Fortsetzungsgeschichte: "Im Jahr des Herrn" (Zeitinsel-Saga) - Kapitel 3

Mit diesem 3. Kapitel endet die Einleitung; es wird beschrieben, wie eine Stadt wie Duisburg damit fertig wird, in die Vergangenheit gestürzt zu sein. Nächste Woche beginnt dann die Reise des alten Rheinschleppers ZENTAUER, die uns in die Mittelmeerregion führen wird und in die Jahre a.D. 32 und 33 …

* * * * * * *

3. Die Orcus-Legende

Eine Woche war seit dem Tag vergangen, an dem man hatte begreifen müssen, dass man mitsamt der Stadt Duisburg und einiger angrenzender Gebiete in der Vergangenheit gestrandet war.
Mittlerweile hatten die ersten Krisenmaßnahmen gegriffen und einige der dringendsten Probleme waren gelöst: Es gab vorläufig genug zu essen und die beiden Großkraftwerke lieferten ausreichend Strom und Wärme. Auch die Kommunikation zwischen den Bürgern und ihrer Verwaltung klappte: Die Polizei hatte ihre Fahrzeuge in alle Ortsteile geschickt und dort hatte man die Menschen über Lautsprecher aufgefordert, ihre Radios auf UKW 92,2 - den Lokalsender "Radio Duisburg" einzustellen. Die Redakteure hatten es in Tag- und Nachtschichten kurzfristig geschafft, ein 24-Stunden-Programm auf die Beine zu stellen, das zwar wenig von der sonst üblichen Dudelmusik enthielt, dafür den Menschen aber mannigfache Hilfe in dieser verrückten Situation anbot und Ratschläge der Hörer weitergab.

»Gut, dass wir die Stadtdruckerei noch nicht privatisiert haben; das Ganze hat nicht mal eine Stunde gedauert. Hier sind die frisch gedruckten Flugzettel mit Eurer Programmstruktur, die wir als Wandzeitungen an alle Haltestellen kleben lassen«, sagte die städtische Pressesprecherin Franka Kopper und knallte einen dicken Packen Papier auf den Tresen der Lokalredaktion des Senders am Hauptbahnhof. »Ach ja. Unsere Jungs sind gerade dabei, das Kabelnetz zu reaktivieren, dann seid Ihr überall zu hören!«
Der Chefredakteur Rolf Schiller sah sie aus rotgeränderten müden Augen an. »Mich interessiert nicht mehr, wer mich alles noch hört, Frau Kopper, ich will wissen, was wir den Leuten zu sagen haben! Wie lange soll dieser Scheiß denn noch weitergehen?«
»Keine Ahnung, aber wir müssen durchhalten! Hier in der Mappe sind die neuesten Infos zum Wasser- und Stromsparen und die Aufrufe, welche Experten wir ganz dringend suchen.«
Rolf Schreiner wollte gerade antworten, als nebenan zwei Telefone gleichzeitig klingelten. Er zuckte entschuldigend mit den Schultern: »Ich muss da mal eben dran …«
»Schon klar«, sagte Franka Kopper und wandte sich ab. »Ich bin dann mal wieder weg!«

*
In der Fußgängerzone der Innenstadt waren viele Menschen unterwegs, während Franka Kopper die 500 Meter zum Rathaus hinüber eilte. Vor dem Gebäude der Stadtsparkasse musste sie der Schlange ausweichen, die sich dort vor den Geldautomaten gebildet hatte. Franka wusste, dass man den Leuten dort den Lohnanteil für genau eine Woche auszahlte. Mit diesem Geld sollten die Menschen erst einmal über die nächsten Tage kommen; Steuern oder sonstige Sachen waren gestundet, bis eine andere Form der Abgaben - etwa das stundenweise Ableisten eines Wachdienstes an den Grenzen - gefunden war.
Auch Franka würde sich nach Ende ihres Dienstes in die Schlange an der Sparkasse einreihen, um ein paar Euros abzuholen, mit denen sie im Supermarkt einige Sachen kaufen konnte. Die Supermärkte und Kaufhäuser hatte man unter Polizeischutz gestellt und die Märkte waren nur für die Bewohner des jeweiligen Stadtteils geöffnet. Das hatte Panik und Plünderungen erstmal verhindert.
Irgendwie gingen wohl alle davon aus, dass diese "Zeitverschiebung", von der man ja angeblich betroffen war, nur ein Naturphänomen sei und in wenigen Tagen von selbst wieder verschwinden würde. Insoweit war die Stimmung noch verhältnismäßig gut und würde sicherlich noch besser werden, wenn auch andere Bereiche des öffentlichen Lebens zur Normalität zurückfinden würden. Franka nahm sich vor, den Oberbürgermeister in diesem Zusammenhang auf das Problem der geschlossenen Kindergärten und Schulen anzusprechen; auch diese Einrichtungen sollten baldmöglichst wieder geöffnet werden.

