Ja zum neuen Sommermärchen – aber nicht um jeden Preis

Fraktionsvorsitzender Utz Kowalewski

Fußball? Immer, gerne. Dortmund als Austragungsort für die Fußball-Europameisterschaft 2024? Ebenfalls gerne. „Wer erinnert sich nicht voller Begeisterung an die wunderbare WM in Deutschland im Jahr 2006? Dennoch wollen wir die Fußball-EURO nicht um jeden Preis nach Dortmund holen. Einen Blankoscheck für den DFB wird es mit uns nicht geben“, sagt Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN, und großer Fußballfan.

Oberbürgermeister Ullrich Sierau und Udo Reppin, finanzpolitischer Sprecher der CDU, haben Ende April eine Dringlichkeitsentscheidung unterschrieben, die auf den ersten Blick gar nicht so dringlich erscheint. Denn es geht um die EURO 2024. Die Stadt Dortmund hat sich – nach Absprache mit dem BVB als Eigentümerin des Stadions – als Austragungsort für die Fußball-EURO beworben. Der Rat muss dieser Bewerbung jedoch noch nachträglich zustimmen. Und diese Zustimmung fällt Utz Kowalewski und seiner Fraktion bei aller Fußball-Euphorie sehr schwer. Grund ist dieser Satz: „Der DFB erwartet die pauschale Zusage aller Bewerberstädte, ihn auf eigene Kosten bestmöglich zu unterstützen.“

Kowalewski: „Wir tappen völlig im Dunkeln, welche Unterstützung eingefordert wird. Welche Anforderungen und finanziellen Auswirkungen werden auf Dortmund zukommen? Zwei Millionen Euro? 20 Millionen? Oder noch mehr? Der Dortmunder Haushalt kann sich millionenschwere Überraschungen nicht erlauben. Denn Dortmund ist eine der ärmsten Städte Deutschlands.“

„Wir wundern uns in diesem Zusammenhang auch über die Unterschrift von Herrn Reppin“, sagt Utz Kowalewski. „Normalerweise feilscht der Finanzmann der CDU um jeden Cent und will sogar den Behindertenfahrdienst zusammenstreichen. Doch ausgerechnet für Fußball sieht er nun finanzielle Handlungsspielräume? Selbst das städtische Rechtsamt hat diese nicht gefunden und warnt vor erheblichen finanziellen Belastungen.“

Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN möchte deshalb gerne ein paar – möglichst konkrete - Größenordnungen im Vorfeld wissen. Kowalewki: „Wie teuer zum Beispiel war die Fußball-WM vor elf Jahren für Dortmund? Die Stadt Dortmund beziffert die Ausgaben von 2006 lediglich mit ‚mehreren Millionen Euro‘. Das geht doch bestimmt konkreter, auch bezüglich der eingesetzten Mitarbeiter und der Art der Ausgaben“, sagt Kowalewski.

Thomas Zweier, sportpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN: „Natürlich wollen wir nicht verhindern, dass Dortmund zur „Host City“ – also zu einem Austragungsort der EURO 2024 wird. Dortmund als Deutschlands Fußball-Hauptstadt mit Deutschlands größtem Stadion sollte bei einem solchen Event dabei sein. Das haben die Fans verdient.“ Doch trotz aller Vorfreude auf ein neues Sommermärchen dürfte man die finanziellen Folgen nicht außer Acht lassen.

Kowalewski: „Wir haben mit dem Fußball-Museum bereits schlechte Erfahrungen mit dem DFB gemacht. Jedes Defizit muss dort von der Stadt getragen werden; der DFB hält sich schön raus. Deshalb sollten wir gewarnt sein und bei neuen Verträgen vorsichtig agieren. Denn die EURO-Verträge sehen vor, dass wir dem DFB jeden noch so teuren Wunsch erfüllen müssen. Das ist eine unverschämte Forderung. Einen Freibrief nach dem Motto „Koste es was es wolle“ dürfe die Stadt Dortmund nicht ausstellen. „Bei der Ausrichtung des Kirchentages war es doch auch möglich, eine ganz konkrete Summe zu vereinbaren.“

Autor:

Claudia Behlau, DIE LINKE+ aus Dortmund-Ost

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