Die Herrlichkeit Moyland-Schönes Land?

Grafik: Copyright © Günter van Meegen

Woher stammt der Name „Moyland“?
Mit dieser Frage haben sich schon viele beschäftigt, jedoch ohne ein eindeutiges Ergebnis zu erzielen. Nachfolgend möchte ich alle bekannten Deutungen aufführen und auch eine eigene Version hinzufügen.

Zunächst die verschiedenen Schreibweisen von Moyland:
- Moijland - Moijlant - Moiland - Molandt - Mooijland - Mooiland - Mooÿland
- Mooylandt - Moylandt - Moÿlandt – Móÿlandt - Moylant - Muelant aber auch
- moyes land - Moylandiä - Mediolanum - Locus munitionis circum tossus - locus munitionis circum fossus.

„Moijland“ – L.J.F. Janssen 1835 (Altklevisches ABC).
„Moijlant“ – im Volksmund Anfang des 14. Jahrhunderts.
„Moiland“ - Stich von J. d. Beyer 1745 „Het Koningklyk huis Moiland omtrent Kleef“.
„Molandt“ - auf einer Abbildung (Sammlung Braun/Hogenberg 1575).
„Mooijland“ – Pieter Langendyk 1747 (Altklevisches ABC).
„Mooiland“ - Zeichnung Cornelis Pronk 1731 (Altklevisches ABC).
„Mooÿland“ – Zeichnung Cornelis Pronk 1731 (Altklevisches ABC).
„Mooylandt“ - aus „Chronik Schloß Moyland“ von Stephan de Lange.
„moyes land“ - Co-Autor Johannes Hidding „Chronik Schloß Moyland“.
„Moylandiä“ – Tile Moyland Landesbibliothek Berlin, Rhein-Provinz.
„Moylandt“ – 1363 nannte sich Roloff Hagedoorn Ridder Heer von Moylandt.
„Moÿlandt“ – Landmesser Joh. von Senheim 1635/Katasterkarte Cleverham 1723.
„Móÿlandt“ – Zeichnung Abraham Begheyn 1696.
„Moylant“ - Josef Jörissen „Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau.
„Muelant“ – Wappenbuch 1458 „Muelent“ gelb mit rotem Pfeil nach links oben.
„moyes land“ - Co-Autor Johannes Hidding „Chronik Schloß Moyland“.
„Mediolanum“ - Josef Jörissen „Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau.
„Locus munnitionis circum tossus“ - Franz-J. Lensing „Chronik Schloß Moyland“.
„Locus munnitionis circum fossus“ – J. J. „Chronik Gemeinde Bedburg-Hau“.