Franka hatte die breite Pforte des Rathauses gerade erreicht, als sie beinahe mit Peter Hellmüller zusammenstieß, dem ältesten Sohn eines der Baulöwen der Stadt.
»Warum so eilig, Herr Hellmüller?« lachte Franka.
»Hallo Frau Kopper! Ich muss so schnell wie möglich an unsere Baustelle am Südgraben. Unsere Leute beobachten dort schon seit einiger Zeit seltsame Gestalten. Ich habe gerade den Krisenstab informiert.«
»Südgraben? Das ist doch am Froschenteich, oder? Der Graben, der uns vor den wilden Tieren schützen soll?«
»Genau der, Frau Kopper. Wir sind mit schwerem Gerät da unten und morgen fluten wir schon den ersten Teilabschnitt des neuen Wassergrabens. Auch der Durchstich zum Rhein ist so gut wie fertig. Aber gestern Abend kamen die Arbeiten zum Erliegen. Da erschienen dort so komische Typen. Unsere Bauarbeiter dachten erst, die wären vom Karneval übrig geblieben, wegen der Klamotten. Aber eh man sie fragen konnten, waren sie wieder weg. Schwupps. Einer von uns hat zum Glück ein paar Bilder gemacht. Ich hab sie gerade den Eierköppen vom Krisenstab gezeigt.«
»Und?«
»Die Eierköppe haben erst ganz wichtig getan - so wie sie es immer tun, wenn sie nicht wissen, was sie sagen sollen. Dann haben sie herumgetuschelt und am Ende haben sie gesagt, auf diesen Fotos …, die Leute da, das seien Soldaten gewesen. Römische Soldaten ...«

*
Am nächsten Tag:

Bombasticus Leute waren mindestens ebenso überrascht gewesen, wie die Bauarbeiter der Firma Hellmüller. Eigentlich waren die Römer zu ihrem Lager im Bereich des heutigen Burgplatzes unterwegs gewesen, wo sie ihre Kameraden ablösen sollten. Doch schon viele Meilen vorher hatte sie der Anblick dieser seltsamen, riesigen und stöhnenden Tiere aus ihrer Marschlethargie gerissen.
Fassungslos hatten die Legionäre zusehen müssen, wie diese gelbfarbenen Monster wutschnaubend gewaltigen Mengen Erde fraßen und sie an andere Stelle wieder ausspuckten.
Ein weiterer Schock waren die seltsamen Germanen in den bunten Uniformen gewesen, die auf diesen Riesen ritten oder hinter deren weit geöffneten Augen saßen.

Bombasticus hatte die Panik in den Augen seiner Leute erkannt und deshalb den sofortigen Rückzug befohlen. Er ahnte, dass hier Dinge passierten, denen man am besten aus dem Weg ging; zumindest bis klar war, mit welchen dubiosen Mächten sich die Germanen hier zusammengetan hatten.

Doch heute, einen Tag und einige Liter Cervesa später, hatten die Römer neuen Mut geschöpft. Bombasticus hatte die Leute seiner Kohorte vorsichtig ausschwärmen lassen, nachdem ihm seine Späher gemeldet hatten, dass die gigantischen Tiere zu schlafen schienen und die Germanen anscheinend abgezogen wären.
Doch kaum dass sich die Römer durch das dichte Unterholz gearbeitet hatten und auf das freie Feld getreten waren, sahen sie sich erneut Germanen gegenüber. Aber diese Germanen ritten nicht auf riesigen gelben Monstern, sondern saßen auf kleineren metallenen Pferden. Und sie trugen grüne Uniformen mit Helmen, aber anscheinend keine Waffen.
Bombasticus musterte die Gruppe schweigend, dann gab er seinen Legionären den leisen Befehl, einige Germanen gefangen zu nehmen, um sie zu den seltsamen Vorgängen zu befragen. Die Legionäre formierten sich und marschierten los, die Schilde hochgenommen und die Kurzschwerter gezückt. Doch schon auf dem halben Weg wurden sie gestoppt ...;
die Motorradpolizisten hatten Tränengas-Granaten geworfen und die Angreifer brachen hustend und keuchend zusammen.

