Im Gänsemarsch über die Bislicher Insel bei Xanten

Niederrhein-Guide Andrea Schulz mit Graugans
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Ein Gans-heitliches Wintererlebnis für die Familie versprach Niederrhein-Guide Andrea Schulze den Teilnehmern der Exkursion „Im Gänsemarsch“ an der Bislicher Insel. Mit allen Sinnen durften interessierte Teilnehmer heute ihr Wissen um die Gänse erweitern. Treffpunkt war das NaturForum in Xanten. Anhand einer Infotafel erklärte Frau Schulze die Geschichte der 1200 Hektar großen Insel und die Planung für die Zukunft. Einst Auenlandschaft, dann vom Menschen umgebaut, soll es in naher Zukunft wieder eine echte Auenlandschaft werden. Neue Deiche werden gebaut, große Teile der Insel sollen wieder zeitweise überflutet werden dürfen.

Schon jetzt ist die Bislicher Insel ein Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung. Hier ist ein bedeutsames Überwinterungsgebiet für die arktischen Wildgänse. Vor allem für die Blässgänse, die Ende August ihr Brutgebiet in der Tundra nach den ersten Schneestürmen verlassen haben. Sie fliegen meistens Etappen von ca. 600 km und rasten kurz, bis auch dort die Kälte einzieht und die nächste Etappe Richtung Xanten geflogen wird. Nach ca. 3 Monaten erreichen die Blässgänse ihr Überwinterungsziel. Nur wenn es ausnahmsweise auch hier sehr kalt wird und für mehre Tage eine Schneedecke das Gras bedeckt, verlassen sie auch dieses und ziehen weiter.

Früher gab es auch viele Saatgänse auf der Bislicher Insel. Die Saatgänse sind weniger kälteempfindlich und haben ihre Zugroute inzwischen verkürzt. Sie kommen kaum noch bis zur Bislicher Insel, sondern verweilen inzwischen im Großraum Berlin.

Während wir in den Wintermonaten große Trupps von Gänsen sehen, manchmal hunderte Gänse auf einmal, sind sie in ihren Brutgebieten weit verteilt - gerade ein bis zwei Gänsepaare findet man auf einem Quadratkilometer. Wenn der Mensch dorthin reisen würde, um die Gänse zu sehen, müsste er lange suchen und würde nur wenige Tiere sehen.

Frau Schulz präsentiert eine ungiftig präparierte Graugans, an der jeder die weichen Federn fühlen kann.

Dann geht es im Gänsemarsch nach draußen. Weil die Straße eng und viel befahren ist, müssen die 15 Teilnehmer der Exkursion brav hintereinander watscheln. Die Kinder erhalten Warnwesten, ebenso der Schlussläufer, damit die Gruppe sich halbwegs gefahrlos bewegen kann.

Schon nach wenigen Minuten hören wir das Geschnatter der Gänse. Frau Schulze kann genau sagen, welche Gänseart gerade etwas zum besten gibt. „Ich bin hier – wo bist du?“ rufen die Gänse unentwegt, denn sie wollen nicht allein sein – nur in der großen Gruppe fühlen sie sich sicher. Bis zu 25.000 Wintergäste wurden schon an einem Tag auf der Bislicher Insel gezählt. Am gesamten Niederrhein sind es weit über 100.000 Tiere.

Nach ein paar Metern sehen wir einen Vogel im Rüttelflug vor uns. Es ist ein Falke, denn nur Falken sind in der Lage, in der Luft zu „stehen“ und nach Beute Ausschau zu halten. Den Gänsen können sie nicht gefährlich werden – Gänse sind viel zu groß für den kleinen Falken, der es vielmehr auf kleine Mäuse abgesehen hat.

Schon nach ein paar hundert Metern sehen wir grasende Blässgänse auf der Weide. Frau Schulz erklärt, dass jede Gans pro Tag etwa ein Drittel ihres Körpergewichts an Gras fressen muss, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Durch Auffliegen wird der Bedarf an Futter größer, denn Fliegen kostet sehr viel Energie. Deshalb ist es wichtig, dass Menschen die Tiere nicht beunruhigen.

Zwischen den Gänsen steht ein Graureiher. Reiher mischen sich sehr gerne unter die Gänse, denn durch das zupfen und watscheln der Gänse kommen Würmer und Mäuse nach oben, die der Reiher dann fressen kann. Da Gänse Vegetarier sind, verschmähen sie die bevorzugte Beute der Reiher.

Frau Schulz nimmt ein benutztes Taschentuch aus dem Gras vor uns und erklärt, dass man im Naturschutzgebiet nichts mitnehmen darf – außer Eindrücken – und nichts hinterlassen darf – außer Fußabdrücken.

Im Gänsemarsch geht es nun bis zu einer Flutmulde, wo wir Brandgänse und Nonnengänse sehen. Der Begriff Nonnengänse sei politisch nicht korrekt, sagt Frau Schulz, der korrekte Name wäre Weißwangengänse. Der größte Teil der Weißwangengänse hat es wohl gehört und fliegt empört davon. Nur 2 der hübschen schwarz-weißen Exemplare bleiben sitzen und können durch das Spektiv bewundert werden.

Außer den Gänsen sind noch Kormorane, Silberreiher, Schwäne und verschiedene Enten zu sehen. Leider alle sehr weit weg und ohne Fernglas oder Spektiv kaum auszumachen.

Die Flutmulde ist das Ziel vieler Vogelbeobachter. Fahrzeuge aus Belgien, Ludwigsburg (Baden-Württemberg), Essen, Moers, Wesel, Kleve, Köln, Borken, Bottrop und Recklinghausen stehen dort. Aus vielen Autos ragen große Teleobjektive oder Spektive, an fast jedem Hals hängt ein Fernglas.

Zurück am Startpunkt der Exkursion verspricht uns unsere Gänseführerin zum Abschied ein Glas Gänsewein. Aus der kunstvoll verpackten Flasche kommt eine Flasche Mineralwasser zum Vorschein, von dem wir gerne ein Glas trinken. Nach 2 Stunden sind die meisten Teilnehmer durchgefroren und kehren ins benachbarten Auencafe ein, ums sich bei heißem Kaffee oder heißer Schokolade und einem leckeren Stück Kuchen oder einer warmen Waffel aufzuwärmen.

Weitere Informationen zu den Exkursionen an der Bislicher Insel rund um die Welt der Gänse, Vögel, Biber und Auenlandschaft findet man auf den Internetseiten des Regionalverbands Ruhr unter http://www.metropoleruhr.de/freizeit-sport/natur-erleben/bislicher-insel.html

Autor:

Britta Müller aus Marl

Webseite von Britta Müller
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