Kunst rund um den Tischtennistisch: Ping Pong Gallery zeigt aktuell Werke des Fotografen Reinhard Krause

In der Mitte steht der Tischtennistisch, an den Wänden hängen die ausgestellten Werke des Fotografen Reinhard Krause.
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Als „dicken Fisch“ bezeichnet Ulrike Kaßler, Gründerin und Kuratorin der Ping Pong Gallery an der Herner Straße 8, den Bildjournalisten Reinhard Krause, den sie für ihre aktuelle Ausstellung gewinnen konnte. 70 seiner in den 1980er Jahren entstandenen Bilder zeigt der international ausgezeichnete Fotograf in der Galerie, die erst im September 2015 Eröffnung feierte.

Bevor es die Galerie gab, war da schon die „Trinkhalle“. Der Gastronom Tom Gawlig hatte die Bar, die ausschließlich konzernunabhängige Erzeugnisse anbietet, im August 2014 eröffnet, und Kaßler, die als freiberufliche Kulturmanagerin arbeitet, kümmert sich seitdem um das Veranstaltungskonzept, das einen Vinylflohmarkt und Mit-Mach-Konzerte beinhaltet.
In den zweiten Raum der Bar, die zuvor ein kurdisches Kulturcafé beherbergte und noch davor eine Reinigung, stellte Gawlig eine Tischtennisplatte. Hier entstand knapp ein Jahr später die Ping Pong Gallery, nachdem Kaßler den Gedanken schon eine Weile mit sich herumgetragen hatte. „Letztlicher Auslöser war dann der Künstler, der die erste Ausstellung gemacht hat“, erzählt die 49-jährige Bochumerin. Schon lange schätzt sie den Essener Fotografen Hendrik Lietmann, und im Frühjahr 2015 entdeckte sie seine Bilderserie „Opel in Bochum“ auf seiner Facebook-Seite, die ihr nicht wieder aus dem Kopf ging.

99 Opel-Modelle zur Eröffnung

Mit 99 Fotos, die jeweils ein auf der Straße geparktes Opel-Modell zeigten, feierte die Ping Pong Gallery dann Eröffnung. Es folgten Ausstellungen von Hayri Şahin, der Bierdeckel für seine Zeichnungen, die häufig während eines Kneipenbesuchs entstehen, verwendet, sowie von Patrick Praschma, der sich für seine „pataphysischen Experimente“ von den Bildern und Objekten Alfred Jarrys inspirieren ließ.
Und nun also Reinhard Krause, Kind des Ruhrgebiets, das mittlerweile als Global Editor des internationalen Bilderdienstes der Nachrichtenagentur Reuters in London lebt. Als Kaßler dessen Fotos, die er vor und während seines Fotodesign-Studiums aufgenommen hatte, im Internet entdeckte, „war ich völlig geflasht. Die hatte ich noch nie woanders gesehen.“ Da auch diese Bilder sie nicht mehr losließen, schrieb sie Krause eine E-Mail und bekam prompt die Zusage, die Fotos als erste Galerie ausstellen zu dürfen.

"Die 80er im Ruhrgebiet"

Einen Haken hatte die Sache allerdings, denn Krause selbst hatte nicht die Zeit, sich um die Vorbereitung der Ausstellung zu kümmern. Macht einfach, habe seine Antwort gelautet. „Das war schön, aber eine Herausforderung“, erzählt Ulrike Kaßler, die sich daraufhin Hendrik Lietmann als Co-Kurator zur Hilfe holte. Gemeinsam produzierten sie die Werke, die nur als Scans vorlagen, und kreierten das Layout für die Ausstellung „Die 80er im Ruhrgebiet“. Noch bis zum 4. September sind die Fotos jeweils zu den Öffnungszeiten der „Trinkhalle“ – montags bis donnerstags von 17 bis 22 Uhr, freitags bis sonntags von 15 bis 22 Uhr – zu sehen.
Weder mit solch einem „dicken Fisch“ bei der erst vierten Ausstellung noch mit dem Echo darauf hatte Kaßler gerechnet. So haben unter anderem die Internetredaktionen zweier großer deutscher Wochenmagazine über die Schau berichtet.

Eigeninitiative entwickeln

„Eventuell ist das jetzt ein guter Ausgangspunkt, um für eine der nächsten Ausstellungen eine Förderung zu akquirieren“, überlegt Kaßler. Wegen der eher spontanen Entstehungsweise der Ping Pong Gallery sei das bisher kein Thema gewesen. Bislang ist der Eintritt stets umsonst, und die Projekte wurden über die „Trinkhalle“ finanziert. Es sei aber auch sinnvoll gewesen, erst einmal ohne Förderung auszukommen, Eigeninitiative zu entwickeln und zu gucken, was daraus werde, ist sich die Kuratorin sicher.
Trotz der experimentellen Herangehensweise an die Galerie gibt es ein klares Konzept für die Ausstellungen, die Kaßler in der Ping Pong Gallery verwirklichen möchte. Entweder sollten die Kunstwerke etwas mit dem Thema Trinkhalle als solches, mit dem Ruhrgebiet oder ganz konkret mit dem Raum der Galerie zu tun haben. Letzteres ist bei dem Projekt der Fall, das Kaßler als nächstes plant. „Es wird ein Klanginstallation sein, die das Ping-Pong-Geräusch aufgreift.“

In der Mitte steht der Tischtennistisch, an den Wänden hängen die ausgestellten Werke des Fotografen Reinhard Krause.
Ulrike Kaßler ist die Kuratorin der Ping Pong Gallery.
Autor:

Vera Demuth aus Bochum

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