Vom Elvis-Rhythmus gepackt

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15 Jahre alt war der Dattelner, als er die Stimme von Elvis Presley das erste Mal hörte. Damals lebte er mit seinen Eltern in Montevideo, Uruguay. „Die Dame im Schallplatten-Laden war verrückt nach ihm machte mich ganz neugierig auf den heißen jungen Sänger aus den USA“, erinnert sich Horst Gerwerth.
Und dann lauschte er der außergewöhnlichen Stimme und es war um ihn geschehen: „Bis dahin war ich ein braver Junge gewesen und zuhause wurde nur deutsche Musik gehört. Aber dieser Rhythmus packte mich. Und das ist bis heute so geblieben“, schmunzelt der 70-Jährige, vielen bekannt als langjähriger Vorsitzender des Fanclubs „Elvis Circle“.
Das gebürtige Nordlicht erlebte – nicht zuletzt wegen seiner neu entfachten Leidenschaft für Elvis Presley – eine aufregende Zeit in Südamerika. Kurz nach dem Krieg nahm sein Vater einen beruflichen Auftrag in dem fremden Land an und zog mit seiner Familie vom kühlen Bremen ins heiße Uruguay, wo im Garten Zitronen und Apfelsinen wuchsen und ihn die Kolibris besuchten.
Horst Gerwerth kann sich noch ganz genau erinnern, an den Tag im November 1956, als ihn die junge Frau aus dem Plattenladen mit dem Elvis-Virus ansteckte. Die Platte „Elvis“ im Gepäck ging’s heim – und verursachte eine Revolution auf dem heimischen Plattenspieler. So eine Musik hatten seine Eltern noch nie gehört: „Das kommt uns nicht ins Haus!“ Genau wie seine Blue-Jeans, das weiße T-Shirt, die hellen Mokassins und die berühmte „Entenschwanz“-Frisur von Elvis, war diese „neuartige“ Musik besonders dem Vater ein Dorn im Auge. Was den Teenager und seine Freunde aber nicht davon abhielt, ganz und gar „Rock‘n’ Roll“ zu leben.
Auch sechs Jahre später, als die Familie nach Recklinghausen ging, blieb das Elvis-Fieber. Obwohl zum Kultur- und Klimaschock auch noch kam, das sein Vater alle Elvis-Platten in Montevideo zurückgelassen hatte. „Aus Wut habe ich damals alle Schellackplatten von Erna Sack kaputt geschlagen“, lacht der weit gereiste Mann über seine Jugend-Erinnerung. Doch seine Mutter hatte die erste Elvis-LP „rüber geschmuggelt“, und Elvis war tatsächlich gerade als Soldat in Deutschland stationiert. „Ich wollte ihn so gern sehen in Friedberg oder Bad Nauheim, aber ich durfte nicht hinfahren.“ Aber es gab ja all die Platten und Hollywood-Filme von ihm, die das Warten auf eine Begegnung verschmerzen ließen.
„Ja, und als ich dann 1963 meine heutige Frau Hannelore in Datteln kennenlernte, waren erst mal andere Dinge wichtig“, schmunzelt der Fan. Doch spätestens bei Elvis’ „Comeback Special“ im TV entbrannte die Presley-Leidenschaft 1968 erneut: „Da war er wieder, der Rocker der 50er Jahre, nur reifer geworden!“ Und als der technische Zeichner mit den ausgezeichneten Spanisch-Kenntnissen dann mit seiner Frau Anfang der 70er Jahre begann, diesmal selbst beruflich nach Mexico zu reisen, schien er seinem Traum plötzlich wieder ganz nah zu sein: „Elvis spielte 1976 in Texas ein Konzert – und ich war gerade auf einer Vertriebsreise dort!“
So nah war sein Idol auf einmal, nur hundert Kilometer war Gerwerth von der texanischen Grenze entfernt. Aber: Er hatte kein Visum für die USA. Kein Grund für den unternehmungslustigen jungen Mann, nicht trotzdem zu versuchen, sein Idol endlich zu sehen: „Ich fuhr einfach mit einem amerikanischen Mietwagen bis zur Grenze und kam sogar durch. Wahrscheinlich, weil ich blond war und man mich für einen Ami hielt“, lacht Gerwerth. Leider gab es 20 Meilen später noch eine Kontrolle. „Mit Polizei-Eskorte wurde ich zurückgebracht.“ Und der Traum, den King einmal live zu sehen, blieb dann leider auch für immer ein Traum: 1977 schockte der Tod des Kings ihn und die ganze Welt. „Es war, als wäre jemand aus der Familie von uns gegangen.“
Doch eine Legende lebt weiter in den Herzen der Fans. Und so ließ es sich Horst Gerwerth nicht nehmen, weiter auf Elvis’ Spuren zu wandeln. 1978 und 1991 reiste er mit Frau Hannelore – die wie sein Sohn und seine Enkel seine Elvis-Leidenschaft „tolerieren“ – in die USA und besuchte „Graceland“ in Memphis, die legendären „Sun Studios“ in Nashville, Elvis’ Geburtsort Tupelo in Mississippi und Las Vegas. Klar, dass dort 1995 auch Silberhochzeit gefeiert wurde: „Hier hat Elvis 1969 sein Live-Comeback gegeben!“ Nachdem Gerwerth in den Vorrruhestand gegangen war, kam ihm im Jahr 2000 die Idee, den 65. Geburtstag von Elvis in einer Veranstaltung gebührend zu feiern. Der 8. Januar fiel auf einen Samstag und die Gaststätte in Recklinghausen war mit 200 Fans voll: So wurde der Fanclub gegründet, der heute den Namen „Elvis Circle“ trägt und jährlich zu Events einlädt, die Fans aus ganz Deutschland ins Ruhrgebiet locken. Musik und Videos von Horst Gerwerth, der seit 15 Jahren auch leidenschaftlicher Hobby-DJ ist, dazu Ausstellungen, Fan-Shops und Live-Musik machen die Elvis-Partys zu echten Magneten für Fans.
Drei Mal im Jahr findet der Fantreff (mittlerweile in Datteln) statt – bis Ende letzten Jahres unter der Leitung von Horst Gerwerth. Den Vorsitz hat er zwar in die Hände des Bonners Peter Beines und seinem Team vom Fanservice „The King’s World“ gelegt, aber die Leidenschaft bleibt. Als Sammler und Musikliebhaber finden sich nach so vielen Jahren zahlreiche Schätzchen und Prunkstücke, die das Herz eines Elvis-Liebhabers höher schlagen lassen: CDs, DVDs, Bilder, Original-Autogrammkarten und andere Raritäten zieren sein ebenso tolles wie volles „Elvis-Zimmer“ in der Dattelner Wohnung. „Meine Frau geht da nur zum Bügeln rein“, schmunzelt Gerwerth.

Das nächste Treffen des „Elvis Circle“ findet am 5. Juni ab 15 Uhr in der Gaststätte „Zur Postkutsche“, Castroper Straße 176 b, in Datteln statt.

Autor:

Daniela Hoppes aus Datteln

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