Stichtag 4. August 1914 - SPD stimmt den Kriegskrediten zu - Nein zum Krieg ist und bleibt die wichtigste Lehre

Deutscher Soldat eines Stoss- bzw. Sturmtrupps mit einem Karabiner 98a-Gewehr im ersten Weltkrieg an der Westfront um 1916. | Foto: Bundesarchiv, Bild 183-R05148 / Autor unbekannt / CC-BY-SA 3.0
  • Deutscher Soldat eines Stoss- bzw. Sturmtrupps mit einem Karabiner 98a-Gewehr im ersten Weltkrieg an der Westfront um 1916.
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Noch am 28. Juli 1914, dem Tag an dem Österreich-Ungarn Serbien den Krieg erklärte, gingen wie in ganz Europa so auch in Deutschland Hunderttausende auf die Straße und demonstrierten gegen die Kriegstreiberei und für Frieden. Auch die SPD rief zu Friedenskundgebungen auf. Nur wenige Tage später am 4. August 1914 aber stimmte dann die gesamte sozialdemokratische Reichstagsfraktion den Kriegskrediten zu und trug somit ihren Beitrag zum ersten Weltkrieg bei.

Bei dieser Abstimmung stimmte auch Karl Liebknecht, sich der Fraktionsdisziplin beugend, zu. Erst bei der zweiten Abstimmung zur Bewilligung weiterer Kriegskredite stimmte Karl Liebknecht, der spätere Mitbegründer der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), am 2. Dezember 1914 als einziger von 110 SPD-Abgeordneten im Reichstag mit seinem legendären "Nein!".

Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts

"Der Beginn des Ersten Weltkrieges leitete die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts ein. In ihm entfesselten sich mit aller Gewalt die Destruktionspotenziale des Kapitalismus. Der Erste Weltkrieg resultierte aus den imperialistischen Rivalitäten der europäischen Großmächte, wobei das kaiserliche Deutschland aufgrund seiner die anderen Staaten herausfordernden Weltpolitik die Hauptverantwortung für dessen Ausbruch trug. Im Ersten Weltkrieg standen sich erstmals in der Geschichte industriell hochgerüstete Massenheere gegenüber, die jeweils gegeneinander auch Massenvernichtungsmittel einsetzten. Fast zehn Millionen Soldaten aus allen beteiligten Ländern fielen diesem weltumspannenden Krieg zum Opfer, doppelt so viele wurden verletzt. Weitere zehn Millionen Zivilisten starben abseits der Fronten an Hunger und entbehrungsbedingten Krankheiten.

Kapitulation der Arbeiterbewegung

Im Ersten Weltkrieg ging die europäische bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts unter. "Geschändet, entehrt, im Blute watend, von Schmutz triefend" (Rosa Luxemburg), präsentierte sie sich in diesem Krieg. Teil dieser weltgeschichtlichen Katastrophe war die Kapitulation der internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung. Indem sich ihre führenden Parteien jeweils mit ihren Regierungen verbündeten und deren Kriegspolitik unterstützten, handelten sie im Gegensatz zu ihren internationalistischen und antimilitaristischen Positionen, die sie in den vorangegangenen Kongressen der II. Internationale mehrfach beschworen hatten. Auf diesen Moment des Verrates ihrer Prinzipien geht eine bis heute wirkende Spaltungslinie der Arbeiterbewegung zurück. Die Partei DIE LINKE sieht sich dabei in der Tradition derer, die an der Gegnerschaft zum Krieg und an einer sozialistischen Zielstellung festhielten.", analysierte Florian Wilde für die Historische Kommission der Partei DIE LINKE die historischen Ereignisse.

Humanitäre Katastrophen

"Die Kriege in der Ukraine, in Gaza, in Syrien - um nur drei aktuelle zu benennen - führen zu humanitären Katastrophen. Sie erinnern bedrohlich an die Welt von vor 100 Jahren, als die großen Mächte - Deutschland voran - glaubten, sich die Welt aufteilen zu können und dabei die Menschheit in eine große Katastrophe führten.

Deshalb ist es heute wichtig daran zu erinnern, dass Kriege damals wie heute fast immer aus ökonomischen und geostrategischen Gründen geführt werden, und nicht für vermeintlich hehre Motive wie Menschenrechte.

Krieg ist kein Mittel der Politik. Politik setzt auf Verhandlungen und auf kollektive internationale Organisationen wie die UN oder die OSZE. Krieg setzt allein auf das Recht des militärisch Stärkeren. Aber statt das internationale Recht und die internationalen Organisationen zu stärken, werden sie zunehmend geschwächt. Daran haben alle großen Blöcke und Länder ihren Anteil: Die USA, Russland, aber auch Deutschland, die mit völkerrechtswidrigen Kriegen und Annexionen die Stärke des Rechts durch das Recht des Stärkeren ersetzen.", schlägt Katja Kipping, die LINKE-Parteivorsitzende den Bogen über 100 Jahre in unsere Tage.

Aus der Geschichte lernen heißt die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Krieg muss wieder im Sinne Willy Brandts "ultima irratio" sein, auch und gearde weil die Große Koalition aus CDU/CSU/SPD angesichts der aktuellen Kriegsbedrohungen anscheinend aus der Geschichte nichts gelernt hat.

Ernst Busch "Der Graben" (Kurt Tucholsky alias Theobald Tiger)

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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