Man brachte die Legionäre in das nahe gelegene St. Anna-Krankenhaus, wo sie gründlich untersucht und ärztlich versorgt wurden. Anschließend stellte man sie unter Quarantäne, denn niemand konnte schließlich wissen, welche ansteckenden Krankheiten im ersten Jahrhundert nach der Zeitenwende gerade grassierten.

*
Im klimatisierten Salon des edlen Konferenzschiffs schauten knapp 50 Leute durch die großen Panoramafenster und unterhielten sich erregt, aber in gedämpfter Tonlage. Die KARL JARRES hatte vor wenigen Minuten vom Steiger in der Innenstadt abgelegt, nachdem die eingeladenen Gäste aus Kommunalpolitik und Wirtschaft an Bord gelangt waren. Nach dem Verlassen des Hafens hatte das Schiff bereits stromaufwärts gedreht und fuhr, getrieben von zwei Motoren mit 240 KW Leistung in zügiger Fahrt Richtung Süden.
Schiffsführer Klaus Vandermaat gab über Lautsprecher die nötigen Informationen an die Gäste: »Wir sind mit dem Boot der Wasserschutzpolizei vor drei Tagen schon einmal die Strecke abgefahren. Die Rheinbrücken sind noch alle erhalten, nach der Eisenbahn- und der Autobrücke in Hochfeld, die wir bereits unterquert haben, nähern wir uns gleich der Mündelheimer Brücke. Linker Hand sehen Sie die Mannesmann Hüttenwerke, rechts beginnen die Bayer-Werke. Der Wasserstand und die Fließgeschwindigkeit sind knapp normal für die Jahreszeit, allerdings ist der Fluss ziemlich verdreckt und es treibt eine Menge Gestrüpp und Holz mit; bis hin zu großen Baumstämmen. Aber unser Schiff ist ja nicht so groß wie ein Kümo oder ein Tanker; mit seinen 34 m Länge und 5 m Breite sind wir sehr beweglich, außerdem helfen uns die Schottelruder-Propeller und das Bugstrahl-Ruder, wenn wir etwas Größerem ausweichen müssen ..., einem weißer Wal, oder so.«
Verhaltenes Gelächter ging durch den Saal; viele erinnerten sich an den weißen Wal, der mal bei Duisburg im Rhein geschwommen war und den der damalige Zoodirektor Dr. Gewalt hatte einfangen wollen.
»Es wird etwa noch 20 Minuten dauern, dann erreichen wir den Punkt, wo die bekannte Welt für uns zurzeit zu Ende ist. Ich werde Sie dann rechtzeitig auf das Oberdeck bitten.«

Man hörte es schon am Geräusch der Motoren: Die KARL JARRES schob sich jetzt wesentlich langsamer voran. Die Mündelheimer Rheinbrücke hatte man gerade passiert, als sich der Blick auf eine fremde, wilde Landschaft öffnete, über die die Mittagssonne stand.
»Wir müssten jetzt ca. bei Rheinkilometer 761 sein, falls diese Zählung noch eine Bedeutung hat«, murmelte Vandermaat. »Ich dreh jetzt erstmal bei ..., ist eine Frage der Sicherheit. Unser Schiff hat zwar nur ein Tiefgang von 1,50 m, aber das hier ist alles so merkwürdig ..., untief.«

Längst hatten sich alle Passagiere auf dem Oberdeck eingefunden, einige von ihnen mit Ferngläsern und Digitalkameras ausgerüstet.
Eine weite Wasserfläche breitete sich vor ihnen aus, die so gar nicht zu dem Bild passte, das sie alle vom Rhein und seiner Umgebung hatten. Die Wasserfläche reichte bis zum südlichen Horizont und war nur von kleinen Inseln und Kiesflächen durchbrochen.
»Tja, so sieht ein unregulierter Fluss aus«, meldete sich ein Wasserbauer zu Wort. »Typisch für den Niederrhein. Hier hat der Strom genügend Platz in der Breite - und er verzeigt sich immer wieder neu, nach jedem großen Hochwasser.«