Entstand die frühe Burganlage Moyland auf den Grundmauern eines römischen Kastells?
Das scheint nicht so abwegig. Römische Kleinkastelle waren meist quadratisch und hatten in etwa die Größe die dem Grundriss von Schloss Moyland entspricht. Die Kantenlänge in Moyland beträgt 34 x 34 Meter.
Die Römer nannten ihre Kleinkastelle auch „Burgus“, „Burgi“ oder „turris“.
Ist das römische „Mediolanum“ Moyland?
Einen weiteren Hinweis findet man in der „Chronik Schloß Moyland“ von Stephan de Lange, in dem der Co-Autor Franz-Josef Lensing folgendes schreibt: „Wenn man die römischen Gräberfelder, und andere römische Funde und nicht zuletzt die römische Militärstraße, die in Moyland gefunden wurde, berücksichtigt, wäre dort der römische Stationsort mit der Bezeichnung „Mediolanum“ der romanisiert aus dem nieder-deutsch „Moyland“ kommt, nicht ganz abwegig….Auch die Bezeichnung Mediolanum für eine schöne Landschaft dürfte für Moyland eher zutreffen, als für Pont.“ Lensing bezieht sich hier auf die „Tabula Peutingeriana“ eine Reisekarte aus dem 12. Jahrhundert, die nach dem Schreiber Peutinger benannt wurde. Lensing weiter: „So wird nach der Tabula Peutingeriana neben der Station Colonia Trajana (Xanten) in dem als Manuskript überlie-ferten „Itinerari Antonini“ aufgeführt.“ Das „Itinerarium Antonini“ ist ein Wegeverzeichnis aus dem 4. Jahrhundert nachdem Mediolanum 8 römische Meilen von Xanten entfernt liegt.
Josef Jörissen „Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau“ sieht keine Verbindung zu Mediolanum. Er schreibt dazu: „Wegen des Römerfriedhofes hatten die Gelehrten früherer Jahrhunderte geglaubt, hinter dem Namen Moyland stecke ein römisches Mediolanum, das ja auch der alte Name der italienischen Stadt Mailand ist. Das war nicht unbedingt abwegig; aber gewiß lag das in römischen Straßenkarten genannte niederrheinische Mediolanum nicht hier, sondern an der von Xanten zur Maas hinführenden Straße.“
Ich möchte mich der Ansicht von Josef Jörissen anschließen, dass das im Itinerarium Antonini angegebene Mediolanum in der Provinz Germania inferior an der Bundesstraße 58 bei Pont zu suchen ist. Auch entsprechende Funde deuten darauf hin. Nichts desto Trotz könnte in Moyland ein Kleinkastell gestanden haben woraus sich die Herrlichkeit Moyland entwickelte. Gerade in den letzten Tagen habe ich von der Bodendenkmalbehörde Xanten erfahren, dass auf dem Gebiet der Golfplatzerweiterung in Moyland Kleinkastelle vermutet werden.

„Molandt“ das Moorland?
Das ganze Gebiet um Till (Tiller-Bruch), Berk (Berk´sche Bruch) und Moyland (Moyländer-Bruch) war um die Jahrtausendwende Moorland. Im 13. Jahrhundert wurde das Moorland durch holländische Fachleute (Broekers) mittels einem Grabensystem entwässert. Die teils künstlichen oder natürlichen Erhebungen in den Brüchen wurden Poll genannt. Auf einem Poll wurde das Haus Moyland gebaut und das Umland durch Gräben entwässert.
Graf Dietrich VIII. (1275-1305) gab den Holländern, Hertbern van Scalunen und Johan van Asperden das Tiller Bruch in Erbpacht zur Urbarmachung. Und wer war Gerefaijs? Denn als 1307 Jacob von Eger, Lehrer am Hofe des Grafen Ottos von Kleve, ein Stück Land „petia terrae“ genannt Moijlant, erhielt, war das Stück Land zuvor in Besitz eines gewissen Gerefaijs. Johannes Hidding „Chronik Schloß Moyland“: „Dieses war bereits teilweise von einem Mann bebaut worden, der Gerefaijs genannt wurde. Er hatte einen befestigten Ort mit Gräben umgeben und Gebäude und darauf Wohnhäuser und andere Gebäude errichtet.“
Von Eger baute das erste feste Haus Moyland und nannte sich Jakobus van Moijlant oder Jacob van den Moijlant. Das feste Haus wurde auf einem „Poll“ umgeben mit Wall und Graben (Locus munnitionis circum fossa = befestigter Ort umgeben mit Graben) errichtet.
Das Moyland von Moorland abgeleitet wurde kann man eigentlich ausschließen.
Nun kommt jedoch wieder Mediolanum im Zusammenhang mit den Holländern ins Gespräch. Viele Holländer waren zur damaligen Zeit auch in Italien, und sie hatten die Angewohnheit von dort Namen zu importieren. Mediolanum war der Name vom heutigen Mailand! So ganz ausschließen kann man also nicht, dass Moyland eine Abwandlung von Mediolanum ist, ob nun von den Römern oder von den Holländern.

