Geplanter Häuserabriss: "Druck auf Vivawest erhöhen"

Das Wohnungsunternehmen Vivawest plant, 24 Wohneinheiten an der Stettiner Straße (im Bild) und am Sonnenschein abzureißen. Foto: Thiele
  • Das Wohnungsunternehmen Vivawest plant, 24 Wohneinheiten an der Stettiner Straße (im Bild) und am Sonnenschein abzureißen. Foto: Thiele
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„Ein bisschen Hoffnung ist da“, sagte Volker Buckenleib. Der 47-Jährige ist einer der betroffenen Mieter der 24 Wohneinheiten an der Stettiner Straße und am Sonnenschein, die das zuständige Wohnungsunternehmen Vivawest abreißen lassen will. Auf Einladung des Mietervereins Dortmund trafen sich die Mieter jetzt in der Ickerner Barbara-Hütte.

Das vor der Versammlung erstellte „Stimmungsbild“ der anwesenden Mieter ergab: Neun Parteien würden am liebsten in ihrer Wohnung bleiben. Sechs würden bei einem adäquaten Angebot ausziehen. Eine Partei hat bereits eine neue Wohnung.

Druck erhöhen

Man wolle versuchen, den Druck auf Vivawest zu erhöhen, um bessere Angebote zu bekommen oder die Mietwohnung gegebenenfalls zu erhalten, fasste Martin Grebe, Rechtsberater des Mietervereins Dortmund, zusammen.
Wie berichtet, möchte Vivawest 24 Wohneinheiten in Ickern abreißen und beruft sich dabei auf ein Gutachten, das den Objekten gravierende Schäden attestiert.
„Bisher hat Vivawest keine Zahlen auf den Tisch gelegt“, sagte Martin Grebe. Das Unternehmen sei nicht bereit gewesen, dem Mieterverein das Gutachten oder Auszüge zur Verfügung zu stellen.

Auch sei nicht beziffert worden, wie hoch die Baukosten im Falle einer Sanierung der Wohneinheiten ausfallen würden. Vivawest hatte immer betont, dass eine Sanierung nicht zur Debatte stünde, da die Substanz der Häuser zu gefährdet sei.

„Ich wohne noch keine fünf Jahre am Sonnenschein und habe ganz viele Risse im Haus. In den paar Jahren hat sich die Situation nicht wesentlich verändert. Ich sehe ein, dass das Haus marode ist, aber warum haben sie mir die Wohnung überhaupt erst angeboten?“, fragte sich eine Mieterin.

Dass die Mehrheit der Häuser an der Stettiner Straße abrissreif sei, bezweifeln indes viele betroffene Mieter. „Noch vor sechs Monaten wurde einem Mieter gesagt, dass er das Objekt kaufen könne. Was soll in der Zeit passiert sein? Ein Vulkanausbruch?“, fragte Volker Buckenleib.

Noch keine Kündigungen

Bisher haben die Mieter Schreiben erhalten, in denen sie über den Abriss informiert wurden. Eine Kündigung sei noch nicht ausgesprochen worden. Ein Abbruchbeginn ist, wie berichtet, nicht vor Ende des Jahres vorgesehen.
Vivawest führt mit den betroffenen Mietern Umzugsverhandlungen und hat ihnen Angebote für Alternativwohnungen aus dem eigenen Bestand unterbreitet. Das Unternehmen zahle Umzugskosten und eventuell Tapeten sowie etwas Farbe. „Das ist ein unzureichendes Angebot, mit dem keinem geholfen ist“, fasste Grebe zusammen.

Nach Möglichkeit wolle Vivawest Kündigungen und Räumungsprozesse vermeiden. Einigten sich Vivawest und Mieter nicht, müsse das Wohnungsunternehmen eine schriftliche Kündigung aussprechen und unter anderem auch darlegen, warum es unwirtschaftlich wäre, die Häuser zu sanieren.
Die Kündigungsfrist sei nach der Dauer des Mietverhältnisses gestaffelt. Wohne der Mieter länger als zehn Jahre in dem Haus, betrage die Kündigungsfrist zwölf Monate.

„Ich wohne seit 27 Jahren in meiner Wohnung und soll innerhalb von drei Monaten raus“, sagte eine Mieterin. „Das ist ein Indiz dafür, dass man Sie unter Wert aus der Wohnung bekommen möchte“, meinte Tobias Scholz vom Mieterverein.

Frist verlängern

Generell gelte, dass man die Frist verlängern könne, indem man sich gegen die Kündigung wehre. Dann käme es zum Räumungsverfahren, so Grebe. „Es wäre ein relativ aufwändiges Verfahren, in dem Vivawest viel offenlegen müsste.“

Mieterinitiative

Mieter könnten sich zu einer Initiative zusammenschließen und mit Unterstützung des Mietervereins Gespräche mit Vivawest führen, bot Grebe an. Der Mieterverein könne die Mieter außergerichtlich vertreten, wenn eine Mitgliedschaft im Mieterverein vorliege.Vor Gericht dürfe man nicht vertreten, doch man habe eine angeschlossene Rechtsanwaltskanzlei.

„Halten Sie den öffentlichen Druck aufrecht und organisieren Sie sich privatrechtlich“, riet SPD-Chef Rajko Kravanja den Mietern. Er sei überzeugt davon, dass auch die Politik an den Stellen, an denen sie Einfluss nehmen könne, den Mietern beistehe – und zwar parteiübergreifend.

Autor:

Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel

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