»Warum fahren wir nicht ein Stück Richtung Düsseldorf weiter?« fragte einer der Passagiere. Der Wasserbauer drehte sich zu dem jungen Mann um, der sich an seinem ausgeschalteten Laptop festzuhalten schien: »Düsseldorf gibbet nicht mehr, junger Mann; Sie müssen ihre Cocktails in Zukunft woanders schlürfen. Außerdem würde ich dem Kapitän nicht raten, noch weiter nach Süden zu fahren. Wir haben dort keine gewohnten Wassertiefen von 5 oder 8 Metern mehr. Da sind Untiefen, Sandbänke und ähnliche Scherze zu erwarten.«

Während sich der junge Bankangestellte mit rotem Kopf abwandte, kam ein Ruf von der Steuerbordreling: »Schaut mal nach rechts. Was kommt denn da Verrücktes an?«
»Das glaub ich nicht, das sieht ja aus wie bei Ben Hur!«
»Diese Kähne haben aber nicht viel mit den Galeeren zu tun, die im Film so spektakulär untergingen. Das sind drei typische Flussschiffe der Classis Romana, wenn ich das richtig sehe. Sie sind kleiner als normale Galeeren, haben wenig Tiefgang und einen Plattboden, damit sie auch flache Gewässer befahren können. 14 bis 20 Ruderer an jeder Seite, damit dürften sie nicht gerade langsam sein«, wandte der Oberbürgermeister ein.

Mit schnellem Rudertakt näherten sich die drei Schiffe und die ersten, schlecht gezielten Schüsse der Bogenschützen klatschten gegen die stählerne Bordwand der KARL JARRES. Einer der Polizisten an Bord der JARRES hob das Gewehr mit der aufgesetzten Tränengasgranate und sagte scharf: »Näher als 30 Meter sollten wir sie aber nicht herankommen lassen.«
»Und was machen wir dann? Verhandeln? Kann denn überhaupt jemand von Ihnen genug Latein, um mit denen zu sprechen?« fragte Peter Pakula, der Vorstandssprecher der Hafen AG und musterte seine Gesprächspartner. Sofort setzte eine rege Diskussion ein und Phrasen wie „Pax vobiscum“, „Ave, Caesar, Morituri te salutant“ oder „Romani, ite domum“ schwirrten über das Deck.
Der Oberbürgermeister lachte: »Das klingt zwar alles sehr hübsch, meine Herren, aber nicht überzeugend. Zum Glück habe ich den Leiter unseres VHS-Lateinkurses mitgenommen, der hat hoffentlich mehr Lateinkenntnisse als Sie!« Der Oberbürgermeister nickte dem schmalen grauhaarigen Mann auf dem Vordeck zu, der dort in Begleitung zweier Polizisten stand. »Dr. Herzig, versuchen Sie ihr Glück. Aber bitte erst nach dem nächsten Manöver.«
Peter Pakula wollte gerade fragen, von welchem Manöver der Oberbürgermeister gesprochen hatte, da brüllten die Diesel der KARL JARRES schon auf. Das Schiff drehte auf der Stelle und fuhr eine kurze Strecke in nördlicher Richtung, wendete erneut, beschleunigte scharf und fuhr dann mit voller Geschwindigkeit auf die römischen Boote zu. Erst kurz vor einem Zusammenstoß riss der Kapitän der JARRES das Steuer scharf herum, sodass die entstehenden Wogen über die flachen Bordwände der römischen Boote schwappten. Die plötzlich nass gewordenen Bogenschützen senkten erschrocken ihre Waffen und die Ruderer ließen die Boote seitlich in das Flachwasser treiben, wo sie Ankersteine auswarfen.
Die JARRES näherte sich langsam bis auf etwa 30 Meter und Dr. Herzig rief dem Kommandanten der Römer - unschwer zu erkennen an dessen prächtig glänzenden Rüstung - etwas auf Latein zu. Der Kommandant zögerte zunächst mit einer Antwort, beriet sich mit einigen Soldaten und nickte dann zu Dr. Herzig hinüber - offensichtlich eine Geste des Einverständnisses.

