Kolumne: Frühe Termine kommen in den besten Jahren vor.

Wenn ich ganz ehrlich bin, haut es mich nahezu aus den Schluffen, dass wir morgen schon wieder Ostern feiern – und das, obwohl ich innerlich noch gar nicht dazu bereit bin. Dass die guten Vorsätze vom Anfang des Jahres noch in einer Ecke meines Bewußtseins zwischengelagert sind, lassen wir mal dahin gestellt. Man könnte sie ja auch gleich niedermetzeln mit dem Vorsatz „überhaupt keine Vorsätze“ zu haben – dann muss man sich zumindest auch nicht grämen.

Was mir größere Sorgen bereitet ist, dass ich gefühltermaßen gerade erst darüber nachgedacht habe zu fasten. Aber jetzt ist Karfreitag auch schon wieder vergangen und mit ihm jegliche Chance auf Verzicht: keine Süssigkeiten, kein Alkohol, keine virtuellen Kontakte, so die Absicht. Und wenn ich jemals über ein ‚weniger wäre mehr‘ hätte nachdenken sollen, dann in diesem Jahr. Das mit dem 'Karneval' (eine Zusammensetzung der lateinischen Wörter „carne" und „vale" bedeuten wörtlich „Fleisch" und „Auf Wiedersehen" und sind so ein Hinweis auf die Fastenzeit) war ja nicht das Ding, da ich sowieso ungern Fleisch esse. Folglich zählte dieser Bereich auch nicht zu meiner Enthaltsamkeitsliste.

Tja, und jetzt ist mir die Zeit für etwaige Gewichtungen ganz einfach davongelaufen. Bleibt also wieder ein Vorsatz fürs nächste Jahr, alles besser zu machen. Aber halt, genau auf diese Vorsätze wollte ich doch prinzipiell verzichten...
Und dann auch noch die Sache mit der Zeitumstellung, die mich auch jedes Jahr aufs Neue überrollt und mir im Frühjahr eine Stunde stiehlt. Es hat Jahre gedauert, bis ich mir überhaupt merken konnte, in welche Richtung sich dieses Geschehnis bewegt. Ein Professor für Meteorologie hat die Eselsbrücke gebaut: Im Frühjahr stellen wir die Gartenmöbel vor das Haus (Uhren vorstellen), um sie für den Sommer zu nutzen und im Herbst stellen wir sie (genau wie die Uhren) wieder zurück. Bleibt die hier nicht abzuklärende Frage, ob Sommerzeit wirklich nützt oder ob wir nicht alle relativ aus unserem zeitlichen Tritt geraten. Ich denke jedenfalls erst einmal wieder wochenlang, dass ich mich in einer falschen Zeitzone bewege. In meinem alltagstrott-orientierten Leben habe ich jetzt scheinbar zu unangemessenen Zeiten Appetit, will zu unangemessenen Zeiten meine eingespielten Spaziergänge mit den Hunden machen und so weiter – und bin darüber ganz unangemessen durcheinander. Zumindest für eine kurze Zeit. Über die energiepolitischen Sachverhalte ließe sich jetzt auch das eine oder andere Stündchen verbringen, würde aber hier wohl zu weit führen.

Dass mir – oder auch Ihnen- Ostern so gefühlt überraschend ins Haus steht, liegt daran, dass der Termin des Osterfestes ein Flexi-Termin ist: das Datum für Ostern liegt zwischen dem 22.März und dem 25.April eines jeden Jahres. Das liegt erst einmal daran, dass der Ostersonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond (in diesem Jahr heute am Samstag, den 4.April) liegt.
Da der kalendarische Frühling am 21. März beginnt, kann auch der erste Frühlingsvollmond frühestens am 21. März stattfinden. Zum letzten Mal fand Ostern am 22. März 1818 statt – und das nächste Mal wird erst 2285 sein.
Ebenfalls erwähnenswert ist eventuell, dass fast jeder fünfte Deutsche bis heute laut Umfragen nicht weiß, warum wir überhaupt Ostern feiern – von der Bedeutung eines Gründonnerstages und Karfreitags ganz zu schweigen.
Wie dem auch immer sei. Für mich persönlich ist neben der religiösen Bewandtnis, Ostern immer ein kalendarischer Hinweis, dass man sich ohne viel Aufhebens quasi einmal um die eigene Achse gedreht hat und das erste Viertel des Jahres schon wieder unwiederbringlich gelebt und vollbracht hat. Vielleicht kann ich (oder wir) ja durch ein wenig Innehalten und Bewußtmachung die kommende Zeit des Jahres etwas intensiver wahrnehmen.

Kleine Osterkunde:

Gründonnerstag: An diesem Tag gedenken Christen des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Der Tag der Freude und Trauer symbolisiert die Vereinigung von Christus mit den Gläubigen. „Grün“ geht auf das mittelhochdeutsche Wort „greinen“ (wehklagen) zurück. Nach dem letzten Abendmahl wird Jesus von Judas verraten.
Karfreitag: Nach der Überlieferung wurde Jesus an diesem Tag in Jerusalem verurteilt und gekreuzigt. Seit dem frühen Christentum gilt der Freitag vor Ostern als Tag der Buße, des Fastens und des Gebets. Das Wort „Kar“ ist abgeleitet vom althochdeutschen Wort „chara“ und bedeutet Klage oder Kummer.
Ostersonntag: Die Christen glauben, dass Jesus am Ostersonntag von den Toten auferstand und seinen göttlichen Erlösungsauftrag auf Erden erfüllte. „Ostern“ geht auf das althochdeutsche Wort „ostan“ (östlich) zurück. Der Ort der aufgehenden Sonne, also der Osten, gilt im Christentum als Symbol des auferstandenen und wiederkehrenden Jesus’.
Ostermontag: Am dritten Tag nach der Kreuzigung trafen laut Lukasevangelium zwei Jünger auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus einen Mann, den sie als Christus erkannten. Sie kehrten um und berichteten von Jesu Auferstehung

Autor:

Vera Auffenberg aus Castrop-Rauxel

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