Schönes Land
Johannes Hidding: „Der Name Moyland kommt aus der altmittelhochdeutschen Sprache. Die Bezeichnung „moyes land“, hochdeutsch „Schönes Land“. Diese Landschaft oder Liegenschaft, genannt Herrlichkeit, muss durch die Jahrhunderte eine außergewöhnliche Ausstrahlung besessen haben, da man ihr um die Jahrtausendwende diesen Namen gab, welcher bis auf den heutigen Tag Bestand hat. Schönes Land geschrieben durch die Zeit als Moijlant, Mooylandt und heute Moyland.“
Ich denke da irrt Hidding. Der Begriff für „schön“ mooi oder moyes gab es im 13. Jahrhundert hier nicht. „Mooi“ für schön tauchte hier nach meinem Wissen erst im 18. Jahrhundert auf.
Der erste Nachfolger von Jacob van den Moijlant, Hagedorn, trug den Beinamen „von Muelant“. Dies scheint ein wichtiger Hinweis zu sein. Alle späteren Besitzer den Beinamen „von oder van Moyland“ in den verschiedensten Schreibweisen. So auch noch der heutige Besitzer Steengracht sich von Moyland nennt. Irrtümlicher Weise wird das „von“ auch als Adelstitel gewertet und sogar ein „Baron“ angeführt. Nachweislich hat Steengracht keinen Adelstitel (Genealogie und Erbfolge „Chronik Schloß Moyland“).

Mühlen
Bei den Worten „Molandt“ und „Muelant“ könnte man auch an Mühlen denken, niederländisch Moolen. Gab es in Moyland Mühlen, Wind- oder Wassermühlen? Nachweislich gab es in Europa bereits im 12. Jahrhundert Windmühlen. Die Windmühlen wurden durch die Kreuzritter nach Europa, möglich auch in unserer Gegend, importiert. Der erste Nachweis einer Windmühle im Raum Moyland stammt aus dem Jahr 1350. Josef Jörissen „Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau“): "Graf Johann von Kleve machte sie dem Rittergeschlecht von Ossenbroek zum Geschenk und sie gehörte zu Till." Sie stand an der Bienenstraße (Schloss Ossenbroek). Es gibt auch einen Hinweis auf eine frühe Wassermühle des Stiftes Bedburg in Hasselt 1318. Für Moyland und nähere Umgebung gibt es keinen Hinweis.

