. Hierzu hätte mich eine Einschätzung einer Insiderin interessiert.

Werde ich die Piraten nun wählen?

Bei der nächsten Wahl sicher (noch?) nicht. Aber das Buch macht an keiner Stelle den Eindruck, dass es der Autorin darauf ankommt.

Mein Fazit?

Offenheit, Transparenz und neue zeitgemäße Politik sind begrüßenswert. Vieles wirkt aber noch unfertig - das sieht Marina Weisband aber auch so. Liquid Democracy hat mich nicht überzeugt, ich sehe die Gefahr einer Sprunghaftigkeit, die sich schwer in den politischen Alltag umsetzen lässt. Die geschilderten Prinzipien sollten sich auch in den bestehenden Parteien umsetzen lassen. Lesenswert war es für mich auf alle Fälle.

Marina Weisband, Wir nennen es Politik, Klett-Cotta Tropen 2013, 174 S., 16,95 €

Autor:

Klaus Wurtz aus Kamp-Lintfort

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