Neviges: Forensik rückt in greifbare Nähe - gestern Demo

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Was bis jetzt nur für Wuppertaler Bürger ein Problem darstellte, erhitzt nun auch die Gemüter der Velberter. Denn: Auf Anregung von Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung soll direkt an der Nevigeser Stadtgrenze der Bau einer forensischen Klinik entstehen.

Die „Kleine Höhe“ ist ein unbebautes, überwiegend landwirtschaftlich genutztes Gebiet, mitten im Grüngürtel zwischen Velbert und Wuppertal, unmittelbar angrenzend an das Wohngebiet „Siepen“ und „Rosenhügel“.
Schon seit längerer Zeit ist es als Gewerbegebiet ausgewiesen, nun soll hier der Standort für eine forensische Klinik entstehen, die Platz für 150 psychisch kranke Straftäter bieten soll. Der Standort wurde vom Wuppertaler Oberbürgermeister als Alternative zu dem vom Land vorgesehenen, innerstädtischen Bebauungsgebiet „Lichtscheid“ vorgeschlagen.
Wuppertals Pressesprecher Thomas Eiting betont allerdings: „Der Bürgermeister möchte keine Forensik in Wuppertal. Bei Lichtscheid handelt es sich um Landesgelände. Dementsprechend kann das Land dort ohne Nachfrage bauen, denn die Planungshoheit liegt nicht in Händen der Stadt.“ Wer Lichtscheid kenne, wisse aber auch, dass hier eine Forensik mitten in einem Wohngebiet entstehen würde. Daher favorisiere der Oberbürgermeister, wenn es denn zu einem Bau komme, den Wuppertaler Außenbezirk.
Das ruft nicht nur Wuppertaler Bürger auf den Plan, sondern jetzt sind auch die Nevigeser Anwohner betroffen. „Gleich zwei Städte müssen sich nun mit diesem Problem auseinandersetzen. Jetzt wird aus einem Wuppertaler Problem ein Velberter. Die Elternschaft der Nevigeser Grundschulen und Kindergärten sind beunruhigt. Eltern haben berechtigterweise Angst und sind empört“, sagt Bärbel Scheffels, die als Pflegschaftsvorsitzende sowohl für die Eltern der gerade umgezogenen Sonnenschule als auch für die des katholischen Kindergartens in Neviges spricht. Man vernetze sich gerade untereinander und auch zu den angrenzenden Wuppertaler Schulen habe man bereits Kontakt aufgenommen. Unterschriften würden gesammelt und auch Treffen der Verantwortlichen seien geplant.
Man hoffe natürlich auf die Unterstützung seitens der Stadt und des Bürgermeisters, schließlich werbe Velbert gerade mit seiner Kinderfreundlichkeit für den Zuzug junger Familien. Denn, so Scheffels weiter, wie erkläre man Eltern zukünftig, dass Freigänger aus der Forensik mit ihren Kindern im Bus fahren?
Auch Robert Kilian, Vorsitzender des Bürgervereins Hardenberg-Neviges kündigt massiven Widerstand an, sollten sich die Pläne bezüglich der Forensik konkretisieren. Doch jetzt sei erst einmal wichtig, Ruhe zu bewahren und sich zu informieren. Zu diesem Zweck habe es Gespräche auf Vorstandsebene gegeben und Kontakte zu der Forensik in Dortmund-Aplerbeck seien geknüpft worden. Ein Infoabend soll mit Hilfe eines Beiratmitglieds dieser Klinik im kleinen Kreis für Aufklärung sorgen.
Darüber hinaus laufe die Vernetzung auf Bürgerebene auf vollen Touren und auch zu einer Wuppertaler Elterninitiative habe man bereits Kontakt aufgenommen. „Die Sache liegt uns wie ein Stein im Magen. Die Stimmungslage ist schlecht und gerade innerhalb der Familien herrscht große Verunsicherung. Jetzt warten alle auf eine Reaktion seitens der Stadt.“
„Die Stadt Velbert ist von dieser Entwicklung zu diesem neuen Standort überrascht worden“, heißt es in einer Pressemitteilung, die gestern Nachmittag die Redaktion erreichte. „Eine vorherige kollegiale Information von Herrn Oberbürgermeister Jung an Herrn Bürgermeister Freitag wäre sicherlich sinnvoll gewesen und hätte im Vorfeld einige Irritationen verhindern können. Bedauerlicherweise wurde seitens der Stadt Wuppertal so nicht verfahren“, heißt es weiter. „Die Stadt Velbert bittet Ministerin Steffen eindringlich darum, diesen von Wuppertal vorgeschlagenen Klinik-Standort „Kleine Höhe“ kritisch zu prüfen. Dabei bestehen große naturschutzrechtliche sowie erschließungstechnische Bedenken. Vor allem aber muss auch die unmittelbare Nähe zu den Wohngebieten des Stadtbezirkes Velbert-Neviges kritisch bewertet werden.“

Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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