Verein „FairBunt Witten“ auf dem Weihnachtsmarkt – Interview mit dem Vorsitzenden

Bethlehemhütte: Krippen, weihnachtliche Figuren, aber auch Geschenkideen vom Teelichthalter bis zum Salatbesteck finden die Besucher am Stand des Vereins FairBunt Witten. | Foto: privat
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  • Bethlehemhütte: Krippen, weihnachtliche Figuren, aber auch Geschenkideen vom Teelichthalter bis zum Salatbesteck finden die Besucher am Stand des Vereins FairBunt Witten.
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Wer den Adventsmarkt in Witten besucht, der weiß, dass es immer auch einen Stand mit fair gehandelten Produkten gibt – aus dem losen Verbund überzeugter Eine-Welt-Aktivisten hat sich dieses Jahr der Verein „FairBunt Witten“ gegründet.

Wolfgang Schneider ist der Vorsitzende – und er freut sich, dass so viele Wittener seine Vision von einer gerechten Welt teilen. „Wir sind ein wilder Haufen gutwilliger Menschen“, beschreibt der Wittener, der im September von Bundespräsident Joachim Gauck für sein außergewöhnliches Engagement geehrt wurde.

Welche Visionen Wolfgang Schneider noch für Witten hat, wollte Nicole Schneidmüller-Gaiser von ihm wissen.

Nicole Schneidmüller-Gaiser: Die Fair-Trade-Bewegung in Witten hat eine über 25-jährige Tradition  – doch in diesem Jahr hat sie nochmal einen regelrechten Schub erlebt. Was ist seit dem letzten Weihnachtsmarkt geschehen?
Wolfgang Schneider: Ein großer Schritt war die Gründung des Vereins „FairBunt Witten“, der nun eine strukturierte und handlungsfähige Organisation für den „wilden Haufen gutwilliger Menschen“ bietet. Die wunderschöne Veranstaltung „Weinlese“ mit der Buchhandlung Lehmkul zeigte das bereits. Dann der Stadtkirchentag, er hat das Thema in eine breite Öffentlichkeit gebracht und dort hat die Bürgermeisterin Sonja Leidemann auf der Bühne ihre Unterstützung für Fair-Trade-Town Witten zugesagt. Parallel dazu liefen die Einrichtung der Steuerungsgruppe Fair-Trade-Town und die damit verbundene Arbeit. Zahlreiche kleinere Aktionen bei Gemeindefesten, Basaren und Adventsmärkten sind schon erfolgt oder noch für dieses Jahr verabredet. Einen großen Raum nimmt die Arbeit am Eine-Welt-Laden in Witten ein, damit der faire Handel wieder einen ständigen Ort in Witten hat.

Für Sie persönlich hat alles angefangen mit einem kleinen Bauchladen, den Sie und Ihre Frau in der Kirchengemeinde Annen aufgestellt haben – gibt es bei Ihnen zu Hause ausschließlich faire Lebensmittel?
Ausschließlich nicht, der faire Handel kann das auch gar nicht leisten, aber wir nehmen immer wieder faire Produkte in den Speiseplan, nicht nur Kaffee, Tee und Schokolade, sondern auch Reis, Nudeln und Gewürze. Wenn mehr Menschen in die eigenen Rezepte öfter mal wenigstens ein Produkt aus dem fairen Handel einbauen (Zucker, Reis, Rosinen, Gewürze,) dann wäre schon sehr viel erreicht. Das tolle daran ist: Damit bekommen nicht nur die Menschen gerechten Lohn für ihre Arbeit, sondern viele Le-bensmittel haben Bioqualität und sind richtig lecker. Aber der faire Handel bietet ja nicht nur Leckeres - wir haben auch Kleidung, Handwerkliches, Seife und Pflegeprodukte aus dem fairen Handel.

Seit Juni gibt es den Verein „FairBunt Witten“  – welche Ziele hat sich der Verein denn gesetzt?
Wir möchten uns einsetzen für ein faires und buntes Witten. Dazu wollen wir Informationsveranstaltungen, Konzerte, Lesungen, faires Frühstück und vieles mehr organisieren. Außerdem arbeiten wir bereits mit anderen Gruppen und Organisationen auf diesem Gebiet zusammen und wollen an dieser Vernetzung weiterarbeiten. Auch die Eine-Welt-Arbeit in Witten möchten wir fördern und viele Menschen zusammen bringen, die sich an dem eigenständigen Unternehmen Eine-Welt-Laden-Witten vielfältig beteiligen. Über Mitstreiter freuen wir uns sehr.

Der Rat der Stadt Witten hat sich im September der Kampagne Fair-Trade-Town angeschlossen – das ist sicher auch ein Erfolg, der auf die Beharrlichkeit des Vereins zurückzuführen ist. Was bedeutet Fair-Trade-Town?
Der faire Handel kann nicht alle Ungerechtigkeit in der Welt beseitigen, aber mit der steigenden Nachfrage nach fairen Produkte können wir dazu beitragen, dass immer wieder diese Ungerechtigkeit benannt, die ungerechten Strukturen in Frage gestellt und durch den Kauf an einigen Stellen konkrete Verbesserungen erzielt werden. Und genau da setzt die Idee der Fair-Trade-Town ein. Jede Stadt, die sich wie Witten auf den Weg macht, verpflichtet sich, einige Mindeststandards zu erfüllen und das Anliegen einer großen Öffentlichkeit bekannt zu machen. Wenn dies geschafft ist, geht es weiter: Gemeinden, Vereine, Gastronomen  – sie alle können sich dem anschließen, Schulen können Fair-Trade-School werden, es gibt inzwischen auch schon Fair-Trade-Kitas. Und es ließe sich noch mehr nennen.

Zurück zum Weihnachtsmarkt  – was erwartet die Kunden da in diesem Jahr?
Der Stand steht benachbart zum Stall von Bethlehem in der Verbindung vom Berliner Platz zur Stadtgalerie. Mehr als 50 Ehrenamtliche, vom Schüler über Studenten bis hin zu Senioren ermöglichen im "Fair"kaufsstand und im Hintergrund die Öffnungszeit von 10 bis 19 Uhr (Sonntag von 12 bis 19 Uhr) bis 23. Dezember. Neben den Produkten der ehemaligen Bethlehemhütte (Olivenholzschnitzereien aus Palästina: Krippen, weihnachtliche Figuren, auch Teelichthalter, Schälchen, Salatbesteck) gibt es Leckeres aus dem fairen Handel: Schokoladen, ausgesuchten Schmuck, modische Schals, edle Handtaschen und vieles mehr. Wenn wir den Eine-Welt-Laden Witten mit der Unterstützung vieler eröffnen können, gibt es dort natürlich eine größere Angebotsvielfalt. Wir freuen uns auf viele Besucher und Käufer!

Bethlehemhütte: Krippen, weihnachtliche Figuren, aber auch Geschenkideen vom Teelichthalter bis zum Salatbesteck finden die Besucher am Stand des Vereins FairBunt Witten. | Foto: privat
Wolfgang Schneider ist der Vorsitzende des Vereins "FairBunt Witten" und er freut sich, dass so viele Wittener seine Vision von einer gerechten Welt teilen. Der Wittener ist im September von Bundespräsident Joachim Gauck für sein außergewöhnliches Engagement geehrt worden. | Foto: privat
Autor:

Annette Schröder aus Bochum

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