Muelant - Meulent
Jacob van Eger, der sich Jacob van den Moijlant nannte, verkaufte 1332 Moyland an den Ritter Roland Hagedorn. Josef Jörissen schreibt dazu: „Ein Wappenbuch des 14. Jahrhun-derts zeigt unter dem Namen Muelant sein Wappen – im silbernen Feld einen roten Schräg-rechts-Pfeil.“ In der Heraldique Eurpeenne (Armorial de Gelre Folio 102r) fand ich folgenden Wappeneintrag: 1458 Moiland (A Derk) Das Wappen ist identisch, hat allerdings ein goldenes Feld. Darauf kommt es jedoch nicht an, sondern wie kam Ritter Hagedorn dazu sich nicht von Moijlant zu nennen, sondern Muelant? Erinnerte er sich vielleicht an den Vorvorbesitzer? An den gewissen Gerefaijs? Hört sich irgendwie französich an. So fand ich denn auch das Wappen in französischen Unterlagen. Im „Manuscrits Bibliotheque Royal de Belgique“ wird in einer Auflistung ein „Muelant“ neben den Namen Loef van Kervenem, her van Nyel und Deric van Riinden genannt. Letztere Namen kommen einem auch bekannt vor. Desweiteren fand ich einen Eintrag von einem „Robert of Meulan“ in Meulant, im Jahr 965, Normandie. Nur was sagt das schon?
Es steht erst mal fest, dass ein gewisser Gerefaijs in 13. Jahrhundert in Moyland ansässig war.
Was sagt uns die Klevische Geschichte des 12. Und 13. Jahrhunderts? Welche Verbindungen gab es zu Frankreich? Das Klever Land wurde durch die Grafen Diederich II., III. Arnold II. Diederich IV. zu dieser Zeit regiert. Letzterer wurde von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) zum Ritter geschlagen. Graf Diederich IV. (1162-1200) stand an Kaisers Seite gegen Mailand, gegen Heinrich den Löwen, Herzog von Braunschweig und nahm am 3. Kreuzzug gegen Sultan Saladin teil. (Geschichte des Herzogthums Cleve von Fr. Char 1843)
Ich fand dann weiter heraus, dass an diesem Kreuzzug auch ein gewisser „Gerlan IV. Meulant“ teilnahm. Meulant war ein Vassal von Philip II. (Auguste) König von Frankreich (1165-1223). Dem Royal Estate kann man folgendes entnehmen: „ Ritter Galeran IV., Meulan und Meulent (Beaumont), sein Vater war Graf von Meulan, er starb während des Kreuzzuges 1191“. So findet man auch das Wappen vom Klever Grafen Diederich IV. (Counts: Thierry de Cleves) und Galeran Meulent in der Auflistung derer die am Kreuzzug teilnahmen.
Die Grafschaft Meulan liegt westlich von Paris.
Also rund 100 Jahre vor der ersten schriftlichen Erwähnung Moylands kannte Graf Diederich IV. von Kleve den Grafen Galeran IV. Meulent.
Auch Till hatte vor 1300 Kontakte nach Frankreich, mit Paris. Wie schon erwähnt grenzte die Grafschaft Meulan im Westen direkt an Paris. Die Kirche zu Till, die 1387 erstmals erwähnt wurde hatte eine Vorgängerkirche. Josef Jörissen: „Wo auch immer die erste Kirche von Till genau gestanden haben mag, sie war eine sehr alte Kirche. Darauf weisen zunächst die Patro-zinien des Frankenheiligen Vinzentius und der hl. Genoveva hin. Ihre gemeinsame Kultstätte befand sich in Paris ...“
Zu erwähnen ist auch, dass das Klever Haus vor dem 13. Jahrhundert intensive Kontakte zu den französischen Herrschaftshäusern pflegte. Der erste Graf Elias Grail (Der „Schwanenritter) starb 734 in Narbonne; Ludolf (770-790) war verheiratet mit der Tochter des Herzogs von Aquitanien; Balduin (810-822) war verheiratet mit der Tochter des Grafen von Provence; viele Kriege wurden mit den französischen Herrschaftshäusern miteinander aber auch gegeneinander ausgefochten usw.
Wer war nun der schon oft erwähnte Gerefaijs? Es gibt keine weiteren Hinweise zu ihm. Der Name gibt auch nicht viel her: Gere – gerer, verwalten oder Geschäft führen, synonym – gouverner – herrschen, regieren?

Machen wir uns mal eine Geschichte dazu:
Zum Ende des 12. Jahrhunderts, vor dem dritten Kreuzzug erhielt Diederich IV. von Kleve Besuch aus Frankreich, darunter der Graf Galeran IV. Meulent mit seinem Gefolge. Als Gastgeschenk brachte Graf Galeran eine Reliquie der hl. Genoveva aus Paris mit. Die nähere Umgebung von Kleve wurde dem Besuch sicherlich gezeigt, so auch die Umgebung von Till. Als Dank für das Mitbringsel schenkte Graf Diederich den Gästen ein Stückchen Land in der Nähe von Till. Bis zum Anfang des 14. Jahrhunderts (1307) wurde dieses Stückchen Land durch einen Verwalter bewirtschaftet. Der letzte Verwalter von „Meulent“ war Gerefaijs. 1307 kam es zum Besitzwechsel, Jacob von Eger erhielt das Land von Graf Dietrich VIII. und nannte sich Jakobus van Moijlant. Bereits 1332 kaufte der Ritter Roland Hagedorn das Land und nahm in seinem Wappen den Namen „Muelant“ auf, in Erinnerung an den Vorvorbesitzer.
Könnte es so gewesen sein? Es gibt keine eindeutigen Hinweise dazu, mit Ausnahme der zuvor beschriebenen. So wie fast alle anderen Theorien kann diese jedoch nicht voll-kommen ausgeschlossen werden.

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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