Kurze Zeit später trafen sich die Delegationen beider Parteien am Ufer. Den Oberbürgermeister und den Dozenten der Volkshochschule hatten drei Polizisten begleitet; die römische Delegation bestand aus dem Kommandanten, drei Legionären und einem Zivilisten. Der Zweck dieser Verhandlungen war klar: Man musste einen Weg finden, weitere Feindseligkeiten zu vermeiden und gleichzeitig die Neugierde der Römer befriedigen, so gut es eben ging ...

Drei Wochen später:

»Müssen wir nicht aufpassen, dass wir die Geschichte nicht verändern? Was passiert denn, wenn die Römer etwas von unserer Technologie bekommen? Waffen zum Beispiel.«
»Sie werden nichts bekommen, Professor«, murmelte die Polizeipräsidentin und sah den Astronomen an. »Alles ist gesichert und ich habe überall Wachen aufstellen lassen! Außerdem sind Schutzwall und Wassergraben fast fertig. An den Grenzen der Stadt patrouillieren mittlerweile rund 500 schwer bewaffnete Polizeibeamte. Sie haben strikte Anweisung, niemanden in die Stadt zu lassen!«
»Dazu wird auch so schnell keiner Lust haben«, lachte Haumann. »Nachdem der Oberbürgermeister den Römern bei den Verhandlungen im Mündelheimer Rheinbogen das Märchen aufgetischt hat, hier habe sich der Orcus geöffnet, wird es ganz bestimmt kein Römer mehr wagen, sich der vermeintlichen Materialisation der Unterwelt zu nähern.«
»Ein geschickter Schachzug«, nickte die Polizeipräsidentin, »das hätte ich dem jungen Oberbürgermeister gar nicht zugetraut. Die Angst vor der Unterwelt hält der Römer auf Distanz und erklärt ihnen gleichzeitig das Vorhandensein unserer seltsamen Maschinen und Waffen. Für die Römer und die paar Germanen in der Umgebung sind Bagger nichts anderes als geheimnisvoll gefräßige Moloche, die immer neue, gefährliche Wege in die Tiefen der Unterwelt bahnen.«
»Aber die Motorradpolizisten, die entlang des Walls Streife fahren, fürchten die Römer am meisten. Dieser Bombasticus nannte sie furchtsam "Wächter des Orcus auf ehernen Pferden".«
»Andererseits ist es auch gut, dass wir uns mit den Römern arrangiert haben«, sagte Anna Maria Seemüller, eine Ärztin, die ebenso wie der Astronomieprofessor und die Polizeipräsidentin zum Krisenstab gehörte. »In ein paar Monaten ist Erntezeit und die Römer werden uns bis dahin Getreide und Gemüse liefern; im Tausch gegen Haushaltswaren und Werkzeuge aus gutem deutschem Eisen.«
»Hat Thyssen die Produktion denn schon umgestellt?« wollte die Polizeichefin wissen. Die junge Frau nickte und die langen blonden Haare fielen ihr dabei ins Gesicht. Sie schob die Haare beiseite und antwortete: »Die sind jetzt dort sehr vielseitig. Thyssen hat sein normales Programm heruntergefahren und produziert jetzt jede Menge Halbzeug. Das meiste aus Stahl, aber für die Römer natürlich nur Dinge aus Eisen.«

»Also haben wir es für den Anfang irgendwie geschafft«, sagte der Oberbürgermeister leise, dem man die Strapazen der letzten Wochen deutlich ansah. »Wie haben sauberes Trinkwasser und genug zu essen. Wenn die Felder in Baerl, Serm und Rumeln die ersten Erträge bringen, sind wir sogar unabhängig von den Römern, was Getreide und Gemüse angeht. Strom wird produziert, das Bergwerk in Walsum läuft wieder zu 100 Prozent, aus der dort geförderten Kohle werden wir bald Diesel für die Baumaschinen herstellen und das Bayer-Werk in Uerdingen produziert daraus Medikamente und Vitamine.«

»Ja ... «, nickte die Polizeipräsidentin, »für´s Erste haben wir es wohl geschafft.«

(Fortsetzung folgt)

Autor:

Uwe Kirchberg aus Duisburg

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